Die Ratingagentur Fitch macht ihre Ankündigung wahr und stuft zahlreiche europäische Banken herunter. Der Grund ist die neue EU-Richtlinie zur Bankenabwicklung, die im Falle einer Pleite in erster Linie die Investoren bluten lassen soll. Die Staaten hingegen ziehen sich tendenziell aus der De-facto-Haftung zurück, doch genau dies war in der Vergangenheit der Hauptgrund für die durch die Bank hohen Kreditratings der europäischen Banken.
Für Fitch ist die bisherige Unterscheidung zwischen einem Stand-Alone-Rating (ohne staatliche Garantie) und dem tatsächlichen Rating damit hinfällig. Erstaunlicherweise fallen die Downgrades im Zuge der fehlenden Staatshaftung von Bank zu Bank jedoch zum Teil deutlich unterschiedlich aus.
Fitch begründet dies damit, dass die staatliche Haftung bei den Banken bisher unterschiedlich stark berücksichtigt worden sei. Bei der staatlich geretteten Commerzbank – die nach wie vor zu Teilen in staatlicher Hand liegt – wiegt der Entzug der staatlichen Haftung schwerer als beispielsweise bei der Deutschen Bank, die ohne staatliche Rettungsgelder durch die Finanzkrise kam. Aus diesem Grund trifft die Herabstufung die Commerzbank auch besonders hart: Gleich um vier Notches fällt das Rating auf BBB. Damit ist die Bank nur noch zwei Stufen vom oberen Ramsch-Status entfernt, der bei BB+ beginnt. Der Ausblick für das Rating der Commerzbank, die zuletzt mit guten Quartalszahlen und einer überraschenden Kapitalerhöhung aufgewartet hatte, ist jedoch immerhin positiv.
Fitch erkennt vielen deutschen Banken den A-Status ab
Auch der Immobilienfinanzierer Aareal Bank sowie die deutsche Pfandbriefbank verlieren ihren A-Status und gehen bei der Refinanzierung ab sofort mit einem BBB-Rating an den Start. Am wenigsten ist in der Rating-Methodologie von Fitch die Deutsche Bank von der neuen Richtlinie betroffen: Fitch senkte deren Rating lediglich von A+ auf A-, der Ausblick ist jedoch negativ. Ein A- (Outlook: negative) erhält auch die italienische HVB-Mutter UniCredit.
Auch die Ratings der deutschen Landesbanken sind betroffen: Während diese für die BayernLB, LBBW, SaarLB, NordLB und die BremerLB jeweils auf A-Status sinken, stürzt das Rating der HSH Nordbank sogar auf BBB ab. Der Ausblick ist bei allen Landesbanken stabil.
Im europäischen Vergleich schneiden die deutschen Geldhäuser damit schlecht ab. Die A-Ratings der Schweizer Banken Credit Suisse und UBS wurden bestätigt und haben einen stabilen Ausblick. Die französische Société Générale (A) und die BNP Paribas (A+) konnten ihre Ratings ebenfalls halten, die britische Lloyds Banking Group erhält sogar ein besseres Rating und klettert um eine Stufe auf A+.
Die österreichischen Geldhäuser traf es – auch im Zuge des Heta-Skandals – ähnlich hart, wie die deutschen Banken: Sowohl die Erste Group Bank, als auch die Raifeissenbank International und der Volksbankenverbund wurden auf BBB herabgestuft.
Fitch-Downgrades erschweren deutschen Banken die Refinanzierung
Die Lücke, die sich nun beim Rating gegenüber vielen internationalen Wettbewerbern auftut, könnte auch Auswirkungen für die Refinanzierung deutscher Banken haben. Marktbeobachter berichten, dass die Downgrades zwar teilweise schon eingepreist, dennoch aber höhere Refinanzierungskosten wahrscheinlich seien. Zu einer Verbesserung tragen die Downgrades mit Sicherheit nicht bei.
Die meisten CFOs werden diesen schlechten Tag für die deutsche Bankenwelt derweil gelassen aufnehmen. Dank des nach wie vor sehr niedrigen Zinsniveaus und des verbissenen Kampfes der Geldhäuser um die wertvollen Firmenkunden werden nicht viele Banken ihre höheren Refinanzierungskosten an ihre Firmenkunden weiterreichen können, ohne gegenüber ihren (ausländischen) Konkurrenten an Attraktivität zu verlieren. Einen Beleg, wie hart derzeit um die Firmenkunden gekämpft wird, liefert die aktuelle Preispolitik der Banken: Zuletzt haben viele von ihnen stark fallende Kreditmargen in Kauf genommen.