Rewe beendet Bäckerei-Geschäft
Die Rewe Group will sich von ihrer Bäckereikette Glockenbrot trennen. Wie das Handelsunternehmen angekündigt hat, übernimmt Harry-Brot die Bäckereikette von Rewe. Die Transaktion umfasst die Produktionsstätten in Erlensee und Bergkirchen. Ab 2028 soll in Erlensee eine hochmoderne Großbäckerei entstehen, die auch weiterhin für die Rewe Group produzieren soll.
Für Rewe bedeutet dieser Verkauf den schrittweisen Rückzug aus der Eigenproduktion von Brot und Backwaren. Zuvor hatte der Konzern bereits angekündigt, die Glockenbrot-Produktionsstätte in Frankfurt innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre wegen mangelnder Expansionsmöglichkeiten zu schließen. Für den in Hamburg ansässigen Bäckereibetrieb Harry-Brot wiederum markiert die Übernahme einen wichtigen Expansionsschritt in den Süden der Bundesrepublik. Die Beratung der Rewe Group übernahm die Kanzlei Loschelder (Federführung: Nils Derksen).
Lufthansa: Nach dem Deal ist vor dem Deal
Gerade erst hat Lufthansa den zähen Übernahmeprozess von ITA Airways erfolgreich zum Abschluss gebracht, da steht die Kranich-Airline schon wieder in den Startlöchern für den nächsten Deal. Geplant ist zwar keine Komplettübernahme, aber dennoch ein strategisch wichtiger Schritt für Europas größte Fluggesellschaft: So will Lufthansa Wandelaktien der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic erwerben, was einem Anteil von 10 Prozent entspricht. Die Airline will ihre Kernmarke Lufthansa durch strategische Zukäufe und Umstrukturierungen stärken.
Der Transaktionspreis bei Air Baltic liegt damit bei 14 Millionen Euro. Bei einem möglichen Börsengang von Air Baltic werden die Wandelaktien dann in Stammaktien umgewandelt, wobei der Anteil der Lufthansa Group mindestens 5 Prozent betragen wird.
Diese Beteiligung sichert Lufthansa einen festen Sitz im Baltic-Aufsichtsrat. Zudem ermöglicht sie es der Fluglinie, bis zu 21 A220-300-Flugzeuge unter einem sogenannten Wetlease-Mandat zu nutzen – also die Air-Baltic-Flieger für bestimme (saisonale) Zeiträume samt Crew, Wartung und Versicherung zu mieten. Dies erhöht die Flexibilität von Lufthansa, insbesondere in saisonalen Spitzenzeiten. Wie Lufthansa-CEO Carsten Spohr bereits in der Vergangenheit betonte, verfolgt er eine Strategie der Expansion in die südliche Hemisphäre, um die Abhängigkeit von saisonalen Schwankungen zu verringern.
Green Mobility übernimmt Leasemybike-Mutter Pinoma
Green Mobility setzt die Expansion im europäischen Markt für E-Bike-Leasing fort und übernimmt die Pinoma Holding, die Muttergesellschaft des österreichischen Marktführers Leasemybike. Dieser Deal markiert die fünfte Akquisition von Green Mobility in dieser Branche. Unter dem Pinoma-Dach sind neben Leasemybike auch die Versicherungsagentur Pinoma Protection und der Gebrauchtradhandel E-action angesiedelt. Leasemybike wurde zur Zeit der Corona-Pandemie 2021 gegründet und hat sich nach eigenen Angaben als Vorreiter im österreichischen E-Bike-Leasing etabliert.
Durch die Übernahme von Pinoma erweitert Green Mobility seine Präsenz in Europa und erschließt erstmals den österreichischen Markt. Gemeinsam mit dem Finanzinvestor Rivean Capital, der Green Mobility 2023 vom Mitbewerber DPE Deutsche Private Equity gekauft hatte, will der Leasingspezialist international expandieren. Der Pinoma-Geschäftsführer Gerhard Mayrhofer bleibt als Minderheitsgesellschafter an der Gesamtgruppe beteiligt und will die Marktposition in Österreich gemeinsam mit seiner Ehefrau Ann-Kathrin Mayrhofer weiter ausbauen.
Uniper verkauft LNG-Tankstellen-Tochter an Envitec
Envitec Biogas hat die Uniper-Tochter Liqvis übernommen, die nun als „Liqvis powered by Envitec Biogas“ firmiert. Die Uniper-Tochter betreibt 18 LNG-Tankstellen in Deutschland und Frankreich, die sich an strategischen Verkehrsknotenpunkten mit hohem Lkw-Aufkommen befinden. Mit dieser Akquisition erweitert Envitec Biogas seine Wertschöpfungskette um den Betrieb eigener LNG-Tankstellen. Zukünftig will das Unternehmen über die bestehende Infrastruktur ausschließlich Bio-LNG vertreiben, das im eigenen Bionergie-Park Güstrow produziert werden soll
Die Größe von Liqvis passt laut Envitec optimal zu den aktuellen Produktionsmengen von kraftstofffähigem Biomethan aus den Eigenbetriebsanlagen in Forst, Friedland und Güstrow. Uniper wurde bei dem Verkaufsprozess von DLA Piper und einem Clearwater-Team beraten.
Weitere M&A-Deals
Fresenius beschleunigt seinen Rückzug aus dem internationalen Projektgeschäft der Dienstleistungssparte Vamed. Der Dax-Konzern aus Bad Homburg hat eine Vereinbarung mit der Worldwide Hospital Group aus Hamburg über den vollständigen Verkauf getroffen. Der Abschluss des Deals wird für Mitte dieses Jahres erwartet. Ursprünglich plante der Pharmakonzern einen Ausstieg aus dem Projektgeschäft bis 2026. Der Verkauf spiegelt die Strategie des von CEO Michael Sen angestoßenen Konzernumbaus wider, der sich nun stärker auf die Medikamentensparte Kabi und die Krankenhauskette Helios fokussieren will.
Die auf Pflanzenfaser-Technologie spezialisierte JRS-Gruppe hat Naturheld von der insolventen Ziegler-Gruppe übernommen. JRS plant, den Produktionsstandort in Grafenwöhr/Hütten sowie alle 130 Arbeitsplätze zu erhalten. Naturheld, ein Hersteller von klimafreundlichen Dämmplatten, soll weiterhin eigenständig am Markt agieren. Der Betriebsübergang ist bis Mitte März vorgesehen, wobei die Produktion ohne Unterbrechung fortgesetzt wird. Die Übernahme steht noch unter dem Vorbehalt der Freigabe durch das Bundeskartellamt. Beraten ließ sich die JRS-Gruppe bei der Financial Due Diligence im Rahmen der Übernahme von Rödl & Partner.
Trotz politischer Spannungen zwischen den USA und Europa erweitert der Medienkonzern Bertelsmann mit zwei Übernahmen sein Geschäft in den Vereinigten Staaten. Die Tochtergesellschaft Arvato übernimmt zum einen den Lager-, Distributions- und Transportdienstleister Carbel, der sich auf Mode und Einzelhandel fokussiert, und zum anderen den Zollmakler United Customs Services. Bertelsmann sieht in den USA aufgrund der demografischen Entwicklung und der Marktgröße bessere Wachstumsperspektiven als in Europa und legt den Fokus in seiner Logistik- und Dienstleistungssparte Arvato auf den wachsenden E-Commerce-Markt, insbesondere in den Bereichen Mode und Lifestyle. Genaue Kaufpreise nennt der Konzern nicht, Medienberichten zufolge soll Bertelsmann für den Doppel-Deal seiner Tochter aber einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag investieren.
Die japanische SBI Group plant, die Mehrheit der Anteile am Berliner Fintech Solaris zu erwerben, das sich auf Embedded-Finance-Lösungen spezialisiert hat. Auf insgesamt über 75 Prozent kommt die SBI Group nach dem Deal. Diese Transaktion ist Teil einer umfassenden Finanzierungsrunde, an der auch die Börse Stuttgart beteiligt ist. Seit 2017 investiert die SBI Group über ihre Fonds in Solaris. A&O Shearman hat die SBI Group bei diesem Deal beraten.
M&A-Gerüchteküche
Liegt da ein Deal in der Luft bei Mercedes-Benz? Medienberichten zufolge erwägt der Autobauer den Verkauf seiner Leasing-Sparte Athlon, um den Konzernumbau voranzutreiben. Mercedes-Benz soll bereits potentielle Käufer kontaktiert haben, um deren Interesse an einem möglichen Deal zu sondieren, schrieb die Nachrichtenagentur Bloomberg. Die Überlegungen befinden sich demnach noch in einem frühen Stadium, und es ist unklar, ob es zu einer Transaktion kommen wird. Die Auto-Leasing-Branche steht unter Druck, da niedrige Restwerte von Elektroautos und ein Preiskampf bei Neuwagenmodellen die Margen belasten.
Auch aus dem Hause Commerzbank sickern Spekulationen über einen möglichen M&A-Deal durch, abseits der öffentlich geführten großen Übernahmeschlacht um die gelbe Bank selbst. So soll die Commerzbank erwägen, ihren Anteil an der Impact-Investmentgesellschaft Nixdorf Capital zu erhöhen, wie Bloomberg berichtete. Vor einem Jahr erwarb die Bank eine Minderheitsbeteiligung von 18 Prozent, um sich unabhängiger vom Zinsumfeld zu positionieren und die Provisionseinnahmen zu steigern. Nixdorf Capital verwaltet Vermögenswerte in Höhe von 150 Millionen Euro. Diese Strategie steht im Einklang mit den jüngsten Aussagen von CEO Bettina Orlopp, die betonte, dass die Bank kleinere Akquisitionen prüfe, die Mehrwert für die Aktionäre schaffen.
Info
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Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.