Herr Gutschlag, Sie sind gerade mit Ihrer dritten Mittelstandsanleihe am Markt. Diesmal wollen Sie 100 Millionen Euro einsammeln, die Hälfte mehr als beim letzten Mal. Was haben Sie vor, außer den alten Bond, der erst Mitte 2021 ausläuft, zu refinanzieren?
Wir wollen zusätzliches Geld in unser Ölgeschäft in den USA stecken – neue Flächen akquirieren, neue Bohrungen niederbringen. Aktuell läuft ein Bohrprogramm mit einem Investitionsvolumen von 50 Millionen US-Dollar, und nächstes Jahr wollen wir auf einem benachbarten Feld ein weiteres Bohrprogramm starten. So wollen wir auch dafür sorgen, dass unsere Cashflows in Zukunft noch stetiger hereinkommen. Wir sind seit fast zehn Jahren in den USA sehr erfolgreich, Konstanz bei den Erträgen tut unserer Kapitalmarktstory gut.
Wie liefen denn die Investitionen, die Sie mit den 66,6 Millionen Euro angestoßen haben, die Sie 2016 am Mini-Bondmarkt aufgenommen haben?
Sehr gut. Im Jahr der Emission hatten wir für 36 Millionen US-Dollar neue Flächen akquiriert und gleichzeitig an einer anderen Stelle gebohrt, und nur 18 Monate später haben wir diese Projekte mit einem Gewinn von 16 Millionen Dollar schon wieder verkaufen können. Viele weitere Bohrungen, die wir seitdem niedergebracht haben, gehören nach wie vor zu unserem Portfolio. Aktuell haben wir 44 Bohrungen in Produktion, elf weitere werden gerade niedergebracht, und an 40 weiteren sind wir minderheitlich beteiligt.
Anleihe in Euro, Cashflows in Dollar
Warum begeben Sie wieder einen Bond in Euro, obwohl Sie das Geld ausschließlich für US-Investitionen mit Rückflüssen in Dollar verwenden wollen?
Um in den USA einen Bond zu begeben, müssten wir am US-Kapitalmarkt etabliert oder ein richtig großer Name sein. Beides sind wir nicht. Außerdem sind die niedrigen Zinsen hier am deutschen Markt für uns nicht unattraktiv.
Der Preis dafür ist ein ordentliches Währungsrisiko, das Sie früher nie abgesichert haben. Ist das immer noch so?
Inzwischen machen wir Absicherungsgeschäfte, aber nur in moderatem Umfang. Wir hedgen rund 20 Prozent der Ausleihungen der deutschen Holding an unsere operativen US-Töchter. Das ist genug, um die Anleihezinsen vor Währungsschwankungen abzuschirmen. Mehr wäre nicht sinnvoll, denn wegen der Zinsdifferenz zwischen Europa und den USA ist das US-Dollar-Hedging für ein Unternehmen wie die Deutsche Rohstoff sehr teuer. Den Ölpreis hedgen wir hingegen umfänglich.
FINANCE-Köpfe
Deutsche Rohstoff erwartet steigendes Ebitda
Die Deutsche Rohstoff AG hat in den vergangenen Jahren viel verdient, aber das aktuelle Geschäftsjahr wird wegen fehlender neuer Bohrungen bei Umsatz und Gewinn das schwächste seit 2016 werden. Wie stehen Sie denn da im Vergleich zum Frühjahr 2016, als Sie das letzte Mal auf Roadshow für eine Bondemission waren?
Wir sind wesentlich stärker als damals, nicht nur, was die Produktionsbasis angeht. Unser Eigenkapital ist so hoch wie nie, und allein seit Ende 2017 haben wir unsere Nettofinanzverbindlichkeiten von 78 auf 58 Millionen Euro reduziert.
Weil Sie in der zweiten Hälfte 2018 kaum investiert haben.
Ja, das stimmt. Weil wir 2017 und Anfang 2018 stark investiert haben, waren unsere Verbindlichkeiten relativ hoch. In Q4 2018 sank dann auch noch der Ölpreis. Deshalb waren wird vorsichtig, und wir wollten die Cashflows zur Stärkung unserer Bilanz verwenden. Doch im laufenden Jahr haben wir schon wieder viel mehr investiert. Unsere neuen Bohrungen werden noch vor Jahresende in die Produktion gehen, wodurch wir 2020 mit großer Wahrscheinlichkeit unseren Umsatz auf 75 bis 80 Millionen Euro und unser Ebitda auf 55 bis 65 Millionen Euro gegenüber dem laufenden Jahr etwa verdoppeln werden.
„Es gibt viele Investoren, die größere Tickets zeichnen wollen, aber einen kleinen Renditeaufschlag erwarten.“
Thomas Gutschlag will Platzierungssicherheit
Ihre Bilanz ist stärker geworden, und das allgemeine Zinsniveau ist deutlich gesunken. Trotzdem ist der Kupon Ihrer neuen Anleihe mit 5,25 Prozent nur um 0,4 Prozentpunkte geringer als bei Ihrer 2016er-Anleihe. Ceteris paribus haben Sie die Verbesserung der Parameter nicht eins zu eins in einen niedrigeren Kupon umsetzen können. Woran liegt das?
Wir bieten einen attraktiven Kupon an, der zugleich signifikant niedriger als 2016 ist. Bei der Kuponhöhe spielt natürlich auch Platzierungssicherheit eine Rolle. Wir tragen hier dem Umstand Rechnung, dass wir uns beim Geschäftsmodell natürlich vom Mainstream der Immobilien-Bondemittenten unterscheiden. Es gibt viele Investoren, die uns kennen und auch größere Tickets zeichnen möchten, oft wird dann aber ein kleiner Renditeaufschlag erwartet. Aufgrund unseres ertragsstarken Geschäftsmodells fühlen wir uns mit dem aktuellen Kupon sehr komfortabel.
Wie haben sich die Bedingungen Ihrer neuen gegenüber der ausstehenden Anleihe verändert?
Überhaupt nicht. Die Covenants und Verpflichtungen sind praktisch die gleichen wie vor dreieinhalb Jahren. Die Covenants haben sich am Markt bewährt, besonders die Deckung des Bondvolumens durch unsere Ölreserven und Liquidität kommt bei Investoren sehr gut an. Die großen Veränderungen bei den Covenants gab es zwischen unserer zweiten und der ersten Anleihe.
Info
Mehr über den Werdegang und Privates unseres Interviewpartners finden Sie im FINANCE-Köpfe-Profil von Thomas Gutschlag.