Ein Nettogewinn von 2,5 Milliarden Euro, eine Eigenkapitalrendite von 6,7 Prozent und eine harte Kernkapitelquote von 13,2 Prozent – mit den gestern veröffentlichten Zahlen für das Geschäftsjahr 2021 hat die Deutsche Bank erneut die Erwartungen der Analysten übertroffen. Erstmals seit mehr als zehn Jahren verzeichnet die Bank wieder in allen vier Geschäftsfeldern Zugewinne.
Zwar stiegen auch die Gesamtkosten um 1 Prozent auf 21,5 Milliarden Euro. Dank der deutlichen Steigerung der Erträge bringt es die Deutsche Bank aber dennoch auf eine Cost-Income-Ratio (CIR) von 85 Prozent (2020: 88 Prozent). Das dürfte mit Blick auf die teils deutlich effizienter arbeitende Konkurrenz auf Dauer nicht ausreichen, wie Bankchef Christian Sewing zugibt. Er betont: „An unserer Entschlossenheit, die Kosten weiter zu senken, hat sich nichts geändert.“ So peilt die Deutsche Bank bis Ende dieses Jahres eine CIR von 70 Prozent und eine Eigenkapitalrendite von 8 Prozent an.
Deutsche Bank: Transformation treibt Kosten in die Höhe
Für den Kostenanstieg haben vor allem die Investitionen in die laufende Transformation und die damit verbundene Digitalisierung des Geschäfts gesorgt. Sie kletterten laut CFO James von Moltke um 21 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Damit habe die Bank zum Jahresende aber bereits 97 Prozent der geplanten Aufwendungen für ihren Umbau verarbeitet. „Zum Start ins letzte Jahr unserer 2019 verkündeten Strategie sind wir also da, wo wir sein wollten“, zeigt sich Sewing stolz. Die Deutsche Bank habe trotz schwieriger Bedingungen durch die Corona-Pandemie den Turnaround geschafft und sei nachhaltig profitabel sowie bestens aufgestellt, die gesteckten Ziele zu erreichen.
Zu diesen zählt vor allem, im Firmenkundengeschäft wieder stärker zu wachsen. Zwar bleibt die Investmentbank mit einem Vorsteuergewinn von 3,7 Milliarden Euro – ein Zuwachs von 17 Prozent gegenüber 2020 – auch weiterhin der wichtigste Gewinnbringer der Bank. Den prozentual höchsten Ergebniszuwachs verzeichneten die Frankfurter 2021 jedoch in der Unternehmensbank, in der die Deutsche Bank ihr Geschäft mit kleinen und mittelständischen Unternehmen zusammenfasst.
Unternehmensbank steigert Gewinn um 85 Prozent
Dort erreichte das Team um Unternehmens- und Investmentbankchef Fabrizio Campelli 2021 einen Vorsteuergewinn von 1 Milliarde Euro – ein sattes Plus von 86 Prozent gegenüber dem Vorjahresergebnis. Damit liegen die Frankfurter auch mit ihrer Corporate-Sparte erneut über den Erwartungen der Analysten und bestätigen den Aufwärtstrend, der sich bereits im Sommer abgezeichnet hatte, als die Deutsche Bank sich im FINANCE-Banken-Survey die Krone im deutschen Firmenkundengeschäft zurückerobert hatte.
Der gestiegene Zuspruch der CFOs und Treasurer macht sich auch in den Zahlen bemerkbar: Das Kreditbuch der Unternehmensbank wuchs im vergangenen Jahr um 8 Milliarden Euro, die Einlagen legten um 18 Milliarden zu. Darüber hinaus hat die Bank nach eigenen Angaben für Einlagen in Höhe von 101 Milliarden Euro Preisanpassungen vereinbart und damit Mehrerträge von 364 Millionen Euro erzielt. Damit schafft es die Deutsche Bank zunehmend, die Kosten der Niedrigzinsen über neu verhandelte Konditionen zu kompensieren.
Dennoch hat die Belastung durch Niedrigzinsen auch im vergangenen Jahr dafür gesorgt, dass die Zuwächse aus dem Neugeschäft sich auf der Ertragsseite noch nicht bemerkbar machen. In Summe blieben die Gesamterträge der Unternehmensbank im Vergleich zu 2020 mit 5,2 Milliarden Euro nahezu unverändert.
Firmenkundengeschäft profitiert von gesunkenen Kosten
Das positive Ergebnis im Firmenkundengeschäft hat die Bank somit einmal mehr der Senkung der Risiko- und zinsunabhängigen Kosten zu verdanken. Während die Bank erstere im Vergleich zum Vorjahr um weitere 367 Millionen reduzieren konnte, sanken letztere um 2 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro. Zwar ist dies eine Stellschraube, an der sich nicht unendlich drehen lässt. Gleichwohl verfügen die Frankfurter mit einer CIR von 81 Prozent (2020: 82 Prozent) im Firmenkundengeschäft immer noch über beträchtliches Einsparpotenzial. Zumindest legen dies die einschlägigen Vergleiche mit der Konkurrenz nah.
In diesem Jahr will die Deutsche Bank nun endlich wieder spürbar wachsen. Die Zahlen des Schlussquartals 2021 legen nahe, dass die dafür nötige Dynamik entfacht ist: So sind die Erträge in den letzten drei Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 10 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro gestiegen.
Und die Belastung durch die Niedrigzinsen dürfte sich 2022 weiter reduzieren, ist CFO James von Moltke sicher. „Aus 750 Millionen Euro Gegenwind werden 150 Millionen Euro Rückenwind“, erwartet er – ein gewaltiger Ertragshebel. Der Jahresstart sei geglückt, berichtete Bankenchef Sewing: „Die Kalender unsere Firmenkundenberater sind gut gefüllt!“
thomas.holzamer[at]finance-magazin.de
Thomas Holzamer ist Redakteur bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Banken-Sektor, speziell das Firmenkundengeschäft. Er hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Thomas Holzamer mehr als 12 Jahre in den Redaktionen der Mediengruppe Offenbach-Post, zunächst als verantwortlicher Redakteur für Sonderpublikationen, später im Lokalen.