Kartellwächter bringen RTL-Deal zum Platzen
Die geplante Übernahme des deutschsprachigen Free-TV-Kindersenders Nickelodeon durch RTL ist passé. Weil das Bundeskartellamt Bedenken geäußert hatte und einen Zusammenschluss zu untersagen drohte, hat die Kölner Sendergruppe RTL die Anmeldung der Übernahme zurückgezogen. RTL plante, seine Position im Kinderfernsehen durch den Kauf eines Rechtepakets vom Nickelodeon-Eigentümer Paramount zu stärken, was Nickelodeon-Inhalte ins Portfolio von Super RTL integriert hätte.
Die Kartellbehörde sah jedoch eine marktbeherrschende Stellung von RTL im Bereich Werbung für Kinder, da Super RTL hier bereits führend ist. „Dieser Werbemarkt weist nach den Ermittlungen so deutliche Besonderheiten auf, dass er von sonstiger Werbung abzugrenzen war“, erklärte Kartellamtspräsident Andreas Mundt.
Medienriese Axel Springer wird aufgespalten
Die Gerüchte kursierten bereits, nun ist die Katze aus dem Sack: Das Medienhaus Axel Springer wird aufgespalten. Konkret werden die „Classifieds-Geschäfte“, also das Rubrikengeschäft mit Job- und Immobilienportalen, als eigenständige Unternehmen aufgebaut und gehen mehrheitlich an die Finanzinvestoren KKR und CPP Investments. Das Mediengeschäft indes wird wieder zu einem familiengeführten Konzern im Besitz von Friede Springer und Mathias Döpfner. Zu den Medieninhalten von Axel Springer gehören unter anderem die Bild, Welt und Politico. „Die neue Struktur soll alle Geschäftsbereiche optimal für zukünftiges Wachstumspotenzial und Erfolg in ihren jeweiligen Märkten positionieren“, betont der Konzern.
Mit der neuen Struktur gehen weitere personelle Neuerungen einher. So wird Finanzchef Julian Deutz Chef des neuen selbständigen Rubrikengeschäfts. Co-CEO Jan Bayer wird neuer Aufsichtsratschef des Medienhauses Axel Springer und ersetzt Ralph Büchi, der einem neu gegründeten Beratergremium vorsitzen soll. Eine endgültige Vereinbarung wird in den kommenden Monaten erwartet, heißt es von Axel Springer. Der Deal soll im zweiten Quartal 2025 abgeschlossen werden.
CVC will Schenker-Deal torpedieren
Wer dachte, dass die Jahre währende Käufersuche für DB Schenker nun endlich beendet sei, der irrt. Zwar hat sich die Deutsche Bahn endlich für einen Käufer entschieden, nämlich den Logistiker DSV. Das hindert den enttäuschten Investor CVC, der in letzter Instanz das Nachsehen hatte, nicht daran, Kritik am Schienenkonzern zu üben. In einem Brief des unterlegenen Bieters an die Bahn, der der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt, moniert CVC, dass sein Angebot wirtschaftlich vorteilhafter sei und bemängelt die Intransparenz der Entscheidung.
Der Investor fordert eine transparente und gleichberechtigte Prüfung der Angebote. Die Deutsche Bahn weist die Vorwürfe zurück. Die Bahn und DSV haben bereits einen Vorvertrag über 14,3 Milliarden Euro unterschrieben. Spannend: CVC hat angedeutet, sein Angebot eventuell nochmal nachzubessern.
Bund prüft Trennung von Uniper
Ausverkauf bei den Bundesbeteiligungen: Nach der Commerzbank könnte nun die nächste Staatsbeteiligung ins Schaufenster gestellt werden – die von Uniper. Aufgrund einer Rettungsaktion 2022 im Zuge der Energiekrise hält der Bund aktuell 99 Prozent am Düsseldorfer Energiekonzern. EU-Vorgaben sehen allerdings vor, dass der Bund die Anteile am Gasimporteur wieder reduziert.
Wie das Finanzministerium mitteilte, prüfe man verschiedene Optionen. Am sinnvollsten erachte der Staat eine Privatisierung des Konzerns über die Börse. „Eine Veräußerung über den Kapitalmarkt“ sei die „zentrale Handlungsoption des Bundes zur Reprivatisierung von Uniper“, teilte das FDP-geführte Ministerium mit. Jedoch werden auch außerbörsliche Veräußerungsoptionen geprüft. Weitere Details zu potentiellen Käufern oder dem Zeitplan gab das Ministerium nicht.
Leoni wird nach China verkauft
Der kriselnde Autobauer Leoni hat einen neuen Eigentümer gefunden. Der chinesische Apple-Zulieferer Luxshare will 50,1 Prozent der Anteile an dem fränkischen Unternehmen vom bisherigen Alleineigentümer Stefan Pierer übernehmen, wie Leoni mitteilte.
Die Kabelsparte von Leoni geht sogar komplett nach Fernost zu Luxshare. Das neu gegründete Joint Venture mit dem Namen „Time Interconnect Singapore“, hinter dem die beiden Luxshare-Töchter Luxshare-ICT und Time Interconnect Technology stehen, übernimmt den Bereich. Für die Mehrheitsbeteiligung an Leoni zahlt der chinesische Konzern 205,4 Millionen Euro, für das Kabelgeschäft nochmal 320 Millionen Euro.
Schon 2022 sollte die Sparte von Leoni verkauft werden, damals platzte der Deal jedoch und die Restrukturierung des Autozulieferers stockte, weshalb sich Leoni letztlich in das Starug-Verfahren retten musste. Die Übernahme soll laut Leoni „die finanzielle Stabilisierung“ beschleunigen und die „im vergangenen Jahr erreichten Fortschritte verstärken“.
Weitere M&A-Deals
Der Schmierstoffhersteller Fuchs will den Branchenkollegen Strub kaufen. Das familiengeführte Schweizer Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt insbesondere Industrieschmierstoffe und Spezialitäten für den Schweizer Markt, ist aber auch international aktiv. Mit dem Deal strebt Fuchs an, alle bestehenden Geschäftsaktivitäten in der Schweiz in einer Gesellschaft zu bündeln. Fuchs geht davon aus, dass die Transaktion bis Ende 2024 abgeschlossen sein wird.
Die Fields Group hat eine Mehrheitsbeteiligung an der digitalen Hamburger Marketingagentur Adlicious gekauft. Adlicious bietet integrierte digitale Werbelösungen und kombiniert verschiedene Medienkanäle, Werbekreationen und Datenquellen, um die Effektivität von Werbekampagnen zu maximieren. Die Partnerschaft zielt darauf ab, die Hamburger zu einem führenden Anbieter in Europa zu entwickeln. Taylor Wessing unter der Federführung des Hamburger Corporate-Partners Mark Hoenike hat Adlicious bei der Transaktion beraten.
Der Unternehmer Stefan Herzberg wird 21 der ehemals 45 deutschen Filialen des Beauty-Filialisten The Body Shop. Das teilte Herzberg in seinem „Linkedin“-Profil mit. Zuvor wurde der insolvente Kosmetikhändler in Großbritannien, hinter dem der Turnaround-Investor Aurelius stand, von einem Investor übernommen. Nun stellt Herzog also eine Lösung für einige der deutschen Filialen in Aussicht. Im Februar hatte The Body Shop für den UK-Geschäftszweig Insolvenz angemeldet, wenig später dann auch für den Ableger in Deutschland. Falkensteg hat bei diesem Deal als M&A-Berater fungiert.
Der Paketzusteller UPS beabsichtigt die Übernahme von Frigo-Trans und seiner Schwestergesellschaft BPL. Frigo-Trans ist ein Dienstleister für komplexe Pharma-Logistikservices, durch den UPS seine europaweiten End-to-End-Kapazitäten für UPS Healthcare-Kunden stärken möchte. Gerade im Pharmabereich werden zunehmend temperatur- und zeitkritische Logistikservices benötigt. Genau diesen Bereich deckt Frigo-Trans mit der Spezialisierung auf temperaturkontrollierte Lagerung ab. Der Abschluss der Transaktion wird für das erste Quartal 2025 erwartet. Die Anwaltssozietät Clifford Chance hat UPS beratend zur Seite gestanden.
Blick in den M&A-Markt
Blick in den M&A-Markt
Anhaltende Flaute: Im Jahr 2024 ist der Markt für M&A sowie Börsengänge in Deutschland schwach. Während der IPO-Markt in den USA floriert, zeigt sich in Deutschland nur eine vorsichtige Erholung, unterstützt durch eine gelockerte Geldpolitik und Zinssenkungen, wie ein Blick auf den Markt von Goodwin-Partner Markus Käpplinger zeigt. Besonders profitieren hochverschuldete Portfoliounternehmen von Private-Equity-Firmen, die aufgrund niedriger Bewertungen an strategische Käufer statt an die Börse gingen.
Doch Käppling zeigt sich vorsichtig optimistisch: „Sollte das makroökonomische Umfeld stabil bleiben und die US-Wahl ein klares Ergebnis liefern, könnte der IPO-Markt in Deutschland noch im vierten Quartal 2024 anspringen und im ersten Halbjahr 2025 deutlich an Dynamik gewinnen“. Besonders die wachstumsstarken Sektoren Technologie, Biotech und erneuerbare Energien könnten profitieren. Auch erwartet Goodwin opportunistische M&A-Transaktionen, bei denen deutsche Unternehmen im Fokus ausländischer Investoren stehen. Vor allem deutsche Blue Chips seien aktuell niedrig bewertet und damit attraktiv für internationale Investoren.
Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.
