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Andreas Barckow wird neuer Chef des IASB

Ab 1. Juli 2021 neuer IASB-Vorsitzender: Andreas Barckow
IFRS

Frohe Kunde aus London: Andreas Barckow wird neuer Vorsitzender des International Accounting Standards Boards (IASB). Wenn auch in London angesiedelt, hat das Board eine wichtige Bedeutung für deutsche CFOs und deren Finanzabteilungen: Dort werden die Internationalen Bilanzierungsstandards IFRS herausgegeben und weiterentwickelt, nach denen kapitalmarktorientierte Unternehmen in Deutschland und der EU bilanzieren müssen.

Barckow wird seine neue Aufgabe ab Juli 2021 antreten, teilte die für die Leitung und Überwachung des IASB zuständige IFRS-Stiftung mit. „Ich fühle mich zutiefst geehrt, zum nächsten IASB-Vorsitzenden ernannt worden zu sein und den Standardsetzer in seine dritte Dekade führen zu dürfen,“ kommentierte Barckow seine Ernennung. 

Hans Hoogervorst führte etliche IFRS-Regeln ein

Barckow folgt auf Hans Hoogervorst, der seit 2011 Board-Chef ist. Der Niederländer, der sich in der Öffentlichkeit häufig zu – teils umstrittenen – Bilanzierungsfragen äußerte, wird Ende Juni 2021 seine zweite Amtszeit beenden. In seine Amtszeiten fielen etliche neue Bilanzierungsregeln, die die deutschen Finanzabteilungen auf Trab gehalten haben. 2013 sind die Standards IFRS 10, IFRS 11 und IFRS 12 in Kraft getreten, die die Rechnungslegung in Bezug auf Konsolidierung und Joint Ventures regeln.

Danach ging es Schlag auf Schlag: 2018 traten IFRS 9 (Finanzinstrumente) und IFRS 15 (Umsatzrealisierung) in Kraft, wobei letzteres Folgen für fast alle Unternehmen hatte, teils gravierende wie bei der Deutschen Telekom. 2019 wurde schließlich die Leasingbilanzierung nach IFRS 16 eingeführt. Dieser Standard, über den jahrelang diskutiert wurde, war besonders umstritten, denn er trieb die ausgewiesene Verschuldung vieler Unternehmen stark in die Höhe – bei der Deutschen Post etwa um mehrere Milliarden.

Auch wurde in seiner Amtszeit der für die Versicherungsbranche relevante Standard IFRS 17 entwickelt – nach langen Diskussionen tritt er aber erst 2023 in Kraft. Eine Entscheidung aus diesem Jahr hingegen sorgte für Entlastung bei Unternehmen: Im Zuge der Coronakrise und der damit einhergehenden Mietstundungen können Unternehmen von Erleichterungen bei IFRS 16 Gebrauch machen.

Welche Themen hat Andreas Barckow auf der Agenda?

Nach diesem Feuerwerk neuer Bilanzierungsstandards ist es nun etwas ruhiger um das IASB geworden – im der Amtszeit von Barckow werden andere Themen auf der Agenda stehen. Sollte die Coronakrise zu Beginn seiner Amtszeit noch eine größere Rolle spielen, könnte es hier Anpassungen in der Bilanzierung geben. Auch der Bilanzskandal bei Wirecard hat Diskussionen über die Schwächen der IFRS befeuert.

Diskutiert wird derzeit auch die Frage, wie Unternehmen mit ihrem Goodwill umgehen sollen: Müssen Unternehmen einen jährlichen Impairment-Test machen oder nur noch bei einem Triggering Event? Angesichts des hohen Goodwills in den Bilanzen vieler deutscher Unternehmen ist das Thema momentan so aktuell wie nie. Dass nun ein Deutscher Chef des obersten Standardsetzers ist, ist daher eine gute Nachricht für die Deutsche Wirtschaft.  

DRSC findet mit Georg Lanfermann Nachfolger

Der gebürtige Oldenburger ist derzeit noch amtierender Präsident des Deutschen Rechnungslegungs Standards Committee (DRSC). Dieses Amt bekleidet er seit März 2015. Mit Georg Lanfermann wurde bereits ein Nachfolger gewählt, der den Posten ab 1. März 2021 übernehmen wird. Lanfermann ist gegenwärtig Partner der Fachabteilung für Rechnungslegungs- und Prüfungsfragen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in Berlin. Dort kümmert er sich als fachlicher Leiter um die Auswirkungen von EU-Gesetzgebungsvorhaben in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und Unternehmensberichterstattung, sowie Gesellschaftsrecht/Corporate Governance-Aspekte.

Mit Barckow geht ein auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene hoch anerkannter Experte zur privatrechtlichen Organisation. Der frühere Partner der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte war bereits aktiver Teilnehmer in zahlreichen Beratungsgremien der IFRS-Stiftung und des IASB, einschließlich der Mitgliedschaft im beratenden Forum für Bilanzierungsstandards (Accounting Standards Advisory Forum, ASAF) und im IFRS-Beirat.

Der gelernte Bankkaufmann besitzt ein Diplom und einen Doktortitel in Betriebswirtschaft der Universität Paderborn. Zudem ist er Honorarprofessor an der WHU Otto Beisheim School of Management. Bei Amtsantritt in London werde er von all seinen derzeitigen Positionen zurücktreten, hieß es von Seiten der IFRS-Stiftung.

martin.barwitzki[at]finance-magazin.de

Info

Die Bilanzierung nach IFRS ist komplex, Fehler passieren immer wieder. Bleiben Sie mit unserer Themenseite IFRS auf dem Laufenden, was es in der Rechnungslegung Neues gibt.