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Das sind die Auf- und Absteiger der Dax-Familie 2019

Welche Aktien sind 2019 in Dax30, M- und SDax auf- und abgestiegen? Ein Rückblick zum Jahresende.
Deutsche Börse AG

Mit gerade einmal vier Neuemissionen mit einem Gesamtvolumen von 3,5 Milliarden Euro erlebt Deutschland 2019 das schwächste IPO-Jahr seit der Finanzkrise. In den Dax-Indizes gab dieses Jahr trotzdem viel Bewegung – dafür sorgten unter anderem die Angst vor einer Rezession, herausfordernde Entwicklungen in Branchen wie Mode oder Automotive und hohe Erwartungen in Tech-Unternehmen. Wer waren die Auf- und wer die Absteiger 2019?

Dax30 verliert Urgestein ThyssenKrupp

Ausschlaggebend für den Auf- oder Abstieg sind zwei Kriterien: Die Marktkapitalisierung der sich im Free Float befindlichen Aktien sowie der Börsenumsatz.

Im Dax30 gab es dieses Jahr zwar nur eine Anpassung – diese sorgte aber für viele Schlagzeilen: Der deutsche Leitindex musste sich mit ThyssenKrupp von einem seiner Urgesteine verabschieden, das dort seit über 30 Jahren gelistet war. Der Stahlkonzern stieg im September in den MDax ab. Das Traditionsunternehmen kämpft unter anderem nach milliardenschweren Fehlinvestitionen mit massiven Cashflow-Problemen.

Ein groß angelegter Konzernumbau samt Carve-out von Steel Europe wurde wieder abgesagt, CEO und Ex-CFO Guido Kerkhoff musste gehen – der Aktienkurs fiel schließlich immer tiefer. Des einen Leid‘ ist des anderen Freud‘: ThyssenKrupp machte den Platz frei für den Triebwerksbauer MTU Aero Engines, der aus dem MDax aufstieg. CFO Peter Kamertisch rückt das nun stärker ins Rampenlicht denn je.

MDax: Teamviewer und Varta große Aufsteiger

Der MDax, der Nebenwerte-Index der 60 größten Midcap-Unternehmen Deutschlands, war im Vergleich zum Leitindex deutlich mehr in Bewegung. Zuletzt sorgten hier Teamviewer und Varta für Aufsehen, die seit Dezember sowohl im MDax als auch im TecDAX gelistet werden. Der Softwarehersteller Teamviewer war Ende September an die Börse gegangen und ist mit einem Emissionsvolumen von 2,2 Milliarden Euro der größte Börsengang des Jahres in Europa.

Der Batteriehersteller Varta, der unter anderem Batterien für die kabellosen Kopfhörer von Apple und Amazon liefert, hat seit Januar den Wert seiner Aktie von 25,50 Euro auf knapp 120 Euro gesteigert und sich damit nahezu verfünffacht. Anleger setzen darauf, dass das Unternehmen auch von dem zunehmenden Ausbau der Elektromobilität profitieren wird. Varta war im Herbst 2017 an die Börse gegangen.

Weitere Unternehmen, die aus dem SDax in die zweite Börsenliga aufgestiegen sind, sind der Bremsenhersteller Knorr Bremse, der erst seit Oktober 2018 an der Börse ist, sowie der schwäbische Chiphersteller Dialog Semiconductor. Auch konnten der Cloudspezialist Cancom, der Finanzdienstleister Grenke, der Live-Entertainment Organisator Eventim, das Softwareunternehmen CompuGroup sowie der Hersteller von Industrieküchengeräten Rational ihren Börsenwert deutlich steigern und aus dem SDax in den MDax aufsteigen.

Axel Springer und Innogy haben Dax-Familie verlassen

Dafür mussten den MDax bereits im Frühjahr 2019 der Stahlhersteller Salzgitter, dessen Marktkapitalisierung im Vorjahr um 46 Prozent eingebrochen war, sowie der Autozulieferer Schaeffler, der mit dem Rückgang der Automobilindustrie zu kämpfen hat, verlassen. Erst im November kündigte Schaeffler-CFO Dietmar Heinrich seinen Weggang an. Beide Unternehmen werden nun im SDax gelistet.

Ebenfalls abgestiegen aus dem MDax sind der Chemiekonzern Wacker, der Shoppingcenter-Investor Deutsche Euroshop, der Verbindungstechnik-Spezialist Norma, die Optikerkette Fielmann und der Mobilfunkanbieter 1&1 Drillisch. Letzterer hat nicht nur mit über 45 Prozent Wertverlust seiner Aktien zu kämpfen, sondern war jüngst erst zu einer Geldstrafe in Millionenhöhe wegen eines Verstoßes gegen die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) verurteilt worden.

Zwei Aussteiger aus dem MDax und direkt ganz aus der Dax-Familie sind Axel Springer, dessen Streubesitz nach der Übernahme durch den Finanzinvestor KKR zu stark gesunken ist, sowie Innogy, die ebenfalls nach der Übernahme durch E.on zu wenig Free Float haben. 

Die meisten Index-Anpassungen gab es im SDax

Neben den Absteigern aus dem MDAX gab es im SDax, dem Index der 70 kleineren Smallcap-Unternehmen, dieses Jahr auch einen echten Neuzugang: Der Börsenneuling Traton, die Truck und Bus-Sparte von Volkswagen, galt für Analysten zwar als aussichtsreicher Kandidat für den MDax, erreichte nach einem schwachen Börsenstart im Sommer jedoch nur eine Platzierung im SDax. Der Kurs der Aktie pendelt seitdem ohne nennenswerte Änderung um die 25 Euro Marke.

Seit Dezember ist zudem die Comdirect im SDax gelistet: Der Kurs der Online-Tochter der Commerzbank profitiert aktuell vom Übernahmegerangel zwischen dem Mutterkonzern und dem Comdirect-Aktivist Petrus Advisers. Doch es wird wohl nur ein kurzes Intermezzo im SDax, aller Voraussicht nach wird die Mutter die Tochter integrieren.

Baywa stieg in SDax auf – und wieder ab

In den SDax aufgestiegen sind 2019 auch der Personaldienstleister Amadeus Fire, der Netzwerk-Ausrüster Adva Optical Networking, der Projektentwickler für Wohnimmobilien Instone Real Estate, das Pharmazieunternehmen Dermapharm, der Medizintechniker Eckert & Ziegler sowie der Werkzeugmaschinenhersteller DMG Mori. Dieser ist erst  im März aus dem SDax ausgestiegen, im Juni jedoch wieder eingestiegen.

Weniger erfolgreich verlief das Jahr hingegen für den Agrar- und Baustoffhandelskonzern Baywa: Während sich das Unternehmen im März über den Aufstieg in den SDax freuen durfte, musste es im Dezember den Index wieder verlassen, da der Börsenumsatz zu stark gesunken war. Dieses Hin- und Her sorgte dieses Jahr für eine Diskussion über Auswahlkriterien für die Indizes.

Steinhoff kämpft mit Bilanzskandal

Auch der Kabelnetzbetreiber Tele Columbus, die Biotech-Firma Medigene, der Schienenlogistiker VTG, die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd und der Anbieter für Bahninfrastruktur Vossloh stiegen 2019 aus dem SDax ab. Der Möbelhandelskonzern Steinhoff kämpft indes weiterhin mit den Folgen seines Bilanzskandals, der vor zwei Jahren ans Licht kam: Nach Milliardenverlusten hat die Aktie 98 Prozent ihres Wertes verloren.

Für das kommende Jahr werden deutlich mehr Neuemissionen und Indexanpassungen erwartet: Unter anderem könnten die geplanten Börsengänge der Aufzugssparte von ThyssenKrupp, des Büroanbieters Wework oder des Öl- und Gaskonzerns Wintershall Dea für viel Bewegung sorgen.

redaktion[at]finance-magazin.de