Im Kampf gegen die Coronakrise hat die Lufthansa ihre Sparmaßnahmen noch einmal deutlich verschärft. Im Rahmen eines ersten großen Restrukturierungspakets kündigt die Lufthansa eine „unausweichliche Verkleinerung der Flugbetriebe“ an – das betreffe nahezu die gesamte Gruppe, wie es in einer Mitteilung des Dax-Konzerns heißt.
Eine Maßnahme: Der Flugbetrieb der Tochter Germanwings wird beendet. Das betrifft 30 Flugzeuge und 1.500 Mitarbeiter. Das Aus des Billigablegers kommt nicht völlig überraschend. In den vergangenen Jahren war immer wieder von einer Schließung die Rede. Zuletzt hatte die Lufthansa auch für fast alle Einheiten des Konzerns außer Germanwings Kurzarbeit beschlossen.
Eurowings und Lufthansa Airline schrumpfen
Zudem soll Eurowings, die Germanwings betreibt, schrumpfen, so sollen im Bereich der Kurzstrecke zehn Flugzeuge ausgemustert werden. Auch das Langstreckengeschäft soll verkleinert werden, heißt es weiter.
Auch die Lufthansa Airline selbst wird die Flotte verkleinern. Die Flugzeuge sollen nicht wie bisher vorübergehend geparkt, sondern stillgelegt werden. Dazu gehören sechs Langstreckenflugzeuge vom Typ A380 – die 2022 für den Verkauf an Airbus vorgesehen waren –, fünf Boeing 747-400 und elf kleinere Airbusmaschinen vom Typ A340. Auch die Lufthansa Cityline schrumpft um drei Maschinen.
FINANCE-Köpfe
Das ohnehin schon anlaufende Restrukturierungsprogramm bei Austrian Airlines und Brussels Airline wird „nochmals verschärft“. Auch hier soll die Flotte reduziert werden. Ebenfalls steht auch bei Swiss international Airlines auf dem Prüfstand, ob ältere Maschinen vorzeitig ausgemustert werden sollen. Die Passagierairlines haben nahezu alle Vereinbarungen mit anderen Fluggesellschaften gekündigt.
Lufthansa-Vorstand zeigt sich pessimistisch
„Der Vorstand der Deutschen Lufthansa AG erwartet keine schnelle Rückkehr der Luftverkehrsindustrie auf das Niveau vor der Coronakrise. Nach seiner Einschätzung wird es Monate dauern, bis die globalen Reisebeschränkungen vollständig aufgehoben sind und Jahre, bis die weltweite Nachfrage nach Flugreisen wieder dem Vorkrisen-Niveau entspricht“, heißt es in der Begründung dieser weitreichenden Einschnitte.
Dass die Airline noch vor Abschluss der Verhandlungen über mögliche Staatshilfen, die im Zuge des Coronavirus aufgesetzt wurden, ihre Sparmaßnahmen verschärft, zeigt, wie schwierig die Lage ist. Neben finanzieller Unterstützung könnten die Hilfen auch eine Staatsbeteiligung beinhalten.
Lufthansa-CFO Ulrik Svensson trat zurück
Die Umsetzung der langfristigen Sparmaßnahmen wird zusätzlich noch herausfordernder, weil Lufthansa-CFOUlrik Svensson am vergangenen Wochenende überraschend seinen Rücktritt bekanntgab. Obwohl sein Vertrag erst 2019 bis Ende 2022 verlängert wurde, verlässt er Lufthansa aus gesundheitlichen Problemen sofort.
Trotz der ersten Sparmaßnahmen, die Svensson bereits vor mehreren Wochen eingeführt hatte – Kurzarbeit und die teilweise Stilllegung der Flotte – verliert die Airline enorm viel Liquidität. Um das Geldpolster aufzustocken, hatte der CFO vor kurzem noch neue Kredite in Höhe von 600 Millionen Euro abgeschlossen. Dennoch senkte die Ratingagentur Moody’s kurz darauf ihr Rating für den Dax-Konzern auf Ba1 und entzog ihm damit das Investmentgrade-Rating.
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Mehr über die Karrieren des ausgeschiedenen Lufthansa-CFO und des Eurowings-CFO lesen Sie auf den FINANCE-Köpfe-Profilen von Ulrik Svensson und Frank Bauer.
Welche Spuren die Coronakrise in der Corporate-Finance-Welt hinterlässt, erfahren Sie auf unserer Themenseite zum Coronavirus.
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Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Backhaus ist spezialisiert auf die Themen Restrukturierung, Transformation, Zahlungsverkehr und Cash Management. Sie hat Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln studiert. Sarah Backhaus arbeitete während ihres Studiums unter anderem für Onlinemagazine von Gruner + Jahr und schrieb als freie Journalistin für die Handelszeitung, faz.net und Impulse.

