Die Glückssträhne von Delivery Hero am M&A-Markt ist gerissen. Aus Korea erreichte den Dax-Konzern am heutigen Freitagmittag eine Hiobsbotschaft: Die südkoreanische Kartellbehörde hat erhebliche Bedenken gegen die geplante Übernahme des koreanischen Essenslieferdienstes Woowa, ein Deal im Wert von 3,6 Milliarden Euro, den Delivery Hero vor fast genau einem Jahr angekündigt hatte.
Woowa-Deal ist Säule der M&A-Strategie
Dieser ist der zentrale Pfeiler in der M&A-Strategie der Berliner – und in seiner Art auch stilbildend für die gesamte Wachstumsstrategie, die auf der Konsolidierung von Märkten nach dem Motto „The winner takes it all“ basiert.
Woowa ist der größte Konkurrent von Delivery Hero in Korea. De facto teilen sich die beiden Bringdienste den dortigen Markt auf, aber sie liefern sich eine beinharte Schlacht um Marktanteile, was bei beiden Unternehmen zu riesigen Werbeausgaben führt.
Mit dem Aufkauf des äußerst lästigen Rivalen will Delivery Hero den koreanischen Markt im eigenen Sinne „reparieren“. Das Kalkül: Durch das Schlucken des größten Konkurrenten soll die Wettbewerbsintensität sinken und damit langfristig auch der Bedarf an Werbeausgaben. Analysten haben ausgerechnet, dass Delivery Hero nach der Integration von Woowa in Korea deutlich zweistellige Gewinnmargen verdienen könnte, sofern kein neuer Wettbewerber in die Lücke breschen würde.
FINANCE-Köpfe
Harte Auflagen von der Kartellbehörde
Doch die koreanische Kartellbehörde macht es zur Bedingung für die Genehmigung der Woowa-Übernahme, dass Delivery Hero sein eigenes Koreageschäft mit dem Namen „Yogiyo“ verkauft. Dies dürfte für CFO Emmanuel Thomassin und Konzernchef Niklas Östberg inakzeptabel sein, weil es die komplette Deal-Rationale diskreditieren würde.
Noch hoffen die Berliner, mit anderen Zugeständnissen in Korea doch noch zum Zug kommen zu können, wie sie in ihrer Kapitalmarktmitteilung schreiben. Doch die Investoren glauben nicht daran: in der ersten Stunde nach Veröffentlichung der Meldung ging die Aktie des Dax-Konzerns um über 10 Prozent in die Knie, was einem Verlust an Börsenwert von rund 2 Milliarden Euro entspricht.
Schockierte Aktionäre: Die Folgen des Vetos für die Aktie
Die M&A-Alternativen von Delivery Hero
Ein Scheitern des M&A-Deals würde das Management von Delivery Hero auch noch in einer anderen Weise unter Zugzwang bringen. Zur Refinanzierung des Deals hat sich Thomassin vorsorglich schon 2,3 Milliarden Euro vom Kapitalmarkt geholt. Diese Mittel müsste er im Falle eines Scheiterns zügig anderswo allokieren, da sonst Delivery Hero selbst zum Übernahmekandidaten werden könnte.
Alternative M&A-Optionen gibt es etwa in Lateinamerika und im Mittleren Osten. In beiden Regionen hat der Konzern in diesem Jahr schon zugeschlagen, wenn auch in einer deutlich geringeren Größenordnung als in Korea.
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