Kurzes Aufatmen bei AMS: Dank eines gut ausgehandelten Abkommens mit den Banken ist es dem österreichischen Sensorspezialisten gelungen, eine Kapitalerhöhung über 1,65 Milliarden Euro abzuschließen. Das Geld braucht AMS für die Übernahme von Osram.
Doch die beteiligten Investmentbanken, unter anderem UBS und HSBC, müssen noch zittern: 30 Prozent der Aktien konnten nicht am Markt platziert werden, diese landen jetzt erst einmal in den Büchern der Banken. Dies entspricht alles in allem 72,4 Millionen AMS-Aktien.
Damit haben die Investmentbanken jetzt das Problem, dass sie 630 Millionen Euro in einer nicht strategischen Aktienposition gebunden haben. UBS und HSBC haben auch schon zum größten Teil die Brückenfinanzierung von 4,4 Milliarden Euro gestemmt, die AMS für die Osram-Übernahme arrangiert hatte.
Coronakrise gefährdete AMS-Kapitalerhöhung
Die Banken müssen jetzt hoffen, dass sich die Coronapanik an den Börsen langsam legt, damit sie die übrig gebliebenen Aktien in naher Zukunft im Markt nachplatzieren können. Dafür braucht es aber eine Kurserholung bei AMS: Deren Aktie notiert bei 8,70 Franken, während der Bezugspreis der neuen Aktien 9,20 Franken beträgt.
Doch das Potential dafür ist da, schließlich notieren AMS-Aktien nur noch zu einem Zehntel ihres Höchststands aus dem März 2018 von 78 Franken. Allein seit Jahresbeginn hat die AMS-Aktie zwei Drittel eingebüßt.
Dieser Kurssturz hat auch Sorgen geweckt, ob AMS Osram tatsächlich wie geplant übernehmen kann, war die Finanzierungsstruktur doch schon vor dem Ausbruch des Coronavirus aggressiv. Durch die platzierte Kapitalerhöhung sind die Chancen dafür nun wieder gestiegen. Trotzdem notiert aber auch die Osram-Aktie mit 30 Euro deutlich unter dem Preis des AMS-Übernahmeangebots von 41 Euro.
FINANCE-Köpfe
Osram-Übernahme dürfte durchgehen
Das frische Eigenkapital macht etwa ein Drittel des Volumens der Osram-Offerte (4,6 Milliarden Euro) aus. Nach einer langen Übernahmeschlacht hält AMS inzwischen 63 Prozent an Osram. Der M&A-Deal muss nun nur noch von den Wettbewerbsbehörden abgesegnet werden. Das Closing wird im zweiten Quartal erwartet. Die personellen Weichen für die Übernahme sind schon gestellt: Osram-CFOIngo Bank soll Finanzchef des gesamten Konzerns werden und in den AMS-Vorstand einziehen.
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Erfahren Sie mehr über den Berufsweg des Osram-CFOs im FINANCE-Köpfe-Profil von Ingo Bank.
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Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Sie hat Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln studiert. Sarah Backhaus arbeitete während ihres Studiums unter anderem für Onlinemagazine von Gruner + Jahr und schrieb als freie Journalisten für die Handelszeitung, faz.net und Impulse.