Nur zwei Monate, nachdem das Unternehmen verspätet und nur mit Hilfe von Anteilsverkäufen die Anleihezinsen bezahlen konnte, sorgt die finanzielle Lage von Beate Uhse schon wieder für große Unruhe im Investorenkreis. Dem Erotikkonzern droht im laufenden Jahr ein Vorsteuerverlust in niedriger zweistelliger Millionenhöhe. FINANCE vorliegende Dokumente zeigen, dass Investoren befürchten, dass das Handelshaus einen Liquiditätsbedarf in ähnlicher Höhe hat, um weiter im Geschäft zu bleiben.
Damit steht die Mittelstandsanleihe von Beate Uhse stärker im Feuer denn je. Das 30 Millionen Euro schwere Papier, das noch bis Sommer 2019 läuft, ist wieder auf rund 20 Prozent seines Nennwerts abgerutscht. Im Sommer hatte sich der Kurs noch kurzzeitig bis auf 40 Prozent erholt. Im Fall einer unkontrollierten Insolvenz drohen den Bondholdern aber noch viel höhere Verluste. Auch die Aktie notiert auf Allzeittief und ist keine 15 Cent mehr wert.
Den schlimmsten Fall zu verhindern, ist der kleinste gemeinsame Nenner der verschiedenen Investorengruppen, die in die Rettungsbemühungen des Erotikhändlers involviert sind. Um die Anleihe kontrolliert zu restrukturieren, etwa in Form eines Debt-to-Equity-Swaps, müsste die Liquidität von Beate Uhse aber zumindest so weit gesichert sein, dass das Unternehmen eine positive Fortführungsprognose erhält.
Seit zwei Jahren unter Wasser: Die Anleihe von Beate Uhse
Robus hat Interesse, Beate Uhse liquide zu halten
Wie Papiere zeigen, die FINANCE vorliegen, ist auch der High-Yield-Investor Robus Capital Teil der Rettungsbemühungen um Beate Uhse. Marktkreise gehen davon aus, dass Robus schon seit längerer Zeit einen zweistelligen Prozentsatz der Beate-Uhse-Anleihe hält, diese Position aber zu sehr niedrigen Kursen aufgebaut hat.
Nach FINANCE-Informationen hat Robus ein konkretes Konzept für eine Brückenfinanzierung ausgearbeitet, das bis zu einer späteren Bondrestrukturierung die Liquidität des Erotikhändlers gewährleisten soll. Insgesamt sieht das Robus-Konzept – nach Abzug von nicht unerheblichen Strukturierungsgebühren – die Auszahlung eines Brückenkredits in Höhe von 9 Millionen Euro vor.
Im Gegenzug müsste Beate Uhse Robus umfangreiche Sicherheiten abtreten, darunter Kundenforderungen, Warenbestände, Filmrechte und Erlöse aus etwaigen Filialverkäufen. Die Bondholder könnten in diesen Bridge Loan eintreten. Die Zinsen für die verschiedenen Tranchen lägen bei 7 Prozent und mehr, teilweise als so genannte „PIK-Note“ endfällig strukturiert.
Robus hat auch deshalb ein Interesse daran, den Mini-Bond-Emittenten liquide zu halten, weil der Fonds wohl nur so das eigene Investment in den Beate-Uhse-Bond noch retten kann. Mit dem im Raum stehenden Ausfallszenario ist die Downside für Robus und die übrigen Anleihezeichner groß. Müsste Beate Uhse den Debt-Investor aber tatsächlich für eine besicherte Zwischenfinanzierung ins Boot holen, könnte Robus von einem Überleben der Erotikikone über die Gebühren, die Zinsen und die Rettung des Bond-Investments wirtschaftlich erheblich profitieren.
Der Mini-Bond ist für Dritte ein unkalkulierbares Risiko
Viele Finanzierungsalternativen hat Beate Uhse nicht mehr. Die langfristigen Finanzierungsverbindungen zu den Banken haben die Norddeutschen im Zuge ihrer Bondemission im Jahr 2014 weitestgehend gekappt. Und auch der Umfang an verfügbaren Kreditsicherheiten ist im Zuge des Schrumpfkurses deutlich gesunken. Erlöste Beate Uhse zum Zeitpunkt der Bondemission noch fast 150 Millionen Euro, wird der Umsatz im laufenden Jahr deutlich unter die 100-Millionen-Marke absacken. Erst im Sommer hatte Beate Uhse wieder diverse Filialen, Online-Shops und Großhandelsgeschäfte abgestoßen, um die Kassenposition zu stärken.
Frisches Geld – sogar in Form von Eigenkapital – könnte theoretisch auch vom Großaktionär, der niederländischen Unternehmerfamilie Cok, kommen. Ein solcher „Equity Cure“ hätte den Vorteil, dass er die Kassenlage und die Bilanz von Beate Uhse gleichermaßen stabilisieren würde. Das Problem: Für jeden potentiellen Geldgeber – ob Equity oder Debt – ist der notleidende Bond ein unkalkulierbares Risiko. Und ein Kapitalschnitt, der den Wert der Beate-Uhse-Aktie wieder über 1 Euro hievt, müsste vorher auch noch durchgeführt werden.
Insider: Für sanftere Lösungen fehlt die Substanz
Sanftere Lösungen als ein Super-Senior-Loan, ein Debt-to-Equity-Swap oder eine große Kapitalerhöhung scheiden mit großer Wahrscheinlichkeit aus. Höchstens theoretisch noch denkbar wäre es beispielsweise, in Verbindung mit einem überschaubaren Forderungsverzicht die Laufzeit des Bonds zu verlängern – oder auch eine Bondrestrukturierung á la Singulus. Bei dem angeschlagenen Maschinenbauer übernahmen Anfang 2016 die Bondholder 95 Prozent des Eigenkapitals und erhielten obendrein noch eine Anleihe mit deutlich verkleinertem Volumen. „Aber dafür hat Beate Uhse nicht genügend Verschuldungskapazität“, sagte ein Teilnehmer der Beate-Uhse-Gespräche gegenüber FINANCE.
Robus Capital und Beate Uhse wollten auf Anfrage keinen Kommentar abgeben. Frank Günther, Chef des Beratungshauses One Square, das als Gemeinsamer Vertreter der Bondholder fungiert, macht hingegen Druck: „Wir suchen gemeinsam mit dem Management und großen Bondholdern intensiv nach einer Lösung“, sagte Günther gegenüber FINANCE. „Aber die Zeit drängt, und derzeit bewegt sich nicht viel.“
„Die Zeit drängt, aber es bewegt sich nicht viel.“
Dies könnte sich allerdings ändern. Nach FINANCE-Informationen sind die Gespräche der Beate-Uhse-Führung mit Finanzierungspartnern in den vergangenen Tagen vorangekommen. Schon in wenigen Tagen könnte eine erste Finanzierungsbrücke stehen. Doch dafür müssten gleich mehrere gordische Knoten durchschlagen werden.
Info
Mehr Infos zum Überlebenskampf der einstigen Erotikikone gibt es auf der FINANCE-Themenseite zu Beate Uhse.