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Beginnt das „Merger Endgame“ bei Delivery Hero?

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Delivery Hero kauft Glovo.
Delivery Hero kauft Glovo. Foto: Delivery Hero

Der Lieferdienst Delivery Hero setzt seinen M&A-Hunger aus dem vorherigen Jahr fort und übernimmt die Mehrheit an dem spanischen Konkurrenten Glovo. Wie der Dax-Konzern aus Berlin mitteilte, hat er mit Glovo-Aktionären eine Vereinbarung über den Erwerb von 39,4 Prozent der ausstehenden Aktien unterzeichnet.

Delivery Hero läutet das Endspiel ein

Nach der Transaktion wird Delivery Hero insgesamt 83,2 Prozent aller Aktien an Glovo halten und Mehrheitsaktionär des Konkurrenten werden. Erstmals hatte sich Delivery Hero 2018 für 51 Millionen Euro bei Glovo eingekauft. 2020 beteiligte sich Delivery Hero dann an einer 450 Millionen Euro schweren Finanzierungsrunde, in deren Folge die Berliner ihren Glovo-Anteil auf 43,8 Prozent ausbauten.

Daneben gab es auch M&A-Deals zwischen den beiden Kontrahenten: Im September 2020 übernahm Delivery Hero für 230 Millionen Euro das Lateinamerika-Geschäft von Glovo, im Mai 2021 kaufte wiederum Glovo das Balkan-Geschäft von Delivery Hero. Seitdem galt es in Marktkreisen als wahrscheinlich, dass beide Unternehmen früher oder später komplett miteinander fusionieren würden.

Vor diesem Hintergrund sei das Übernahmeziel keine Überraschung, die Dringlichkeit der angekündigten Transaktion aber wohl, erklärte Jefferies-Analyst Giles Thorne. Der Analyst glaubt, dass Delivery Hero damit das Endspiel um die Konsolidierung der Essenslieferbranche gestartet und sich dafür den „Fahrersitz“ gesichert habe.

Delivery Hero und Co. teilen Weltregionen unter sich auf

Tatsächlich haben die globalen Anbieter wie etwa Just Eat Takeaway, Delivery Hero, Doordash oder Uber Eats in den vergangenen Jahren immer mehr Weltregionen unter sich aufgeteilt. In der Regel gilt, dass nur solche Märkte dauerhafte Profitabilität versprechen, in denen ein einziger dominanter Anbieter das Geschäft kontrolliert.

In Deutschland ist das die Just-Eat-Takeaway-Tochter Lieferando, nachdem Delivery Hero das Deutschlandgeschäft Anfang 2019 an den Kontrahenten verkauft hatte, um mit dem eingenommenen Geld via M&A den Markt in Südkorea zu konsolidieren. Allerdings hatten scharfe Kartellauflagen der südkoreanischen Behörden den strategischen Wert dieser Akquisition stark geschmälert.

Delivery Hero gibt neue Aktien für Glovo aus

Während der Zukauf von Woowa in Südkorea zum Zeitpunkt der Ankündigung 3,6 Milliarden Euro wert war, bewertet Delivery Hero Glovo jetzt mit 2,3 Milliarden Euro. Den Preis für die Mehrheitsübernahme bezahlt der Dax-Konzern komplett mit neuen Aktien. Die zum Verkauf bereiten Glovo-Aktionäre bekommen aus einer Kapitalerhöhung 7,9 Millionen neue Aktien von Delivery Hero, die aktuell 780 Millionen Euro wert sind. Die übrigen Glovo-Aktionäre bekommen die Möglichkeit, zu den gleichen Bedingungen auszusteigen.

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Delivery Hero ist nur neun Jahre nach der Gründung in den Dax eingezogen. Der Essenslieferdienst setzt bisher auf eine starke Zukaufstrategie, obwohl er noch hohe Verluste schreibt. Wie geht es weiter mit dem Hoffnungsträger aus Berlin?

Nach Angaben beider Unternehmen liegt die Multiples-Bewertung von Glovo auf gleichen Niveau wie die aktuelle Unternehmensbewertung von Delivery Hero. Delivery Hero plant, den M&A-Deal im zweiten Quartal 2022 abzuschließen.

Glovo wurde 2015 in Barcelona gegründet und ist in 16 Ländern Marktführer. Dort erwirtschaften die Spanier rund 70 Prozent ihres Geschäfts. Konzernweit werden nach Abschluss des Deals Delivery Hero zufolge 90 Prozent der Erlöse aus „Nummer 1-Märkten“ kommen.

Während Delivery Hero nach eigenen Angaben in etwa 50 Ländern aktiv ist, darunter vor allem in Asien, Skandinavien, Lateinamerika und dem Nahen Osten, konzentriert sich Glovo auf West- und Osteuropa, Zentralasien und Afrika. Das Management von Delivery Hero betrachtet die regionale Abdeckung der beiden Unternehmen als „komplementär“ und plant, die Marke Glovo zu erhalten. Glovo wuchs zuletzt mit Wachstumsraten von 80 Prozent und erwirtschaftet einen Umsatz in Höhe von 800 Millionen Euro.

jan.schuermann[at]finance-magazin.de

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