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Wirecard verschiebt Bilanzvorlage erneut

Die Vorlage der Bilanz für 2019 von Wirecard verzögert sich erneut.
Wirecard

Wirecard verschiebt zum wiederholten Male die Vorlage des geprüften Jahres- und Konzernabschlusses 2019. Ursprünglich hätte der Dax-Konzern die Bilanz spätestens am 30. April vorlegen müssen. Zunächst verschob Wirecard diesen Termin auf den 4. Juni,  jetzt peilt der Zahlungsdienstleister den 18. Juni an. Zur Begründung heißt es in einer Unternehmensmitteilung, dass der Abschlussprüfer EY noch nicht alle Prüfungshandlungen abgeschlossen habe. Infolge dieser Verzögerung verschiebt Wirecard auch die Hauptversammlung auf den 26. August.

Parallelen zum Sonderbericht von KPMG

In einer ersten Reaktion auf diese Meldung sackte die Wirecard-Aktie nachbörslich um 11 Prozent ab. Wirecard bemüht sich, die Ängste vieler Investoren um die Bilanzierung des Konzerns zu zerstreuen: „Bisher wurden Wirecard im Rahmen der abgeschlossenen Teile der Prüfungshandlungen keine wesentlichen Feststellungen bekannt gemacht. Das Unternehmen erwartet ein uneingeschränktes Testat.“

Diese Aussage erinnert an die Beteuerungen von Aufsichtsratschef Thomas Eichelmann im Vorfeld des Sonderprüfungsberichts von KPMG. Auch dieser hatte sich um mehrere Wochen verzögert, und auf aufkommende Sorgen hatte Eichelmann in den Wochen davor geantwortet, dass KPMG dem Konzern keine wesentlichen „Findings“ angezeigt habe.

Daraus schlossen die Anleger, dass die Prüfung ohne Beanstandungen verlaufen würde und ließen den Aktienkurs deutlich steigen. Doch als KPMG den Bericht Ende April vorlegte, wurde klar, dass das WP-Haus auf schwere „Untersuchungshemmnisse“ gestoßen war und bestimmte Geschäfte nicht nachvollziehen konnte. Daraufhin brach die Wirecard-Aktie ein.

Wirecard und EY drohen Klagen

Nun beschwichtigt nicht Eichelmann, sondern Finanzchef Alexander von Knoop die Anleger. Zwar bezeichnet er die erneute Verzögerung als „mehr als ärgerlich – mit oder ohne Covid-19“. Knoop geht jedoch davon aus,  „dass sich keine wesentlichen Abweichungen dieses sehr intensiv geprüften Abschlusses gegenüber den gemeldeten vorläufigen Zahlen ergeben“ würden. In diesen hatte Wirecard für 2019 einen vorläufigen Umsatz von 2,8 Milliarden Euro und ein Ebitda von 785 Millionen Euro genannt.

Doch seitdem der KPMG-Bericht mehr Fragen als Antworten lieferte, ist die Anspannung groß. Die BaFin und die Staatsanwaltschaft haben den Bericht zum Anlass genommen, die Vorgänge bei Wirecard genauer unter die Lupe zu nehmen. Der Hedgefonds TCI hat gar eine Klage gegen die Wirecard-Führung eingereicht. 

Vor allem aber bereiten Anlegerschützer jetzt auch eine Klage gegen den Abschlussprüfer EY vor. Der Vorwurf: EY habe die Wirecard-Bilanzen der vergangenen Jahre nicht uneingeschränkt testieren dürfen. Dies bringt EY nun in eine heikle Lage. Die Vorlage des 2019er-Abschlusses dürfte sich auch deshalb verzögern, weil EY die Zahlen und Geschäftsvorgänge von Wirecard jetzt vermutlich äußerst genau prüfen wird.

Wirecard-Aktie fällt

Die Wirecard-Aktie ist heute wieder größter Verlierer im Dax. Mit einem Minus von rund 2 Prozent fällt der Rückgang aber deutlich geringer aus, als der vorbörsliche Handel erwarten ließ. Seit der Vorlage des KPMG-Berichts hat das Papier jedoch von 140 auf 85 Euro nachgegeben.

sarah.backhaus[at]finance-magazin.de

Info

Verfolgen Sie die Geschehenisse um den Zahlungsdienstabwickler mit der FINANCE-Themenseite zu Wirecard. Mehr über den Werdegang des Wirecard-Finanzchefs lesen Sie im FINANCE-Köpfe-Profil von Alexander von Knoop.

Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Sie hat Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln studiert. Sarah Backhaus arbeitete während ihres Studiums unter anderem für Onlinemagazine von Gruner + Jahr und schrieb als freie Journalisten für die Handelszeitung, faz.net und Impulse.