Der französische Privatbankier Philippe Oddo hat das Übernahmeangebot der chinesischen Fosun-Gruppe für die BHF Bank zu Fall gebracht. Mit 5,75 Euro je Aktie bietet Oddo nicht nur wesentlich mehr als die Chinesen, deren Angebot 5,10 Euro betrug. Der Franzose hat parallel zu seinem Übernahmeangebot auch gleichzeitig Fakten geschaffen und bekanntgeben, dass er mit 50,4 Prozent bereits die Mehrheit des Kapitals kontrolliert.
Der Coup verlief so: Ohne eine neue Meldeschwelle berührt zu haben, hat Oddo seinen eigenen Anteil von 15 auf 21,6 Prozent ausgebaut. Parallel konnte er Kaufverträge mit zwei anderen Großaktionären schließen: dem Asset-Manager Franklin Templeton, der 17,5 Prozent hält, und mit Aqton, dem Investmentvehikel des BMW-Erben Stefan Quandt, dessen Anteil sich auf 11,2 Prozent beläuft. Insgesamt summiert sich der von Oddo gebotene Preis für alle Aktien der BHF-Gruppe auf 760 Millionen Euro.
Oddo will Mitarbeiter der BHF-Bank am Kapital beteiligen
Oddo wird den BHF-Deal aber nicht alleine stemmen, er hat sich als Partner die Société Générale an seine Seite geholt. Die französische Großbank will die Private-Banking-Aktivitäten der BHF-Bank in England und auf den Kanalinseln übernehmen. Den vereinbarten Kaufpreis wollte Oddo auf Anfrage nicht nennen, der Buchwert der zur SocGen wandernden Vermögenswerte beläuft sich auf 190 Millionen Pfund Sterling.
Die Société Générale finanziert Oddo auch die BHF-Übernahme. Gemeinsam mit JP Morgan stellt die SocGen Bankdarlehen in nicht genannter Höhe zur Verfügung. Oddo plant aber auch eine Kapitalerhöhung, über die eine außerordentliche Hauptversammlung am 3. Dezember abstimmen soll. Dies ist insofern brisant, weil die Oddo-Familie nur 60 Prozent der Anteile kontrolliert und weitere institutionelle Investoren 10 Prozent. 30 Prozent liegen bei den Mitarbeitern, was Oddo persönlich sehr wichtig ist.
Diese werden ihr Investment aufstocken müssen, um ihre Anteilshöhe zu halten. Zudem plant Oddo, das Kapital der Pariser Bank für die Mitarbeiter der BHF-Bank zu öffnen. Mit der aufsichtsrechtlichen Genehmigung der Übernahme rechnet Oddo bis zum 15. Dezember.
Geschäftsschwerpunkt von Oddo künftig in Deutschland
Der BHF-Deal ist ein gewaltiger Sprung für Oddo, der das gesamte Gewicht der Oddo-Gruppe in Richtung Deutschland verlagert. Hierzulande wird Oddo künftig mit 1.350 Mitarbeitern mehr Leute beschäftigen als in Frankreich, wo es 900 sind. „Ich werde deshalb in Zukunft drei Tage die Woche in Deutschland verbringen“, sagte Oddo in einer kurzfristig anberaumten Telefonkonferenz.
Die BHF-Bank verwaltet aktuell Kundenvermögen in Höhe von 43,6 Milliarden Euro, fast so viel wie die Oddo-Gruppe, die auf 60 Milliarden Euro kommt. Hinzu kämen noch 6,9 Milliarden Euro aus der irischen Filiale der BHF-Tochter Kleinwort Benson, die Oddo behalten möchte. Durch den geplanten Zusammenschluss entsteht einer der größten Asset-Manager und Vermögensverwalter Europas.
Führt Oddo Teile von Seydler und BHF-Bank zusammen?
Der für Oddo gewaltige BHF-Deal dürfte auch Folgen für die anderen beiden Deutschland-Töchter von Oddo haben, den Düsseldorfer Asset-Manager Meriten und das Frankfurter Wertpapier- und Corporate-Finance-Haus Seydler. Seydler hat sich gerade zu einem äußerst ehrgeizigen Expansionskurs im deutschen Firmenkundengeschäft aufgemacht. Auch die BHF-Bank betreibt Firmenkundengeschäft, allerdings nur am Rande. „Der Kauf der BHF-Bank wird auch Seydler und Meriten helfen, zu wachsen“, glaubt Oddo.
Diese Aussage lässt Raum für Spekulationen, dass Oddo innerhalb seiner mittlerweile diversen Deutschlandtöchter Geschäfte bündeln könnte. So dürfte es auch im Kredit- und Kapitalmarktgeschäft der BHF-Bank und von Seydler Überschneidungen geben. Zu seinen Plänen hält sich Oddo freilich noch bedeckt. Auf FINANCE-Anfrage sagte er: „Wir werden jetzt zunächst das Gespräch mit dem Management der BHF-Bank suchen und uns deren Vorstellungen anhören.“ Das BHF-Management habe das Recht, eigene Vorschläge für die künftige Aufstellung der Bank zu unterbreiten, der Presseberichten zufolge im nächsten Jahr ein deutlicher Gewinneinbruch bevorsteht.
Größere Einschnitte sind offenbar nicht zu befürchten. „Uns geht es jetzt darum, die großen Talente bei der BHF-Bank zu halten und neue für unser Projekt zu gewinnen“, sagte Oddo. „Beim Kauf der BHF-Bank geht es um Synergien beim Thema Wachstum und Expansion. Das ist kein Cost-Cutting-Case“, verspricht der Bankier.
Info
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