Knapp zwei Jahre nach ihrem Antritt bei Bertelsmann geht Finanzchefin Judith Hartmann wieder: Wie der Verlag am Freitag mitteilt, wird Hartmann zum 31. Januar 2015 „im freundschaftlichen Einvernehmen“ das Unternehmen verlassen. Über einen Nachfolger ist noch nicht entschieden, bis dahin wird Bertelsmann-Chef Thomas Rabe den CFO-Posten kommissarisch leiten. Er übernimmt damit vorübergehend wieder seinen langjährigen Wirkungsbereich: Rabe war vor Hartmann bereits Finanzchef bei Bertelsmann.
Christoph Mohn, Vorsitzender des Aufsichtsrats, stellte insbesondere Hartmanns Verdienste um die Aktienplatzierung der RTL Group und das konzernweite Operational-Excellence-Programm heraus. Erst Mitte November hatte Hartmann bei der Verkündung der Neun-Monats-Zahlen gesagt, dass Bertelsmann operativ und finanziell in einer „guten Verfassung“ sei. Der Umsatz nach neun Monaten erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 4,3 Prozent auf 11,82 Milliarden Euro und erreichte damit den höchsten Wert seit sieben Jahren. Das Konzernergebnis lag nach neun Monaten bei 285 Millionen Euro und lag damit unter dem Vorjahreswert nach neun Monaten von 623 Millionen Euro.
Judith Hartmann hat viel CFO-Erfahrung
Die 45-jährige Judith Hartmann ist seit Mitte Oktober 2012 Finanzchefin bei Bertelsmann und ist seitdem für Finanzen, Steuern, Rechnungswesen und IT verantwortlich. Bevor die Österreicherin zu dem Verlag wechselte, war sie Mitglied des Global Executive Teams bei GE und Finanzchefin der Geschäftseinheit Deutschland. Davor hatte sie verschiedene CFO-Posten innerhalb von GE-Tochtergesellschaften inne und arbeitete unter anderem in Brüssel, Wien und São Paulo. Vor ihrer Zeit bei GE war sie bei Walt Disney in Paris tätig, zuletzt als Finance Manager bei Disney Consumer Products. Hartmann hat internationale BWL an der Wiener Wirtschaftsuniversität studiert und darin mit Auszeichnung promoviert.
Bei Bertelsmann sollte sie unter anderem die Internationalisierung und Digitalisierung vorantreiben. Zuletzt hatte der Verlag einige Deals eingefädelt: Vor einem Monat kaufte er für einen mittleren dreistelligen Millionen-Betrag den US-Online-Bildungsanbieter Realias Learning von PE-Investor Vista Equity Partners. Davor hatte Bertelsmann bereits den US-Online-Bildungsanbieter Udacity übernommen. Anfang Oktober stockte Bertelsmann seine Beteiligung bei Gruner+Jahr auf 100 Prozent auf, Medien sprachen von einem Kaufpreis im niedrigen dreistelligen Millionenbereich. CEO Thomas Rabe kündigte im Fühjahr Akquisitionen im Bildungsgeschäft an, für die bis zu 3 Milliarden Euro zur Verfügung stünden. Zumindest vorübergehend wird er sich auch für die finanziellen Aspekte der M&A-Deals wieder stärker selbst verantwortlich zeichnen.
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