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Neue Unicredit-Strategie trifft HVB

Die neue Strategie der Unicredit wirkt sich auch auf die deutsche Tochter HVB aus. Foto: andersphoto/stock.adobe.com

Schlanker, digitaler und profitabler – so könnte man die Ziele zusammenfassen, mit denen Unicredit-Chef Andrea Orcel die Bank fit für die Herausforderungen der kommenden Jahre machen möchte. Seine Strategie hat er am heutigen Donnerstag präsentiert. Für das laufende Jahr rechnet die Bank auf Gruppenebene mit einem Überschuss von 3,3 Milliarden Euro. Bis 2024 soll der Überschuss der Unicredit die 4,5 Milliarden knacken. Um dies zu erreichen, will die Bank ihre Erträge um 1 Milliarde auf 17 Milliarden Euro steigern und gleichzeitig die Cost-Income-Ratio (CIR) um 6 Prozentpunkte auf 50 Prozent senken. Das entspricht Einsparungen in Höhe von 500 Millionen Euro.

Für eine Überraschung sorgte Orcel derweil beim Thema Personal: Wachstum in strategischen Bereichen lautet dabei offenbar die Devise des Bank-Chefs. So will die Bank den Kontakt zu den Kunden intensivieren und bis 2024 im Bankengeschäft europaweit 1.500 Stellen neu besetzen.

Unicredit investiert Milliarden Euro in Digitalisierung

Weitere 2.100 Jobs sollen im Bereich Digital und Data geschaffen werden, um die Digitalisierung voranzutreiben. Die digitale Transformation steht im Fokus der neuen Strategie. Die Unicredit will in den kommenden drei Jahren 2,8 Milliarden Euro in diesen Bereich investieren. „Banken verlieren im Bereich der Daten aktuell gegen die Fintechs“, gibt Orcel zu. Ihr Vorteil gegenüber den Tech-Schmieden seien jedoch die gewachsenen Kundenbeziehungen, glaubt er. Daher sollen alle 13 Banken der Gruppe die gleichen Datensysteme und Plattformen erhalten, um den Kundenservice gruppenweit zu vereinheitlichen.

Keine genauen Angaben machte der Unicredit-Chef derweil zu einem möglichen Stellenabbau. Allerdings räumte er auf Nachfrage ein, dass es Abgänge geben werde. So hatte unter anderem der Branchendienst „Bloomberg“ in den vergangenen Tagen unter Berufung auf Insider berichtet, das die Bank einen Abbau von 3.000 der aktuell 87.000 Stellen erwäge. Rund die Hälfte davon könnten demnach auf die deutsche Tochter Hypo-Vereinsbank (HVB) und ihre Tochtergesellschaften entfallen.  

Betroffen von einem möglichen Abbau bei der HVB wären nach FINANCE-Informationen vor allem Jobs im Back-Office-Bereich, aber auch das Management muss Federn lassen. So hatte Orcel seit seinem Antritt im April bereits einige der unter seinem Vorgänger Jean Pierre Mustier beliebten Doppelspitzen zur Disposition gestellt. Allerdings ist nun im Gegenzug von bis zu 200 neuen Stellen im Kundengeschäft der HVB die Rede.

HVB muss Kosten weiter senken

Die HVB muss jedoch auch die Rentabilität ihres Geschäfts verbessern: Das Deutschlandgeschäft hinkt mit einem Return on Allocated Capital (RoAC) von aktuell 7 Prozent, schon länger den anderen drei Regionen Italien, Mittel- und Osteuropa hinterher – trotz der Restrukturierungsbemühungen der vergangenen Jahre. So bringt es die Unicredit nach eigenen Angaben aktuell auf eine Rentabilität von 13 Prozent in Osteuropa und 10 Prozent im Heimatland Italien.

Die 10-Prozent-Marke sollen bis 2024 auch die Deutschen knacken, so die Vorgabe aus Mailand. Dazu will Orcel, der seit Juli auch dem Aufsichtsrat der HVB vorsitzt, bei den Münchenern vor allem auf die Kosteneffizienz schauen. Zwar zählt die HVB dank der Sparbemühungen der vergangenen Jahre mit einer CIR von zuletzt 60,5 Prozent inzwischen zu den effizientesten Geschäftsbanken in Deutschland.

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Bis 2024 sollen die Münchner ihre Kosten dennoch 9 Prozent senken, vornehmlich durch die Digitalisierung und Automatisierung von Geschäftsprozessen. Bereits im Juli hatte die HypoVereinsbank Michael Laubsch als Head of Digital Banking von der Deutschen Bank an Bord geholt, um die digitale Transformation im Firmenkundengeschäft voranzutreiben.

HVB soll Marktanteil erhöhen

Zudem bekommt die deutsche Tochter klare Wachstumsziele. So soll der Umsatz der Münchener jährlich um 2 Prozent wachsen. Aktuell habe die HVB in Bayern einen Marktanteil von 10 Prozent, deutschlandweit sei dieser jedoch vergleichsweise gering, so Orcel. Dies will die Bank in den kommenden Jahren ändern. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Firmenkundengeschäft, wo die HVB stark im Mittelstand verankert ist. Fokussieren will sich die Bank vor allem auf die ESG-Beratung und Transformationsfinanzierung und peilt ein Wachstum von 20 Prozent bis 2024 an.

Am Kapitalmarkt kam die neuen Strategie des Unicredit-Chefs offenbar gut an, der Kurs der Aktie schoss am Donnerstag um mehr als 10 Prozent nach oben.

thomas.holzamer[at]finance-magazin.de

Thomas Holzamer ist Redakteur bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Banken-Sektor, speziell das Firmenkundengeschäft. Er hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Thomas Holzamer mehr als 12 Jahre in den Redaktionen der Mediengruppe Offenbach-Post, zunächst als verantwortlicher Redakteur für Sonderpublikationen, später im Lokalen.