Die Schufa trennt sich von ihrer Münchner Fintech-Tochter Finapi. Das italienische Open-Finance-Unternehmen Fabrick wird die Schufa-Anteile in Höhe von 75 Prozent übernehmen, teilte die Wiesbadener Auskunftei heute mit. Die übrigen 25 Prozent des seit 2018 zum Portfolio der Schufa gehörende Fintechs bleiben in den Händen der beiden Finapi-Gründer Florian Haagen und Martin Lacher, die ihre Funktionen als CEO beziehungsweise COO auch unter neuer Flagge weiter ausüben werden.
Die Schufa will Finapi schon länger verkaufen. Schon vor zwei Jahren verkündete die Auskunftei eine entsprechende Vereinbarung mit der britischen Open-Banking-Plattform Yapily. Der M&A–Deal, für den ein „hoher zweistelliger Millionenbetrag“ im Raum stand, platzte am Ende allerdings doch noch überraschend.
Schufa und Fabrick machen keine Angaben zum Kaufpreis
Wie viel Fabrick für Finapi zahlen wird, ist unbekannt. Die Parteien machten keinerlei Angaben zum Kaufpreis. Das Branchenmedium „Finanz-Szene“ geht allerdings davon aus, dass Finapi eine „merklich niedrigere Bewertung“ als noch vor zwei Jahren auf die Waage bringen dürfte. Demnach sollen die Ertragszuwächse des 2008 gegründeten Fintechs zuletzt eher schleppend ausgefallen sein. Die Provisionserträge etwa seien 2022 lediglich um 7 Prozent auf knapp 6 Millionen Euro gestiegen.
Finapi sieht sich selbst als einer der führenden deutschen Betreiber von Open-Finance-Lösungen. Das übergeordnete Ziel bestehe darin, Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen mithilfe innovativer Finanzdienstleistungen zu unterstützen. Die Münchner setzen dabei vor allem auf den Branchentrend „Embedded Finance“: Damit sollen Finanzdienstleistungen wie etwa Kreditvergabe oder Zahlungsabwicklung in die Infrastruktur beliebiger Unternehmen integriert werden, ohne dass Kunden dabei den Umweg über klassische Intermediäre wie Banken gehen müssen.
Hauptakteur im europäischen Open-Finance-Markt
Nach eigenen Angaben betreut Finapi zurzeit über 350 Kunden, zusammen mit Fabrick komme man künftig auf 800. Das abgewickelte Zahlungsvolumen steige dadurch auf mehr als 65 Milliarden Euro, womit Fabrick nicht nur eine führende Rolle in Deutschland einnehme, sondern auch seine Position als einer der Hauptakteure im gesamteuropäischen Markt festige. Bislang sei Fabrick in Italien, Spanien und dem Vereinigten Königreich aktiv.
Die Schufa hatte in den vergangenen Jahren einige Zukäufe im Fintech-Bereich getätigt, neben Finapi etwa Ende 2022 die Bonitätsplattform Forteil. Die Schufa spricht in diesem Zusammenhang von einer „Transparenzoffensive“, von der Privatpersonen und Unternehmenskunden bei der Nutzung von Schufa-Dienstleistungen profitieren sollen. Laut CEO Tanja Birkholz wolle man daher auch trotz des Verkaufs eng mit Finapi und Fabrick zusammenarbeiten: „Verbraucherinnen und Verbraucher sowie unsere Unternehmenskunden werden von den weiteren Produktentwicklungen im Bereich Open Banking profitieren.“
Immer wieder wurde in den vergangenen Jahren auch über einen Verkauf der Schufa selbst spekuliert. Interesse hatte unter anderem EQT angemeldet, das schwedische Private-Equity-Haus gab seine Pläne Anfang 2023 aber auf.
Philipp Hafner ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth sowie an der University of Amsterdam studiert. Vor FINANCE arbeitete Philipp Hafner mehr als sechs Jahre bei der Verlagsgruppe Knapp/Richardi, zunächst als Volontär, anschließend dann als Redakteur für die Fachzeitschrift „Immobilien & Finanzierung“.