Für Private Equity ist es in Zeiten des Coronavirus nicht leicht, eine Finanzierung für neue Deals zu finden. Banken sind vor allem damit beschäftigt, ihren Kreditbestand zu sichern, weshalb die Lösung häufig Private Debt heißt. So finanzierte EQT die 900 Millionen Euro schwere Übernahme von Schülke zuletzt mit dem US-Kreditfonds HPS Investment Partners.
Aber auch im Mittelstands-Private-Equity ist Private Debt dieser Tage präsent. Offen für Neugeschäft zeigt sich beispielsweise Akquivest, der Debt-Fonds der genossenschaftlichen Versicherungsgruppe R+V. Der Kreditfonds finanzierte in der Coronakrise zuletzt sowohl die Übernahme des Lüftungstechnikers Kretz + Wahl durch Hannover Finanz als auch den Einstieg des belgischen Finanzinvestors Gimv bei der Köberl-Gruppe, einem Dienstleister im Bereich Gebäudemanagement und -technik.
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Was Köberl und Kretz+Wahl gemeinsam haben
Die beiden Transaktionen verdeutlichen ziemlich gut, für welche Private-Equity-Deals sich auch in der Coronakrise Finanzierungen finden: konservativ finanzierte Buy-outs, mit einem hohen Management-Commitment aus Branchen, die ohne größere Probleme durch die Coronakrise zu kommen scheinen und Kapital für Wachstum brauchen – und nicht, um Liquiditätslöcher zu stopfen.
Nach FINANCE-Informationen lag der Leverage sowohl bei Köberl als auch bei Kretz + Wahl unter dem 3,5-Fachen des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda). Das ist der maximale Verschuldungsgrad, zu dem Akquivest bei LBO-Finanzierungen bereit ist. Das Risikoprofil des deutschen Debt-Fonds ist damit deutlich konservativer als das vieler angelsächsischer Wettbewerber und ähnelt eher dem einer Bank.
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Akquivest verlangt auch Kreditauflagen, sogenannte Covenants. Dafür kann der Kreditfonds bei den Zinsen im Gegensatz zu „klassischen“ Debt-Fonds Banken auf Augenhöhe begegnen. „Weil wir auch schon vor Corona sehr konservativ finanzierten, haben wir jetzt keinen extra Corona-Aufschlag verlangt“, berichtet Frank Gerhold, Gründer von Akquivest.
Private Debt mag die Baubranche
Wichtig bei den Corona-Deals war dem ehemaligen Private-Equity-Manager, dass die jeweiligen Altgesellschafter und Geschäftsführer an Bord blieben und sich signifikant an dem Unternehmen rückbeteiligt haben. Zudem sei Hannover Finanz dazu bereit gewesen, die Übernahme von Kretz + Wahl auch ohne Fremdkapital komplett aus eigener Tasche zu bezahlen. „Das brauchen wir als Finanzierungspartner natürlich nicht, aber es ist ein sehr starkes Signal in dieser von Unsicherheit geprägten Zeit“, meint Gerhold.
„All Equity brauchen wir als Finanzierungspartner natürlich nicht, aber es ist ein sehr starkes Signal.“
Beide Unternehmen scheinen zudem relativ unbeschadet durch die Coronakrise zu steuern. Das liegt zum einen daran, dass beide in der derzeit bei Private Equity sehr beliebten Baubranche aktiv sind. Dort werden Projekte langfristig geplant und zum Teil auch schon bezahlt. Auf Baustellen wird auch in Coronazeiten weitergearbeitet.
Gerhold gefiel bei Köberl aber auch die „sehr solide Kundenstruktur“, die vor allem durch einen Großkunden geprägt sei. Einzelne Großkunden und Kundenkonzentrationen seien bei Investoren eigentlich ungern gesehen, könnten in der Corona-Unsicherheit durchaus ein Stabilitätsanker sein – sofern die Kundenbeziehungen verlässlich sind.
Private Debt profitiert von Coronakrise
Kniffliger wird es dagegen, Finanzierungen für Unternehmen zu finden, deren Geschäftsmodelle stärker unter Corona leiden. Aber auch das scheint nicht unmöglich. „Wir schauen uns gerade ein Unternehmen an, dessen Ebitda in diesem Jahr um vermutlich 15 bis 20 Prozent sinken wird“, berichtet Gerhold. Er findet den Deal trotzdem spannend, auch weil der involvierte Private-Equity-Investor in diesem Segment eine „exzellente Erfolgshistorie“ habe und man nach vorne stabiles Wachstum erwarte.
Am Ende interessiert den Debt-Fonds der Cashflow. Für die Risikoeinschätzung arbeitet Gerhold mit Stresstest-Modellen. Lag der Fokus in den zurückliegenden Monaten eher auf verschiedenen Shut-Down-Szenarien, spielt Gerhold bei neuen Deals jetzt vor allem eine zweite Epidemie-Welle und deren Auswirkungen auf die Geschäftsmodelle durch. „Das Ebitda der zurückliegenden Jahre ist angesichts der bevorstehenden Rezession nicht wirklich aussagekräftig“, begründet Gerhold die Szenario-Denkweise.
„Dieses Jahr machen wir vermutlich die 250 Millionen Euro voll.“
Konservativeren Debt-Fonds spielt die Coronakrise in die Karten. So sind Covenants wieder leichter durchzusetzen. LBO-Finanzierungen werden nicht mehr zwangsläufig komplett endfällig strukturiert, sondern wieder mit einer laufenden Tilgungskomponente ausgestattet. Frank Gerhold hat mit Akquivest nach eigener Aussage in inzwischen sieben Transaktionen zusammen bereits 180 Millionen Euro ausgereicht. „Dieses Jahr machen wir vermutlich die 250 Millionen Euro voll“, hofft er. Für den aktuellen Fonds haben die Investoren Gerhold 300 Millionen Euro zugesagt, mit der Option auf 500 Millionen aufzustocken.
Info
Sie sind Private-Equity-Investor und wollen mehr darüber erfahren, wie Ihnen Private Debt durch die Coroakrise helfen kann? Dann melden Sie sich noch schnell für die digitale Deutsche Investorenkonferenz übermorgen, am 13. Mai, an. Dort wird auch Frank Gerhold mehr über seinen Ansatz erzählen. Hier geht’s zum Programm und zur Anmeldung.