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Lufthansa verliert den nächsten CFO

Thorsten Dirks hielt sich nur drei Monate als Lufthansa-CFO.
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Ausgerechnet in der schwersten Krise der Unternehmensgeschichte hat die Lufthansa das Fortune mit ihren Finanzchefs verlassen. Nachdem CFO Ulrik Svensson Anfang April aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste, entschied der Aufsichtsrat damals überraschend, „dass dieser Moment nicht der richtige ist, einen neuen Finanzvorstand zu berufen. Wir setzen daher für die nächste Zeit auf eine interne Teamlösung.“ Den Großteil der CFO-Aufgaben übernahm Digitalchef Thorsten Dirks, sein Ressort wurde umbenannt in „Digital und Finanzwesen“. 

Was löste den Rückzug von Thorsten Dirks aus?

Dieses Konstrukt hielt nicht einmal drei Monate lang. Nun ist auch Dirks nicht mehr CFO der Lufthansa, wie der Konzern am späten Freitagabend bekannt gab. Der Konzern reagierte auf eine Meldung des „Handelsblatts“, die kurz zuvor von Dirks‘ Abgang erfahren hatte. Nach Informationen der Zeitung soll Dirks nicht bereit gewesen sein, den nach dem Staatseinstieg für das gesamte Top-Management geltenden Bonusverzicht zu akzeptieren. Bei der Lufthansa-Führung machen die Boni bis zu 50 Prozent des Gesamtgehalts aus, berichtet das „Handelsblatt“.

Auch in der Mitteilung der Lufthansa findet sich der Kontext Staatseinstieg wieder, wenn auch in weniger stark akzentuierter Form: „Den erfolgreichen Abschluss der staatlichen Stabilisierungsmaßnahme nimmt Thorsten Dirks zum Anlass, sich aus dem Vorstand zurückzuziehen.“ 

Dirks war seit Mai 2017 Lufthansa-Vorstand und trug die überwiegende Zeit die Verantwortung für die Billigflugtochter Eurowings, deren Sanierung bis zum Ausbruch der Coronakrise aber nicht abgeschlossen werden konnte. „Es waren ausnahmslos schwierige und herausfordernde Themen, mit denen er konfrontiert war“, sagte Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley zu Dirks‘ Zeit bei der Lufthansa.

Carsten Spohr wird Interims-CFO

Nun stellt sich erneut die Frage nach der zukünftigen Leitung der Finanzabteilung. Zunächst übernimmt jetzt erst einmal Konzernchef Carsten Spohr das Vorstandsressort „Digital und Finanzwesen“. Schon nach Svenssons Rücktritt hatte er Teile des Finanzressorts übernommen, in erster Linie die Verantwortung für Investor Relations.

Allerdings heißt es diesmal, dass dies „interimistisch“ geschehe. Damit deutet sich ein Sinneswandel an. Möglicherweise könnte die Lufthansa als nächstes wieder einen echten Finanzer als CFO bekommen. Dem Finanzmanagement wird in den nächsten Jahren eine hohe Bedeutung zukommen, ist die Airline nach der Staatsrettung doch mit einem zweistelligen Milliardenbetrag verschuldet und muss hohe Zinskosten bezahlen. 

Für den Ex-Telekommunikationsmanager Dirks könnte hingegen es wieder in seine Stammbranche zurückgehen. Seit 2007 war er Chef der Mobilfunker E-Plus und KPN. Nach der Übernahme von E-Plus durch Telefónica Deutschland rückte er in den Vorstand dieses Konzerns auf. Von 2015 bis zu seinem Wechsel zur Lufthansa im Jahr 2017 war er auch Präsident des Branchenverbands Bitkom.

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