Aufatmen bei Takko: Der Modediscounter erhält einen Überbrückungskredit über rund 54 Millionen Euro, teilte das Unternehmen am Montag mit. Das Geld kommt von Banken, Investoren und dem Eigentümer Apax Partners. Wer wie viel genau beigetragen hat und ob es auch Eigenkapitalkomponenten gegeben hat, sagt das Unternehmen auf FINANCE-Anfrage nicht.
Der Finanzbedarf sei wegen der teilweisen Wiederöffnung geringer ausgefallen als zunächst gedacht, so der Modehändler, ohne auf eine konkrete Summe einzugehen. Seit dem 8. März konnte ein Großteil der Filialen öffnen, der Modehändler spricht von einer „vielversprechenden Nachfrage“ in den Filialen vor Ort.
„Wir freuen uns, dass wir so schnell eine Lösung gefunden haben. Der Kredit ermöglicht es uns, kurzfristig unsere operativen Kosten zu decken und den Fortbestand unseren kerngesunden Unternehmens zu sichern“, so Karl-Heinz Holland, Interims-CEO von Takko Fashion. „Dank unseres nachhaltig erfolgreichen Geschäftsmodells sind wir zuversichtlich, die Gelder schnell zurückzahlen zu können.“
Takko brauchte Geld nach gescheiterter Bürgschaft
Die Lage bei Takko war finanziell sehr angespannt, denn zuvor waren Verhandlungen zwischen dem Land NRW und Takko über eine Landesbürgschaft krachend gescheitert. Beide Lager lieferten sich eine Schlammschlacht um die Schuldfrage. Während Takko davon sprach, dass man keine Bürgschaft erhalten hätte, beharrte NRW darauf, dass man eine angeboten habe – vermutlich konnte man sich bei den Bedingungen oder der Höhe nicht einig werden. NRW deutete an, dass auch Eigentümer sowie andere Stakeholder ihren Beitrag leisten müssten.
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Bereits im Sommer stand ein dringender Finanzierungsbedarf auf der Agenda, damals gab es ein Hin und Her zwischen dem Takko-Management, dem Private-Equity-Investor und Haupteigentümer Apax, sowie den Bondholdern, nachdem der Modehändler wegen des der Folgen des Coronavirus Zinszahlungen ausgesetzt hatte. Doch die Lage entspannte sich kurzzeitig, nachdem die Geschäfte wieder öffneten.
Takko: Doch kein Rettungskredit durch Bondholder?
Nun hatte sich die Situation in den vergangenen Monaten aber wieder dramatisch verschlechtert. Der erneute Lockdown setzt dem Mode-Discounter schwer zu. In der Kasse fehlt bereits ein zweistelliger Millionenbetrag. Insgesamt hat die Firma im zweiten Lockdown nach eigenen Angaben nahezu 130 Millionen Euro an liquiden Mitteln verloren.
Nach der gescheiterten Landesbürgschaft stand vor einigen Tagen noch eine andere Rettung im Raum: FINANCE-Informationen zufolge waren die Bondholder bereit, ein Brückenkredit über 50 Millionen Euro zu stellen. Doch die Konditionen waren happig: Die geforderten Zinsen wären sehr hoch gewesen. Diese hätten laut einem Insider im „zweistelligen Bereich“ gelegen. Offenbar hat das Unternehmen nun eine andere, günstigere Lösung vorgezogen.
Info
Wie sich der Modehändler in der Krise schlägt, lesen Sie auf unserer Themenseite zu Takko.
Eva Brendel ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Sie hat Kommunikationswissenschaft, VWL und Politik in Bamberg und Jena studiert. Neben dem Studium arbeitete Eva Brendel als freie Nachrichtenmoderatorin bei einem Lokalsender und moderierte eine eigene Podcast-Reihe.