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Hensoldt plant ESG-Übernahme mit Kapitalerhöhung

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Der MDax-Konzern Hensoldt will den Militärdienstleister ESG übernehmen. Foto: HENSOLDT
Der MDax-Konzern Hensoldt will den Militärdienstleister ESG übernehmen. Foto: HENSOLDT

In der deutschen Rüstungsindustrie bahnt sich ein Groß-Deal an: Der Rüstungszulieferer Hensoldt will den Militärdienstleister ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH übernehmen. Wie der in Taufkirchen bei München ansässige MDax-Konzern am Montagabend mitteilte, befinde man sich in „exklusiven Gesprächen“ über den Erwerb von ESG, das seit 2016 dem Private-Equity-Investor Armira Partners gehört.

Der Zeitplan ist ehrgeizig: Bereits Anfang Dezember dieses Jahres will Hensoldt die Gespräche mit ESG, das sich selbst als „herstellerunabhängigen Systemintegrator und Technologie- und Innovationspartner für Verteidigung und öffentliche Sicherheit“ beschreibt, zu einem erfolgreichen Abschluss bringen.

Brückenfinanzierung und Kapitalerhöhung geplant

Stemmen will Hensoldt die mögliche ESG-Akquisition mit einer Kapitalerhöhung von bis zu 10 Prozent, die eine Brückenfinanzierung für den Erwerb teilweise refinanzieren und ablösen soll. Entsprechende Vorbereitungen seien bereits angestoßen worden, bestätigte Hensoldt.

Eine wichtige Rolle kommt in diesem Zusammenhang dem Bund zu: Dieser hält – aus sicherheitspolitischen Gründen – seit Dezember 2020 über die KfW einen Anteil in Höhe von 25,1 Prozent (Sperrminorität) an Hensoldt. Wie es in der Mitteilung weiter heißt, beabsichtige die Bundesrepublik Deutschland nach Kenntnis von Hensoldt eine Beteiligung an der potentiellen Kapitalerhöhung „in quotenwahrender Höhe“.

Bis zu 280 Millionen Euro frisches Kapital für Hensoldt

Bei einer Marktkapitalisierung von aktuell rund 2,8 Milliarden Euro könnte Hensoldt bis zu 280 Millionen Euro frisches Kapital einsammeln. Der Anteil des Bundes daran würde sich demnach auf maximal etwa 70 Millionen Euro belaufen. Konkrete Angaben zum Kaufpreis macht Hensoldt bislang keine. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete der Luftlinie gerade einmal rund 40 Kilometer entfernt in Fürstenfeldbruck beheimatete Übernahmekandidat ESG einen Umsatz in Höhe von 285 Millionen Euro.

ESG-Übernahme wäre wichtiger Schritt für Hensoldt

Der potentielle Zukauf wäre laut Unternehmensangaben ein wichtiger Schritt für Hensoldt, um ein europäischer Anbieter von nahtlos integrierten Lösungen zu werden. Hensoldt und ESG kennen sich bereits aus gemeinsamen Projekten, etwa dem Luftwaffensystem für europäische Kampflugzeuge „Future Combat Air System (FCAS)“.

Im Falle einer Einigung unterläge der M&A-Deal allerdings noch diversen Bedingungen, neben der behördlichen Zustimmung unter anderem der Zwischen- und Refinanzierung, für die Beschlüsse der Gremien von Hensoldt eingeholt werden müssten.

Viele Finanzierungspartner für Hensoldt-CFO Ladurner

Mit der Finanzierung selbst sollte Hensoldt indes keine Probleme bekommen. Wie CFO Christian Ladurner im Gespräch mit FINANCE anlässlich der MDax-Aufnahme Mitte April verriet, ist die Finanzierungsbereitschaft von Banken und Investoren für Rüstungskonzerne wie Hensoldt zuletzt merklich gestiegen. Dies dürfte nicht zuletzt mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 sowie der kurz darauf von Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufenen „Zeitenwende“ zu tun haben.

Von dem in diesem Zusammenhang etablierten Sonderetat für die Bundeswehr in Höhe von 100 Milliarden Euro verspricht sich Hensoldt, das im September 2020 von Private-Equity-Investor KKR an die Börse gebracht wurde, laut Ladurner einen „mittleren bis hohen einstelligen Milliardenbetrag“. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres konnte Hensoldt seine Umsatzerlöse um gut 3 Prozent auf rund 1,1 Milliarden Euro steigern, die bereinigte Ebitda-Marge verbesserte sich im selben Zeitraum von 11,5 auf 13,3 Prozent.

Am Aktienmarkt kamen die Übernahmepläne bislang nicht gut an. Das Hensoldt-Papier notierte zum frühen Vormittag rund sieben Prozent schwächer bei knapp 26 Euro.

Philipp Hafner ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth sowie an der University of Amsterdam studiert. Vor FINANCE arbeitete Philipp Hafner mehr als sechs Jahre bei der Verlagsgruppe Knapp/Richardi, zunächst als Volontär, anschließend dann als Redakteur für die Fachzeitschrift „Immobilien & Finanzierung“.

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