Nächstes Kapitel in der Übernahmesaga um Osram: Der Münchener Lichtkonzern hat am gestrigen Mittwochabend das bestehende Stillhalteabkommen mit AMS aufgehoben und den Österreichern damit den Weg frei gemacht, ein eigenes Übernahmeangebot für Osram vorzulegen. Der österreichische Halbleiterkonzern hat einen Preis von 38,50 Euro je Aktie in Aussicht gestellt, 3,50 Euro mehr als das Private-Equity-Konsortium aus Bain und Carlyle. Die Mindestannahmeschwelle von 70 Prozent ist bei beiden konkurrierenden Angeboten identisch.
Osram ließ viel Zeit verstreichen
Mit seinem Verhalten hat Osram jetzt beide Bieter unter Zugzwang gesetzt. Zuerst die Österreicher: Diese hatten die Aufhebung des Abkommens eigentlich schon vergangenen Donnerstag erwartet. Nun muss AMS warten, bis die Bafin das Angebot der Österreicher freigibt, was bis zum 4. September geschehen kann. Das Angebot von Bain und Carlyle endet am Tag darauf. Sollte das AMS-Angebot rechtzeitig freigegeben werden, könnten alle Osram-Aktionäre, die ihre Aktien bereits dem PE-Duo angedient haben, zu AMS überlaufen. Die Laufzeit des Private-Equity-Angebots verlängere sich dann automatisch bis zum Ende der AMS-Offerte, die voraussichtlich bis Ende September oder Anfang Oktober laufen wird.
Osram-Chef Olaf Berlien macht die neue Situation klar: „Unsere Aktionäre haben nun zwei Angebote vorliegen und können zwischen den verschiedenen unternehmerischen Konzepten wählen.“
Osram-Aktionäre goutieren möglichen Bieterwettstreit
Legen Bain Capital und Carlyle nach?
Damit müssen nun auch Bain und Carlyle überlegen, ob sie ihr eigenes Angebot aufstocken und ihrerseits AMS wieder überbieten. AMS bewertet den kriselnden Lichtkonzern mit 4,3 Milliarden Euro inklusive Schulden und Pensionsverpflichtungen, Bain und Carlyle mit 4 Milliarden Euro. Osrams größter Einzelaktionär Allianz Global Investors hat das Angebot der Finanzinvestoren bereits als zu niedrig abgelehnt. Auch die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) sprach sich gegen die Offerte der Finanzinvestoren aus.
Zu Wochenbeginn berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass die Private-Equity-Häuser tatsächlich gemeinsam mit ihren Beratern und Banken überlegen, ihr Angebot aufzustocken. Da das Osram-Management bisher auf der Seite der PE-Investoren stand und auch jetzt noch eine gewisse Skepsis bezüglich des AMS-Konzepts durchscheinen lässt, könnte es schon reichen, nur mit den Österreichern gleichzuziehen.
Allerdings dürfte der Appetit der Banken auf einen noch höheren Leverage für Osram gering sein. Vermutlich müssten Bain und Carlyle die Lücke zu dem AMS-Angebot größtenteils mit Eigenkapital schließen, was die Renditeaussichten des potenziellen Investments schmälert. Die Osram-Aktie steigt heute um 2 Prozent auf knapp 37 Euro.
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