Henkel mit Zukäufen in Frankreich und den USA
Mit Zukäufen in gleich zwei Konzernsparten machte Henkel in dieser Woche von sich reden. Im Bereich Waschmittel stärkt sich das Unternehmen durch die Übernahme der Spotless Group mit Sitz in Frankreich. Henkel übernimmt das Unternehmen von BC Partners.
Der PE-Investor war 2010 bei Spotless eingestiegen, der Transaktionswert lag damals bei 640 Millionen Euro. Henkel zahlt nun einschließlich Schulden einen Kaufpreis von 940 Millionen Euro. Spotless erzielte 2013 einen Gesamtumsatz von rund 280 Millionen Euro. Die Zustimmung der Kartellbehörden soll spätestens im ersten Quartal 2015 eingehen.
Auch das Friseurgeschäft in den USA stärkte der Henkel-Konzern in dieser Woche mit gleich drei Zukäufen im Gesamtpreis von 270 Millionen Euro. Henkel übernimmt die Firmen SexyHair, Alterna und Kenra vom PE-Investor TSG Consumer Partners. Der Kaufpreis für diese Transaktion wird aus verfügbaren Barmitteln finanziert. Im Geschäftsjahr 2013 erzielten die erworbenen Unternehmen einen Gesamtumsatz von rund 140 Millionen Euro. Die Kartellbehörden müssen auch diesen M&A-Deals noch zustimmen.
AEG Power Solutions treibt Restrukturierung mit Verkauf voran
Das Energieunternehmen AEG Power Solutions hat die seit 2010 zum Unternehmen gehörende Tochter Skytron-Energy verkauft, einen Produzenten von Managementsystemen für große Photovoltaik-Anlagen. Neuer Besitzer ist das Photovoltaik-Unternehmen First Solar. Über den Kaufpreis wurde nichts bekannt. Die Transaktion ist Teil des Restrukturierungskonzepts bei AEG Power Solutions und wird vom Unternehmen als „signifikanter Schritt“ bewertet. „Wir fokussieren unsere Geschäftstätigkeit jetzt wieder auf unsere Kernaktivitäten“, erklärte CFO und Restrukturierungsmanager Jeffrey Casper. First Solar will sich durch den M&A-Deal seinem Ziel nähern, Energiekomplettlösungen anbieten zu können. Skytron-Energy wird als Tochterunternehmen von First Solar unter eigener Marke arbeiten.
Amtek übernimmt insolvente Kaiser
Der Automobilzulieferer Kaiser ist rund sechs Monate nach dem Insolvenzantrag an den indischen Konzern Amtek verkauft worden. Die Inder haben vor einigen Monaten bereits den Getriebehersteller Küpper-Gruppe in Deutschland übernommen und kauften im vergangenen Jahr Neumayer Tekforaus der Insolvenz. Bei Kaiser sollen beide Werke fortgeführt werden, teilte Insolvenzverwalter Michael Jaffé mit. Der Gläubigerausschuss hat der Lösung bereits zugestimmt, die Kartellbehörden müssen noch zustimmen. Über die Einzelheiten des Kaufvertrags wurde Stillschweigen vereinbart. Dem Insolvenzverwalter zufolge hatten sich für Kaiser in den vergangenen Monaten mehrere strategische Investoren wie auch PE-Investoren interessiert und verbindliche Angebote abgegeben. Noerr hat den Insolvenzverwalter mit einem Team um den Münchener Corporate-Partner Florian Becker beim Investorenprozess beraten.
R. Stahl empfiehlt Ablehnung der Weidmüller-Offerte
Die Eigentümerfamilie des Explosionsschutzspezialisten R. Stahlhat bereits betont, ihre Anteile von rund 51 Prozent nicht an Weidmüller verkaufen zu wollen. In dieser Woche nun empfahlen Vorstand und Aufsichtsrat von R. Stahl auch allen anderen Aktionären, das am 20. Mai veröffentlichte feindliche Übernahmeangebot des Wettbewerbers abzulehnen. Man halte „den Angebotspreis für finanziell nicht angemessen“, teilten sie mit.
Die Einschätzung von Vorstand und Aufsichtsrat werde durch eine „Inadequacy Opinion” der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ebner Stolz bestätigt. In der Beurteilung gelangten die Prüfer demnach zu Eigenkapitalwerten je Aktie, die einer Mitteilung zufolge „deutlich oberhalb des Angebotspreises“ lägen. Die Mitglieder des Vorstands und Aufsichtsrats teilten mit, das Angebot allesamt ablehnen zu wollen. Auch die von R. Stahl derzeit gehaltenen eigenen Aktien, rund 10 Prozent, würden nicht angedient. Die AG hatte zuletzt Aktien zurückgekauft, um eine Übernahme zu erschweren.
CEO Martin Schomaker zweifelte auch an den strategischen Hintergründen des M&A-Deals: „Die von Weidmüller behauptete industrielle Logik können wir nicht erkennen. Wir haben den Eindruck gewonnen, dass sich allein die Wettbewerbs- und Marktposition der Weidmüller-Gruppe verbessern würde, damit aber keine wesentlichen Vorteile für die weitere Entwicklung von R. Stahl verbunden wären“, sagte er.
Siemens behält Gepäckautomatisierung im Konzern
Der Münchener Konzern Siemens hat seine Verkaufspläne für das Geschäft mit Post- und Gepäckautomatisierung aufgegeben. Die Einheit werde nach einer Ausgliederung als eigenständiges Unternehmen unter dem Dach von Siemens weitergeführt, teilte das Unternehmen in dieser Woche mit. „Ich habe immer wieder deutlich gemacht, dass wir Geschäfte auch wieder selbst in Ordnung bringen müssen. Bei der Postautomatisierung und Flughafenlogistik werden wir das tun“, begründete CEO Joe Kaeser den Schritt.
Stada verhandelt über weitere Zukäufe
Der Bad Vilbeler Arzneimittelkonzern Stada arbeitete an weiteren M&A-Deals. Auf der Hauptversammlung erklärte CEO Hartmut Retzlaff in dieser Woche, man sei in Verhandlungen über einige vielversprechende Transaktionen. Im Fokus für Übernahmen stünden Schwellenländer sowie der Ausbau des Geschäfts mit Markenprodukten. Auch an der Ausrichtung auf Osteuropa will das Unternehmen festhalten. Stada stärkte kürzlich das Portfolio in Russland mit der Übernahme des Markenproduktportfolios Aqualor.
Medien: Telekom-Tochter kommt in Verhandlungen mit Sprint voran
Der Mobilfunkanbieter T-Mobile US, eine Tochter der Deutschen Telekom, macht Berichten zufolge Fortschritte beim geplanten Merger mit dem US-Wettbewerber Sprint. Wie die Agentur Reuters unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Insider sagte, soll Sprint einem Kaufpreis von rund 40 US-Dollar je Aktie zugestimmt haben. Die Bewertung von T-Mobile US läge damit bei mehr als 32 Milliarden Dollar. Details zur finanziellen Ausgestaltung des Zusammenschlusses seien aber noch nicht final geklärt. Die Deutsche Telekom soll voraussichtlich 15 bis 20 Prozent an dem fusionierten Unternehmen behalten, hieß es in dem Bericht. Die Unternehmen selbst äußerten sich bislang nicht.
PE-Investoren angeblich an Holcim-Sparten interessiert
Die milliardenschwere Fusion zwischen den Baustoffkonzernen Holcim und Lafarge kommt Berichten zufolge voran: Angeblich sollen die Unternehmen Interessenten für einige Sparten gefunden haben, die sie wegen des Mergers verkaufen müssen. Wie die Agentur Bloomberg unter Berufung auf namentlich nicht genannte Insider berichtet, sollen die PE-Investoren CVC Capital Partners und KKR den Kauf von Geschäftsbereichen für mehr als 5 Milliarden Euro erwägen. Die Gespräche seien in einem frühen Stadium und es stehe noch nicht fest, ob die PE-Investoren jeweils einzeln oder in einem Konsortium auftreten. Die Beteiligten äußerten sich zu den Gerüchten nicht.
Gilde Buy Out Partners steigt bei Comcave ein
Der PE-Investor Gilde Buy Out Partners ist eine mehrheitliche Beteiligung am Dortmunder Anbieter für Erwachsenenbildung Comcave eingegangen. Gründer und CEO von Comcave ist Maximilian Jaber. Der Einstieg von Gilde Buy Out Partners soll dem Unternehmen weiteres Wachstum ermöglichen. Das Bundeskartellamt muss der Transaktion noch zustimmen, über finanzielle Details wurde Stillschweigen vereinbart. Der PE-Investor wurde von einem Team von Kirkland & Ellis um Partner Volker Kullmann beraten. Ein Bankenkonsortium aus Deutsche Bank, DZ Bank, KBC Bank Deutschland und SEB hat den Erwerb der Mehrheitsbeteiligung durch Gilde Buy Out Partners finanziert. Das Bankenkonsortium wurde von Clifford Chance (Federführung Thomas Weitkamp) beraten. Die Kanzlei Luther (Federführung Stefan Galla, Cédric Müller) hat Comcave beim Verkauf beraten.
Deutsche Rohstoff AG plant weiteren Verkauf
Den Verkauf des US-Ölprojekts in Windsor über die Tochter Tekton, der vor wenigen Tagen abgeschlossen wurde, plant die Deutsche Rohstoff AG das nächste M&A-Projekt. Im Mittelpunkt des Geschäfts sollen künftig Investitionen in die Entwicklung von Öl- und Gaslagerstätten in den USA stehen. Im Zuge dieser Neuausrichtung hat der Vorstand um CFO Thomas Gutschlag beschlossen, auch die Wolfram Camp Mine zu verkaufen. Wie die Deutsche Rohstoff AG in dieser Woche mitteilte, laufen bereits seit einigen Wochen Verhandlungen mit einem Interessenten, die dem Unternehmen zufolge „kurzfristig zu einem Abschluss führen könnten“.
M&A-News: Personalien
Karl-August Kaiser verstärkt als neuer Senior Partner den Partnerkreis der M&A-Beratung HT Finanz- und Beteiligungsmanagement in Bad Homburg. Der Betriebswirt war zuvor in verschiedenen Industrieunternehmen und Unternehmensberatungen in Deutschland sowie im Ausland tätig und war in der Vergangenheit auch schon für HT Finanz tätig. Der bisherige Partner Karl Ludwig Diehl verlässt das Unternehmen, um sich einer Mitteilung zufolge neuen beruflichen Herausforderungen zu widmen.
Christian Kühn (39) ist neuer Investment Partner der Münchener Beteiligungsgesellschaft Adcuram. Das M&A-Team umfasst damit jetzt zehn Mitarbeiter. Vor dem Einstieg bei Adcuram war Kühn Associate Partner bei der Deutschen Mittelstand Beteiligungen (vormals equitrust). Davor hatte der promovierte Betriebswirt mehr als acht Jahre in unterschiedlichen Positionen im M&A-Umfeld gearbeitet. Adcuram stehen nach eigenen Angaben 250 Millionen Euro für Akquisitionen zur Verfügung.
Henning Heuser (36) soll bei Baker Tilly Roelfs als neuer Partner den Ausbau der M&A-Beratung forcieren. Er kam 2012 nach Stationen bei SMP Strategy Consulting und Deloitte zum Beratungshaus. Weitere neue Partner bei Baker Tilly Roelfs sind Stefan Fischer (Financial Services) und Christian Eisele (Steuerberatung).
Weitere M&A-Deals
Der Chemiedistributeur Brenntag hat das Unternehmen Philchem mit Sitz in Houston, Texas übernommen. Philchem ist auf das Management von Angebots- und Nachfrageschwankungen bei Produktgruppen spezialisiert. Im Geschäftsjahr 2013 erzielte Philchem einen Umsatz von etwa 162 Millionen US-Dollar.
Der Münchener PE-Investor Waldburg Invest sowie mehrere regionale Handwerksbetriebe haben sich am Vertriebsunternehmen für Badprodukte HoL Badshop & Service beteiligt. Finanzielle Details wurden nicht bekannt. McDermott Will & Emery (Nikolaus von Jacobs, Germar Enders, Matthias Weingut) hat Waldburg Invest bei der Transaktion beraten.
Das Unternehmen Riva übernimmt im Zuge eines Asset Deals alle zur Fortführung des Geschäftsbetriebs notwenigen Vermögenswerte des Blechtechnikspezialisten Kroll sowie die in Großbritannien und Frankreich ansässigen Vertriebsgesellschafften und die Anteile an der Immobiliengesellschaft Saps Immo. Die Marke Kroll soll auch nach der Eingliederung in die Riva Gruppe fortgeführt werden. Das schwäbische Unternehmen Kroll hatte im März vorläufige Insolvenz angemeldet. Ebner Stolz Management Consultants (Michael Euchner, Andreas Oks, Philipp Altschwager) hat den Insolvenzverwalter Martin Mucha (Kanzlei Grub Brugger & Partner, Stuttgart) beim Verkauf an Riva beraten.
Der Verkauf der Unternehmensgruppe Wilberg an Nanyang Guoyu Seal Development in China ist abgeschlossen. Die Käufer wurden von der Kanzlei Noerr (Federführung Thorsten Reinhard und Till Kosche) begleitet. Bis zum Verkauf hatte Insolvenzverwalter Martin Lambrecht (Leonhardt Rattunde) die Geschäfte der Gruppe über eineinhalb Jahre fortgeführt.
Die Valovis Bank und die Merkur Beteiligungsgesellschaft haben ihre Beteiligungen am Dienstleister für Forderungsmanagement Universum Inkasso an das Management verkauft. Über Transaktionsdetails wurde Stillschweigen vereinbart. Nach dem Management-Buy-Out wird Universum Inkasso selbstständig vom Frankfurter Standort aus arbeiten. Lincoln International hat die Valovis Bank als Finanzberater beim Verkauf begleitet, die Kanzlei Noerr hat Valovis mit einem Team unter Führung des Frankfurter Partners Thorsten Reinhard beraten. Das Management wurde von Rödl (Federführung José A. Campos Nave) begleitet.
Der Satellitenbetreiber Eutelsat verkauft über seine Deutschlandtochter das in der Eutelsat visAvision gebündelte Plattformgeschäft an eine Tochter der M7-Gruppe. Der M&A-Deal soll bis Juli abgeschlossen sein. Die Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek hat Eutelsat beim Verkauf beraten. Finanzielle Details wurden nicht bekannt.
Der Gesellschafter der Schuh Mücke Gruppe, Thomas Mücke, verkauft das Unternehmen im Rahmen einer Nachfolgeregelung vollständig an die Handelskooperation ANWR Group. Der Schuhhändler erwirtschaftet mit elf Filialen einen Umsatz von rund 80 Millionen Euro. VR Corporate Finance hat den Gesellschafter der Schuh Mücke Gruppe beim Verkauf beraten.
Im Rahmen eines Distressed M&A-Deals hat Trimet Aluminium das Aluminiumwerk Voerde Aluminium vom Insolvenzverwalter übernommen. Ein Team von Deloitte Legal um Markus Schackmann hat Trimet bei der Transaktion begleitet.
Swisspower Renewables, eine Beteiligungsgesellschaft von elf Schweizer Stadtwerken, hat die Übernahme eines Windpark-Portfolios von WPD Onshore abgeschlossen. Noerr hat die Käufer mit einem Team unter Federführung von Tibor Fedke (Corporate, Berlin) beraten.
Info
Die wichtigsten Transaktionen der vergangenen Wochen finden Sie im Überblick auf unserer Themenseite M&A-Deals.