Nun ging es ganz schnell: Der Betreiber von Online-Marktplätzen, Scout24, verkauft seine Autosparte Autoscout24 für 2,9 Milliarden Euro an den Finanzinvestor Hellman & Friedman. Dabei erzielt das MDax-Unternehmen einen stolzen Multiple auf das operative Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda). Scout24-Angaben entsprach die Bewertung dem 26fachen Ebitda von Autoscout24 aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit der vergangenen zwölf Monate (bis Ende September 2019).
Hohe Multiples sind im Internetgeschäft zwar durchaus üblich – zumal Autoscout24 über hohe Cashflows und eine bereinigte Ebitda-Marge von zuletzt 58 Prozent verfügt. Dennoch übertrifft der Deal die Erwartungen der Analysten. Auch der aktivistische Investor Elliott, der mit 7,5 Prozent an Scout 24 beteiligt ist und auf den Verkauf der Autosparte gedrängt hatte, rechnete zuvor lediglich mit einem Kaufpreis von 2,5 Milliarden Euro.
Scout24 will sich auf Immobilienhandel fokussieren
Die Transaktion, die in der ersten Jahreshälfte 2020 abgeschlossen sein soll, umfasst die Marken Autoscout24, Financescout24 und Finanzcheck. Letztere hatte Scout24 erst im Sommer 2018 für 285 Millionen Euro gekauft, was dem achtfachen des damaligen Umsatzes entsprach.
Der Verkauf der beiden Finanzierungsportale sei aus Sicht von Scout24 aufgrund ihres Geschäftsmodells nur zusammen mit Autoscout24 strategisch sinnvoll, wie ein Scout24-Sprecher auf FINANCE-Anfrage mitteilte. Als Finanzberater für das Unternehmen fungierten die Banken Credit Suisse sowie Morgan Stanley.
Der MDax-Konzern will sich nun komplett auf sein zweites Standbein, die Immobilienvermittlungsplattform Immobilienscout24, konzentrieren. Im November hatte das Management um CEO Tobias Hartmann eine neue Strategie zum Aufbau eines Ökosystems für Kauf, Miete und Gewerbeimmobilien in Deutschland vorgestellt.
Verkaufserlöse kommen Scout24 kaum zu Gute
Den Erlös des Autoscout24-Verkaufs will Scout24-CFODirk Schmelzer für drei Dinge verwenden: Erstens planen die Berliner, Kapital an ihre Aktionäre auszuschütten, was dem expliziten Ziel des Aktivisten Elliott entspricht. Der genaue Betrag, die Struktur und der zeitliche Ablauf einer solchen Maßnahme werde „zu gegebener Zeit beschlossen und kommuniziert“, teilte Scout24 mit.
Zweitens sei eine „Beschleunigung des Aktienrückkaufprogramms“ möglich, wie ein Sprecher des Unternehmens gegenüber FINANCE erklärte. Auch das dürfte im Sinne Elliotts sein. Der Aktivist forderte bereits im Sommer einen „ehrgeizigeren“ Aktienrückkauf von Scout24. Derzeit läuft ein Programm im Volumen von 300 Millionen Euro.
Scout24 will mit Verkaufserlös Schulden tilgen
Darüber hinaus will der Konzern einen Teil der Verkaufssumme für die „Rückführung von Kreditverbindlichkeiten“ verwenden, um Covenants bestehender Kreditverbindlichkeiten einzuhalten. Um welche Art von Kreditbedingungen es sich dabei konkret handelt, blieb unkommentiert.
Zwar ist die Verschuldung von Scout24 im Rahmen: Nach den ersten neun Monaten des laufenden Jahres belief sich die Nettofinanzverschuldung des Konzerns auf 751 Millionen Euro. Das entsprach Unternehmensangaben zufolge dem 2,4-fachen des Konzern-Ebitda aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit der letzten zwölf Monate.
Allerdings fällt mit dem Verkauf von Autoscout24 ein großer Teil des Ergebnisses weg. Die Sparte stand zuletzt für rund ein Drittel des Konzern-Umsatzes und des Konzern-Ebitda. Ohne eine Rückführung von Schulden dürften daher wichtige finanzielle Kennzahlen unter Druck geraten.
FINANCE-Köpfe
Scout24 tanzt nach Elliotts Pfeife
Scout24 hatte Autoscout24 im August auf Druck des aktivistischen Investors Elliott ins Schaufenster gestellt. Dieser hatte moniert Scout24 sei „mit großer Sicherheit“ nicht der beste Eigentümer für das Autoportal. Der Vorstand der Münchener wollte zunächst noch an der erst im Juli erstellten Strategie festhalten, doch der Widerstand gegen die brachialen Methoden des Aktivisten hielt bei Scout24 nicht lange.
Nur zwei Wochen später erklärte das Management man prüfe „alle Alternativen“ für die Konzerntochter: Scout24-CEO Hartmann stellte neben dem Verkauf der Sparte auch einen Teil-Börsengang in Aussicht. Ende September beriefen das MDax-Unternehmen mit Britta Schmidt auch eine CFO für die Sparte, um deren Eigenständigkeit voranzutreiben.
Hellman & Friedman begnügt sich mit Scout24-Sparte
Britta Schmidt wird sich nun künftig mit dem Private-Equity-Haus Hellman & Friedman auseinander setzen müssen. Der Finanzinvestor sei „ein passendes neues Zuhause für Autoscout24“, wie das MDax-Unternehmen erklärt. Hellman & Friedman soll sich dem „Manager Magazin“ zufolge zum einen gegen konkurrierende Finanzinvestoren wie Permira, Apax und Carlyle, und zum anderen gegen Strategen wie dem australischen Online-Marktplatz Carsales.com und dem Berliner Start-up Auto1 durchgesetzt haben.
Mit dem Verkauf der Sparte an Hellman & Friedman kehrt Autoscout24 zu alten Bekannten zurück: Der Finanzinvestor brachte die Konzernmutter Scout24 2015 an die Börse und versuchte den Konzern in diesem Frühjahr wieder zu übernehmen, scheiterte aber mit seinem Angebot von 5,7 Milliarden Euro oder 46 je Aktie. Heute Vormittag notierte das Papier kurzzeitig bei rund 58,30 Euro – dem Allzeithoch der Scout24-Aktie. Das entspricht einer Marktkapitalisierung von fast 6,3 Milliarden Euro.
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