Eigentlich hätte heute bereits die Erstnotiz der Schaeffler-Aktien sein sollen. Doch der Abgasskandal bei VW, einem wichtigen Kunden der Herzogenauracher, grätschte dem Automobilzulieferer dazwischen. War man im Markt zuletzt davon ausgegangen, dass Schaeffler mit dem IPO mehr als 2,5 Milliarden Euro würden einsammeln können, fällt der Börsengang nun eine ganze Ecke kleiner aus.
Ursprünglich hatte der Wälzlagerhersteller angestrebt, bis zu 166 Millionen neue und bereits bestehende Vorzugsaktien bei institutionellen Investoren zu platzieren. Davon sollten bis zu 100 Millionen Aktien aus dem Bestand der Schaeffler Verwaltungs GmbH stammen, einer Holdinggesellschaft der Familie Schaeffler. Sie war gegründet worden, um den Konzern auf dem Höhepunkt der Finanzkrise finanziell zu stabilisieren. Weitere 66 Millionen Aktien sollten aus einer Kapitalerhöhung der Schaeffler AG einfließen. Dort ist das eigentliche operative Geschäft der Herzogenauracher gebündelt.
Börsengang soll Schaeffler knapp 900 Millionen Euro einbringen
Schaeffler will jetzt nur noch lediglich bis zu 75 Millionen Aktien bei institutionellen Investoren platzieren. Während aus einer Kapitalerhöhung weiterhin 66 Millionen Aktien eingeplant sind, kommen nur noch 9 Millionen Aktien aus dem Bestand der Schaeffler Verwaltungs GmbH. Das ergäbe einen Streubesitz von 11 Prozent. Platziert werden sollen die Aktien im Prime Standard der Frankfurter Börse zu einem Preis zwischen 12 und 14 Euro. Bei einem IPO in der Mitte der Spanne ergäbe sich ein Bruttoerlös von rund 975 Millionen Euro, davon würden Schaeffler etwa 858 Millionen Euro zufließen.
Die Einnahmen aus der Platzierung fließen in den Schuldenabbau, bis 2018 sollen zusätzlich weitere Schulden in Höhe von 1 Milliarde Euro aus dem operativen Cash Flow zurückgeführt werden. Die Erstnotiz ist für Freitag avisiert. Die Schaeffler-Gesellschafter behalten sich das Recht vor, im Rahmen des IPO bis zu 24,4 Millionen weitere Aktien aus dem Bestand der Verwaltungs GmbH zu platzieren. Weitere Aktien könnten nach Ablauf einer Sperrfrist platziert werden, um einen Streubesitz von 25 Prozent zu erreichen.
Schaeffler will Verschuldung auf Holding- Ebene zurückfahren
Für Klaus Rosenfeld, ehemals CFO und heute CEO der Schaeffler AG, ist der Börsengang „ein strategischer Schritt, um die Verschuldung weiter zu reduzieren und die Kapitalstruktur zu verbessern“. Mit den Einnahmen aus der Platzierung will Schaeffler die Verschuldung sowohl auf Ebene der AG als auch auf Holding-Ebene reduzieren. Doch auch dabei muss das Unternehmen von seinen ursprünglichen Plänen abweichen.
Eigentlich sollten externe Finanzverbindlichkeiten der Verwaltungs GmbH im Gesamtvolumen von 3,6 Milliarden Euro durch die Einnahmen aus dem Börsengang teilweise abgebaut werden. Die verbleibenden Verbindlichkeiten wollte Schaeffler über einen langfristigen Bankkredit, eine Revolving Credit Facility sowie eine Brückenfinanzierung ablösen.
Dieses Konzept muss nun in mehreren Schritten umgesetzt werden. Auf Ebene der Schaeffler Holding sollen nun zunächst bestehende Bankkreditlinien über insgesamt 700 Millionen Euro abgelöst und durch neue Kreditlinien über insgesamt 800 Millionen Euro mit fünf Jahren Laufzeit ersetzt werden. Die neuen Linien stellt ein Konsortium aus Deutscher Bank, Citigroup, Bank of America Merrill Lynch sowie HSBC zur Verfügung.
Schaeffler kann Anleihen doch nicht vorzeitig ablösen
Die ausstehenden Anleihen auf Ebene der Schaeffler Holding wird das Unternehmen nun zu einem späteren Zeitpunkt refinanzieren. Zwar war zunächst geplant, nach Möglichkeit alle über die Schaeffler Holding Finance emittierten ausstehenden Anleihen vorzeitig abzulösen, diese Ankündigung hat Schaeffler nun aber rückgängig gemacht.
Über die Schaeffler Holding Finance sind zurzeit fünf börsennotierte Schaeffler-Anleihen im Markt. Die drei Dollar-Anleihen haben zusammen ein Nominalvolumen von rund 2,1 Milliarden Dollar, hinzu kommen zwei Euro-Anleihen im Nominalvolumen von insgesamt knapp 1,2 Milliarden Euro.
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