KTG-Agrar-Chef Siegfried Hofreiter, vom Kapitalmarkt in den vergangenen Jahren überwiegend verwöhnt, muss einen Rückschlag einstecken. Im Gegensatz zu seinen vorherigen Papieren fand die neue fünfjährige Mittelstandsanleihe von KTG Agrar keinen Anklang bei den Investoren und konnte mit 25 Millionen Euro nur zur Hälfte platziert werden. Besonders bitter: Davon stammen lediglich 9,64 Millionen Euro aus dem freiwilligen Umtauschangebot für die 2010 platzierten Mittelstandsanleihe, die im kommenden Jahr fällig wird und die Hofreiter mit den Zuflüssen aus dem neuen Bond refinanzieren will. Damit sind lediglich 20 Prozent der Inhaber der 2010er-Anleihe an Bord geblieben, und auch der Zuspruch neuer Investoren fiel mit 15 Millionen Euro für KTG-Verhältnisse ausgesprochen dürftig aus.
Insgesamt hat Hofreiter in den vergangenen Jahren über KTG Agrar-Anleihen 200 Millionen Euro aufgenommen und weitere 50 Millionen über eine Anleihe für die Tochter KTG Energie. Dennoch ist dem KTG-Agrar-Chef zufolge die Refinanzierung der Mittelstandsanleihe 2010/2015 „schon frühzeitig gewährleistet“. Neben dem Emissionserlös sei die Rückzahlung der im Herbst 2015 fälligen Mittelstandsanleihe durch Cashflows und stille Reserven von mehr als 140 Millionen Euro gesichert, heißt es in einer Pressemitteilung. Die stillen Reserven liegen vor allem im Grundbesitz des Unternehmens, nachdem die Preise für Ackerland in den vergangenen Jahren deutlich angezogen haben.
Mittelstandsanleihen: Refinanzierungsrisiken steigen
Für den Wechsel in das neue Papier hatte Hofreiter den Investoren einen um 50 Basispunkte höheren Kupon geboten als noch 2010, als er die Mittelstandsanleihe über 50 Millionen Euro mit einer Verzinsung von 6,75 Prozent emittieren konnte. Im Gespräch mit FINANCE-TV hatte sich Hofreiter vor kurzem noch optimistisch gezeigt, dass dieser Aufschlag ausreichen würde – gleichzeitig aber eingeräumt, dass er die Nettoverschuldung seines Unternehmens deutlich zurückfahren muss, um den Investment Case zu verbessern.
Das Ergebnis der angekündigten Refinanzierung der KTG-Anleihe lässt auch Rückschlüsse auf die Verfassung zu, in der sich das angeschlagene Segment der Mittelstandsanleihen befindet. Angesichts der nicht abreißenden Welle von Ausfällen schwindet das Vertrauen der Anleger in das gesamte Segment und nicht mehr nur in die kleineren, schwächeren Emittenten, zu denen KTG Agrar nach Meinung vieler Beobachter nicht zählt. Damit steigen für bestehende Emittenten von Mittelstandsanleihen wie KTG Agrar die Refinanzierungsrisiken an.
KTG Agrar muss Schulden senken
Die KTG-Platzierung dürfte belastet haben, dass das Agrarunternehmen den Investoren bislang lediglich eine Wachstums- und keine Bondstory zu erzählen hat. KTG weist einen großen Schuldenberg aus, der im ersten Halbjahr 2014 sogar noch angewachsen ist und das Unternehmen unter Druck setzt. Die Nettofinanzverbindlichkeiten wuchsen bis Ende Juni auf rund 423,1 Millionen Euro an. Das ist mehr als das 12-fache abgelaufene Ebitda. Ende 2013 lagen die Nettoverbindlichkeiten bei 410 Millionen Euro, fast dem 12-fachen Ebitda, das in diesem Jahr allerdings kräftig steigen soll.
Der operative Cashflow lag im ersten Halbjahr mit 3,6 Millionen Euro knapp im positiven Bereich. Dem standen Investitionen in Sachanlagen von knapp 35 Millionen Euro und Einnahmen durch den Verkauf von Ackerland in Höhe von 18,5 Millionen Euro gegenüber. Die Eigenkapitalquote lag Ende Juni bei 16,5 Prozent nach 15,2 Prozent Ende 2013.
Die enttäuschte Bondplatzierung erhöht den Druck auf KTG-Chef Hofreiter, den im vergangenen Herbst eingeleiteten neuen Kurs kompromisslos weiter zu verfolgen und dem Cashflowwachstum und dem Schuldenabbau klaren Vorrang vor neuen Investitionen einzuräumen. Bei FINANCE-TV stellte er dem Kapitalmarkt einen zügigen Abbau des Verschuldungsfaktors auf 4 bis 5x Ebitda in Aussicht.
Info
Lesen Sie mehr zu dem Landwirtschaftsunternehmen und seinen Mittelstandsanleihen auf unserer Themenseite KTG Agrar.
Sabine Paulus ist seit 2008 Redakteurin beim Fachmagazin FINANCE und der Online-Publikation DerTreasurer. Ihre Themenschwerpunkte sind Personal, Organisation, Karriere und Finanzierung. Sie ist M.A. und hat an der Universität Konstanz unter anderem das Hauptfach Deutsche Literatur studiert.