Private-Equity-Legende Guy Hands hatte bislang mit der Vergabe von Fremdkapital wenig zu tun. Das ändert sich jetzt: Mit seinem eigenen Geld orchestriert Hands den Vorstoß von Terra Firma in den Private-Debt-Markt – auch in Deutschland. Damit wagt Terra Firma sich in ein Gebiet vor, das schon einige Finanzinvestoren bevölkern. In Zeiten, in denen immer mehr Kapital im Umlauf ist, schaffen immer mehr von ihnen zusätzliche Nischen, um das Geld ihrer Investoren anzulegen.
10 bis 14 Prozent pro Jahr will Terra Firma mit nachrangigen Krediten verdienen. Diese vergibt der Finanzinvestor bislang vor allem an Portfoliofirmen von Private-Equity-Häusern. Das Kapital kommt noch nicht von institutionellen Investoren oder Family Offices, sondern aus der Kasse von Gründer und Chairman Guy Hands selbst – ein Versuchsballon sozusagen.
Der erste und bislang einzige Deal in Deutschland war im vergangenen Jahr die Vergabe von 42 Millionen Euro an den Kunstrasenhersteller Sport Group, der dem Midmarket-Private-Equity-Haus Equistone gehört. Sport Group brauchte das Kapital für ein Add-on-Investment in den USA.
Terra-Firma-Manager Feder: „Alternative zu Co-Investment“
„Unser Support Capital soll mit bei Investitionen helfen, die der Eigentümer nicht mehr über Eigenkapital darstellen kann oder will“, erklärt Florian Feder im Interview mit FINANCE. Der 38-jährige frühere Wirtschaftsanwalt und Leveraged-Finance-Banker ist bei Terra Firma für die Kreditvergabe in Deutschland zuständig.
„Unser Angebot ist, ein Darlehen zu vergeben, das in der Kapitalstruktur nach der Bankfinanzierung, aber vor dem Eigenkapital kommt“, sagt Feder. „Damit sind wir für das Private-Equity-Haus die günstigere Alternative zu einem Co-Investment, wenn das Asset sich gut entwickelt.“ Die andere Seite der Medaille: Läuft es schlecht, müssen die nachrangigen Kredite vor den Eigenkapital-Investments bedient werden.
In Deutschland rechnet Feder im laufenden Jahr mit einem weiteren Investment, im nächsten Jahr mit zwei bis drei Deals. Feder hat als so genannter Deal Originator, der Investment-Gelegenheiten aufspüren soll, bereits einen Mitstreiter in Frankreich. „Auch im übrigen Europa wollen wir mit unserem neuen Angebot an den Markt gehen“, kündigt Feder an.
Immer mehr Konkurrenz im Private-Debt-Markt
Terra Firma plant, Tickets in der Größenordnung von rund 15 bis 60 Millionen Euro an klassische Midmarket-Firmen auszureichen. Auch eine Vergabe an Mittelständler ohne Private-Equity-Besitzer ist laut Feder denkbar. Allerdings sei es für das Aufspüren von Deals einfacher, an einen kleinen Kreis aktiver Finanzinvestoren zu gehen, als Tausende von in Frage kommenden Mittelständlern anzusprechen.
Im Niedrigzinsumfeld erreicht die Menge an Kapital, das bei so genannten Alternative Asset Managern liegt, ständig neue Rekordstände. Allein im Bereich Private Equity erreichte das so genannte Dry Powder – Kapital, das die institutionellen Anleger den Private-Equity-Häusern zugesagt haben, für das die Investmentmanager aber noch keine Zukaufsziele gefunden haben – zuletzt einen Höchststand von 918 Milliarden US-Dollar.
Dieser Anlagedruck ist ein wesentlicher Grund dafür, dass Finanzinvestoren sich immer neue Nischen suchen, um das Kapital ihrer Geldgeber arbeiten zu lassen. Auch Pemberton kündigte zuletzt an, nachrangige Kredite vergeben zu wollen. Während Terra Firma von der Equity-Seite kommt, vergibt Pemberton als angestammter Private-Debt-Investor bislang vorrangiges Fremdkapital, traut sich allerdings auch an die schwer zu knackenden Mittelständler heran.
Ein weiterer Anbieter nachrangiger Kredite ist der frühere Morgan-Stanley-Chef Dirk Notheis. Mit einem Netzwerk aus früheren Industriekapitänen setzt Notheis‘ Vehikel Rantum Capital allerdings darauf, Mittelständler mit Bedarf direkt aufzuspüren, anstatt über Private-Equity-Investoren zu gehen.
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