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M&A-Berater senken Dealflow-Prognosen erneut

Noch sind die Offices gut besetzt, doch M&A-Berater sind schon länger nicht mehr richtig ausgelastet.
sonyonghee/iStock/Getty Images Plus

Schon im Frühjahr befürchteten M&A-Berater eine rückläufige Auslastung – und dies scheint nun auch so zu kommen. Das dritte Halbjahr in Folge leiden M&A-Berater schon unter dünner werdenden Auftragsbüchern, zeigt der Prognoseindikator des FINANCE M&A-Panels, einer Umfrage unter M&A-Beratern und Investmentbanken, die FINANCE zusammen mit der Wirtschaftskanzlei CMS Deutschland durchführt.

Auftragsrückgänge quer durch alle Beratergruppen

Ihre aktuelle Auslastung mit M&A-Deals, deren Signing innerhalb der vergangenen zwei Monate stattgefunden hat oder in den kommenden zwei Monaten ansteht, beziffern die M&A-Berater auf einer Skala von -5 bis +5 mit einem Wert von 1,25. Dieser liegt zwar immer noch über dem „Normalwert“ von 0, fällt allerdings stetig. Vor einem Jahr beispielsweise schätzten die Berater ihr Projektaufkommen noch mit einem Wert von 2,01 ein.

Den Rückgang im Projektaufkommen spüren alle Beratergruppen gleichermaßen: Berater mit dem Fokus auf Smallcap-Transaktionen bewerten ihr aktuelles Projektaufkommen mit einem Wert von 1,18. Das ist der niedrigste Wert seit Februar 2015. Und die Dynamik der Abwärtsbewegung ist bedenklich hoch: Im Frühjahr lag der Auslastungswert noch bei 1,41, im vergangenen Herbst sogar bei 2,07.

Auch die M&A-Berater, die im Kerngeschäft Mid- und Largecap-Deals betreuen, verzeichnen Auftragsrückgänge: Ihre Auslastung liegt den aktuellen Ergebnissen zufolge bei 1,29, nach 1,47 vor einem halben Jahr.

Pipeline der Smallcap-M&A-Berater wird dünner

Die seit Monaten nachlassenden Aufträge haben die befragten M&A-Berater auch dazu veranlasst, ihre Dealflow-Prognosen für die künftigen Monate erneut zurückzunehmen: Ihre Projekt-Pipeline für die kommenden drei bis acht Monate schätzen die Berater mit einem Wert von nur noch 1,23 ein. Das ist die niedrigste Prognose seit der Einführung des Prognoseindikators im Sommer 2014 (damaliger Prognosewert: 1,42).

Besonders vorsichtig sind die Smallcap-M&A-Berater: Sie erwarten für die nächsten drei bis acht Monate nur einen Dealflow von 1,00. Damit haben die Smallcap-M&A-Berater ihre Prognosen drastisch korrigiert, noch im Frühjahr rechneten die M&A-Experten mit einem Wert von 1,79. Doch diese Prognose haben sie mit einer tatsächlichen Auslastung von 1,18 weit verfehlt.

Automotive-Krise erreicht die M&A-Berater

Was auf die M&A-Branche bei einer starken Konjunkturdelle noch zukommen könnte, zeigt ein Blick auf die Autoindustrie, derzeit eine Art Vorreiter in Sachen Krisenstimmung. Deren Probleme schlagen unmittelbar auf die M&A-Berater durch. Von Private Equity abgehakt und von Pleiten wie Weber Automotive oder Eisenmann gezeichnet, spüren die M&A-Berater starke Rückgänge bei Automotive-Deals. Dieser Branche schreiben sie auf einer Skala von 1 bis 10 nur noch einen Aktivitätswert von 4,52 zu.

Hochzeiten wie im Sommer 2017, als der Wert bei fast 7 lag, sind Geschichte. Zum Vergleich: Eine Branche mit derzeit hoher M&A-Tätigkeiten wie Software/IT bringt es in der aktuellen M&A-Berater-Umfrage auf einen Aktivitätswert von 8,13 – und Targets aus diesem Segment sind so begehrt wie seit zwei Jahren nicht mehr (Oktober 2017: 8,31).

CMS-Partner Oliver Wolfgramm sieht ein breiteres Phänomen wirken: „Gerade Branchen, die unter starkem Innovationsdruck stehen, sehr exportorientiert ausgerichtet sind und im Moment eine massive Umbauphase der Neuordnung durchleben, zeigen eine nachlassende Aktivität am M&A-Markt.“ Dazu zählt er auch die zweite Vorzeigebranche der deutschen Industrie, den Maschinen- und Anlagebau.

Des einen Leid, des anderen Freud, meint hingegen Wolfgramms Kollege Thomas Meyding: Die Entwicklung im Automotive-Sektor eröffne Käufern mit einem anderen Fokus gerade besondere Möglichkeiten: „Wir sehen auch Investoren, die in einem M&A-Umfeld mit weniger Wettbewerbsdruck Chancen erkennen.“ Nur: Genug, um die M&A-Berater über Wasser zu halten, sind es nicht.

olivia.harder[at]finance-magazin.de

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Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.