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Siltronic-Übernahme gescheitert

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Die geplante Übernahme des Münchener Chip-Zulieferes Siltronic durch den taiwanesischen Konkurrenten Globalwafers ist gescheitert. Foto: Siltronic

Schlechte Nachrichten für Siltronic und seinen Großaktionär Wacker Chemie: Die geplante Übernahme des Münchener Chip-Zulieferers Siltronic durch den taiwanischen Konkurrenten Globalwafers ist geplatzt, wie Siltronic am heutigen Dienstag in einer Mitteilung bestätigt. Damit fällt auch für Siltronic-Großaktionär Wacker Chemie der erhoffte Zahltag aus.

Gescheitert sei das Übernahmeangebot an der fehlenden Unbedenklichkeitsbescheinigung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, die den Taiwanern bis zum Ablauf der Angebotsfrist am Montag nicht vorlag, heißt es von Siltronic. Damit sei eine Angebotsbedingung nicht fristgemäß eingetreten und das Angebot erloschen. Besonders bitter für Globalwafers: Nachdem zuvor bereits das deutsche Bundeskartellamt und Behörden anderer Länder der geplanten Übernahme zugestimmt hatten, war dies die letzte Genehmigung, die für den erfolgreichen Abschloss des Deals noch gefehlt hatte.

Nicht zuletzt wegen der andauernden Lieferprobleme auf dem Chip-Markt ist in Deutschland gerade die Halbleiterindustrie von besonderem Interesse. Daher muss das Bundeswirtschaftsministerium solche M&A-Deals absegnen. Das Ministerium prüft dabei unter anderem, ob eine geplante Übernahme wie die von Siltronic sich negativ auf die nationale Sicherheit und die Versorgungssicherheit der Branche auswirken könnte. Die Münchener produzieren wie Kaufinteressent Globalwafers jene dünnen Siliziumscheiben (wafer), die für die Produktion von Mikrochips benötigt werden.

Siltronic-Übernahme stockt seit Oktober

Bereits im Oktober hatten die Münchener mitgeteilt, dass sich der Vollzug der Übernahme wegen „sich hinziehender Gespräche über regulatorische Freigaben“ verzögere und damit voraussichtlich ins neue Geschäftsjahr verschieben werde. Um welche Freigaben es ging, hatte das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt noch offen gelassen – ebenso wie ein neues Zeitfenster für das Closing der Transaktion. Ursprünglich hatten die beiden Zulieferer für die Chipindustrie den M&A-Deal in der zweiten Jahreshälfte 2021 abschließen wollen.

Um die Vorbehalte des Ministeriums gegenüber der Übernahme zu zerstreuen, hatte Globalwafers dem Bund nach Informationen der „F.A.Z.“ unter anderem eine „goldene Aktie“ und Klauseln angeboten, mit denen diese gegebenenfalls hätte rückgängig gemacht werden können. Mit dem Deal wäre die weltweite Nummer 2 in der Wafer-Produktion entstanden.

Dazu kommt es nun nicht mehr. Mit dem Scheitern der Übernahme muss Globalwafers an Siltronic eine Abfindungszahlung von 50 Millionen Euro zahlen. Die im Zuge der geplanten Übernahme bereits angedienten Stammaktien der Münchener – rund 57 Prozent – sollen kommende Woche an die ursprünglichen Eigentümer zurückgehen.

Wacker hält an Exit-Plänen bei Siltronic fest

Damit fällt auch für den Großaktionär Wacker Chemie der lukrative Exit bei Siltronic bis auf Weiteres ins Wasser. Wacker hält 30,83 Prozent der Anteile an den Münchenern. Ursprünglich hatte Globalwafers Ende 2020 in einer ersten Offerte 3,75 Milliarden Euro für Siltronic geboten, jedoch im Januar 2021 nachlegen müssen, da das Angebot bei den Siltronic-Aktionären nicht auf Gegenliebe gestoßen war. Damals hatte sich das Gebot je Aktie von zunächst 125 auf 140 und schließlich auf 145 Euro je Stammaktie erhöht. Der Deal hätte dem Wacker-Konzern, der seine ehemalige Halbleiter-Sparte Siltronic 2015 in einem Spin-off an die Börse gebracht hatte, beim Verkauf seiner gesamten Anteile somit rund 1,34 Milliarden Euro in die Kasse gespült.

Folglich überrascht die Reaktion auf die gescheiterte Übernahme am heutigen Dienstag nur wenig. „Wir bedauern die Entscheidung des deutschen Wirtschaftsministeriums, die Übernahme nicht rechtzeitig vor Ablauf der Vollzugsfrist zu genehmigen, weil wir nach wie vor davon überzeugt sind, dass der Zusammenschluss von Globalwafers und Siltronic im besten Interesse nicht nur der beiden Unternehmen, sondern auch der deutschen und europäischen Halbleiterindustrie gewesen wäre“, kommentierte Wacker-Chef Christian Hartel.

Nichtsdestotrotz wolle Wacker an dem geplanten Ausstieg bei Siltronic festhalten, wie Hartel bekräftigte. Zugleich gab sich der Wacker-Chef gelassen: „Siltronic hat sich in den vergangenen Jahren ausgezeichnet entwickelt. Das Unternehmen ist technologisch hervorragend aufgestellt und arbeitet sehr profitabel.“ Damit sei die Beteiligung auch für Wacker weiterhin eine werthaltige Anlage.

thomas-holzamer[at]finance-magazin.de

Thomas Holzamer ist Redakteur bei FINANCE sowie Chef vom Dienst bei FINANCE-Online und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Banken-Sektor, speziell das Firmenkundengeschäft. Er hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Thomas Holzamer mehr als 12 Jahre in den Redaktionen der Mediengruppe Offenbach-Post, zunächst als verantwortlicher Redakteur für Sonderpublikationen, später im Lokalen.

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