Noch im Mai deutete alles darauf hin, dass der Münchener PE-Investor Paragon Partners sich zum Retter für den insolventen Weltbildverlag entwickeln würde. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz hatte sich mit dem Investor bereits auf einen Vorvertrag geeinigt, alles weitere schien bloße Formsache zu sein. Ein mehrheitlicher Einstieg über eine Kapitalerhöhung sollte noch im Laufe des Monats erfolgen.
Doch zuletzt gerieten die Verhandlungen ins Stocken. Geiwitz verhandelte mit Paragon zwar noch über ein verändertes Angebot, überzeugen konnte dies aber anscheinend nicht: Überraschend soll jetzt die auf Turnaround-Situationen spezialisierte Droege Group den Zuschlag erhalten. Das Beratungs- und Investmenthaus investiert seit 25 Jahren schwerpunktmäßig in Restrukturierungs- und Wachstumsprojekte. Die Gruppe befindet sich in Familienbesitz und erwartet für 2014 rund 8,2 Milliarden Euro Umsatz. Droege hatte zuletzt über den M&A-Markt seine Gesundheitssparte verstärkt.
Arndt Geiwitz und PE-Investor Paragon mit unterschiedlichen Plänen
Die Verhandlungen mit Paragon, die jüngst beim Verkauf einer Sparte der Vion Food Group zum Zuge gekommen waren, hat Geiwitz einer Mitteilung zufolge ohne Einigung beendet. „Je weiter die Verhandlungspartner in den Detailplanungen voran kamen, desto deutlicher wurden die Unterschiede, wie Weltbild zukünftig strategisch, operativ und finanziell aufgestellt werden sollte. Ein vor wenigen Tagen von Paragon vorgelegtes, geändertes Angebot veränderte diese Situation nicht“, ließ Geiwitz in einer Mitteilung verlauten.
Geiwitz hat der Belegschaft bereits am heutigen Mittwoch die Droege Group als neuen Investor vorgestellt. Droege war von Anfang an mit einem eigenen Konzept im M&A-Prozess vertreten. Der Mitteilung zufolge will sie eine nicht näher bezifferte Kapitalerhöhung bei Weltbild zeichnen und die unternehmerische Führung übernehmen. Stellvertretend für die Gläubiger der Verlagsgruppe werde Insolvenzverwalter Geiwitz die verbleibenden Anteile halten. Der Gläubigerausschuss hat der übertragenden Sanierung zugestimmt.
Joint Venture von Geiwitz und Droege Group
Das Joint Venture zwischen Insolvenzverwalter Geiwitz und der Droege Group soll den Gläubigern die Chance geben, „am Mehrwert der unternehmerischen Leistung zu partizipieren“, heißt es zur Begründung der Struktur. Es sei weiterhin Ziel, Weltbild als Ganzes zu erhalten. Das Unternehmen soll eine neue Geschäftsführung erhalten, zudem werde ein Beirat gebildet.
Die Vorstellungen zur inhaltlichen Ausrichtung scheinen zwischen Droege und Geiwitz eine größere Schnittmenge zu bilden, als dies bei Paragon offenbar der Fall gewesen ist. Walter Droege, Vorstand und Gründer der Droege Group, sagte über den M&A-Deal: „Wir sind uns handelseinig und inhaltlich absolut beieinander.“ Auf einen Vorvertrag, wie er mit PE-Investor Paragon geschlossen worden war, hätten beide Verhandlungspartner deshalb verzichtet. Man habe vielmehr bereits einen Notartermin für den finalen Vertragsabschluss vereinbart, teilten sie mit.
Restrukturierungskonzept läuft weiter
Vorerst soll das von Geiwitz gemeinsam mit Roland Berger entwickelte Konzept „Weltbild 2.0“ weiter fortgesetzt werden. Bei der Tochtergesellschaft Weltbild Plus werden 53 Filialen geschlossen. Über die Zukunft von etwa 20 anderen Verkaufsstellen verhandeln derzeit Management, Sachwalter und Gesamtbetriebsrat von Weltbild Plus.
Geiwitz sieht sich durch die Finanzkennzahlen in seinem Sanierungskurs bestätigt. Zum Ende des Geschäftsjahrs lag der Umsatz mit 610 Millionen Euro über den Planzielen, teilte er mit. Das Geschäftsergebnis sei „noch plangemäß im Minus“ gewesen, eine Trendwende sei seit April 2014 aber erkennbar.