Welcher Finanzchef kann sich im Ruhestand über das beste Finanzpolster freuen? Mit dieser Frage hat sich die Vergütungsberatung Willis Towers Watson beschäftigt und dazu erstmals die Pensionszusagen der Dax-CFOs analysiert. Konkret handelt es sich dabei um die heutigen Barwerte der erdienten Pensionszusagen, also dessen, was man mit dem Renteneintritt bekäme. Die Ergebnisse, die FINANCE exklusiv vorliegen, machen deutlich, wie unterschiedlich die Rentenpakte der Finanzchefs sind.
Das Ranking führt der ehemalige Munich-Re Finanzchef und jetzige BayernLB Aufsichtsrat Jörg Schneider an: Sein Ruhestandspolster ist 19,6 Millionen Euro dick. Er wird dicht gefolgt von Ex-Daimler-Mann Bodo Uebber mit 18,2 Millionen Euro. Schon deutlich weiter abgeschlagen ist BASF-Finanzvorstand Hans-Ulrich Engel mit 12 Millionen Euro.
FINANCE-Köpfe
Hinter den Top 3, die unter sich bereits über 40 Prozent der Barwerte der Dax-CFOs ausmachen, liegt VW-Finanzvorstand Frank Witter mit 10,8 Millionen Euro, gefolgt von Continental-Finanzvorstand Wolfgang Schäfer, der die Top 5 mit 10,5 Millionen abschließt. Schlusslicht der Tabelle der Dax30 ist der erst im vergangenen Jahr angetretene Covestro-Mann Thomas Toepfer mit 201.000 Euro.
Ex-Munich-CFO Schneider war am längsten im Dienst
Dabei handelt es sich allerdings um absolute Werte, und diese sind nur bedingt aussagekräftig, denn die Barwerte der erdienten Pensionszusagen häufen sich im Laufe der Dienstjahre an. Da beispielsweise der Ex-Munich-Re-CFO Schneider über 17 Jahre im Dienste der Versicherung stand, verwundert es nicht, dass auf ihn die höchsten Ruhestandsgelder warten.
Hinzu kommt: „Unternehmen weisen untereinander wiederum diverse Parameter auf, zum Beispiel einen unterschiedlich hohen Rechnungszins, unterschiedliche Annahmen zur zukünftigen Gehaltsentwicklung oder unterschiedliche Sterbetafeln, was die Vergleichbarkeit erschwert“, erläutert Heinke Conrads, Leiterin Retirement für Deutschland und Österreich bei Willis Towers Watson.
„CFOs haben im Durchschnitt weniger Bestelljahre zurückgelegt als die CEOs.“
VW-CFO Frank Witter bekommt pro Jahr am meisten
Informativer ist da ein Vergleich der Barwerte der erdienten Pensionszusagen pro Jahr. Hier schafft es Schneider nicht einmal mehr in die Top 5. In dieser Kategorie liegt Volkswagen-Finanzchef Frank Witter mit 3,3 Millionen Euro pro Jahr weit vorne. Der Grund hierfür liegt darin, dass VW die „Pensionsansprüche aus seinen Vordienstzeiten übernommen“ hat, wie es im Geschäftsbericht der Wolfsburger heißt.
Witter konnte sich auch in den vergangen Jahren mehrfach über Boni und Anpassungen des Vergütungssystems bei VW freuen. Nach über 20 Jahren internationaler VW-Karriere in den verschiedensten Finanzführungspositionen, übernahm er schließlich im Oktober 2015 das Finanzsteuer bei den Niedersachsen.
Auf den Plätzen hinter Witter werden die Abstände der aufs Jahr heruntergebrochenen Barwerte der erdienten Pensionszusagen kleiner: Während Allianz-CFO Giulio Terzariol in seinem ersten Jahr bei dem Versicherer einen Wert von 1,5 Millionen Euro ausweist, liegen der drittplatzierte ehemalige Daimler-CFO Bodo Uebber mit 1,2 Millionen und Continental-Finanzchef Wolfgang Schäfer mit 1,16 Millionen Euro wesentlich enger beieinander. Mit 1,14 Millionen Euro schließt Hans-Ulrich Engel, CFO bei dem Chemieriesen BASF, die Top 5 ab.
- Jörg Schneider – 19,6 Millionen
- Bodo Uebber – 18,2 Millionen
- Hans-Ulrich Engel – 12 Millionen
- Frank Witter – 10,8 Millionen
- Wolfgang Schäfer – 10,5 Millionen
- Frank Witter – 3,3 Millionen
- Giulio Terzariol – 1,5 Millionen
- Bodo Uebber – 1,2 Millionen
- Wolfgang Schäfer – 1,16 Millionen
- Hans-Ulrich Engel – 1,14 Millionen
CFOs sind weniger Jahre im Amt als CEOs
Von ihren Kollegen auf dem Vorstandsvorsitz sind die Finanzchefs aber noch ein gutes Stück entfernt. Der ehemalige Daimler-Chef Dieter Zetsche illustriert den Unterschied am deutlichsten: Während CFO Uebber in seinen über 15 Jahren Daimler-Finanzvorstand beachtliche 18,2 Millionen anhäufen konnte, sammelte Daimler-Boss Zetsche in über 20 Jahren 42 Millionen Euro Ruhestandskapital.
Elke Stäbler, Mitautorin der Pensionsstudie Willis Towers Watsons‘ und Expertin für betriebliche Altersversorgung, sieht dafür zweierlei Gründe: „CFOs erhalten in der Regel eine niedrigere Vergütung und haben – in der aktuellen Besetzung der Positionen – im Durchschnitt weniger Bestelljahre zurückgelegt als die CEOs. In der Folge liegt der aufgelaufene Wert ihrer Pensionszusagen nur ungefähr bei der Hälfte der Barwerte der Vorstandsvorsitzenden.“
Den zweiten Grund sieht Stäbler darin, dass „sich gerade bei den dienstjüngeren CFOs häufiger neue, stärker risikobegrenzte Pensionszusagen“ finden. Bereits über die Hälfte der Dax-Konzerne hat ihr Pensionssystem auf eine solche Beitragsorientierung mit kapitalmarktbasierten Zusagen umgestellt.