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Steinhoff bittet Gläubiger um noch mehr Zeit

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Die geplante Umschuldung von Steinhoff verzögert sich weiter.
2Mmedia/iStock/GettyImagesPlus

Steinhoff benötigt erneut mehr Zeit: Wie der angeschlagene Möbelkonzern mitteilte, muss er seine Gläubiger zum dritten Mal darum bitten, die Umsetzungsfrist für das bereits im Dezember 2018 beschlossene Restrukturierungsprogramm zu verlängern. Neues Zieldatum ist der 9. August. Die Gläubiger der Steinhoff Europa AG (Seag) und der Steinhoff Finance Holding (SFHG) können dem Vorhaben nun bis zum 27. Juni zustimmen.

Wie es in der Mitteilung heißt, geht Steinhoff derzeit davon aus, dass die neuerliche Aufschiebung genug Zeit bringt, um mit der internen Restrukturierung zu beginnen und etwaige andere noch offenen Punkte vor Ablauf der Umsetzungsfrist abzuschließen. Einem Unternehmenssprecher zufolge handelt es sich dabei vor allem um organisationale Anpassungen in der Steinhoff-Gruppe.

Rechtstreit mit Andreas Seifert ist beigelegt

Andere Störfaktoren für das Restrukturierungsprogramm, wie etwa der langwierige Rechtstreit mit XXXLutz-Eigentümer Andreas Seifert, seien dagegen inzwischen rechtskräftig beigelegt, so der Sprecher. Seifert hatte die Umschuldungspläne von Steinhoff torpediert und dadurch im März dieses Jahres die erste Fristverlängerung ausgelöst. Im Mai verlängerte Steinhoff die Frist schließlich ein weiteres Mal auf den 30. Juni.

Im Dezember hatte sich Steinhoff mit seinen Gläubigern darauf verständigt, Schulden im Wert von 7,7 Milliarden Euro zu restrukturieren. Die Laufzeiten aller ausstehenden Finanzinstrumente wurden verlängert und die Zinszahlungen durch sogenannte endfällige Payment-in-Kind-Komponenten bis zum Ende der Laufzeit aufgeschoben. Unter anderem über Notverkäufe hielt sich Steinhoff seitdem finanziell über Wasser.

Steinhoff macht 1,2 Milliarden Euro Verlust

Die Frist für das Restrukturierungsprogramm ist nicht das einzige, was Steinhoff immer wieder verschiebt: Auch auf die Vorlage der Zahlen für die Geschäftsjahre 2017 und 2018 mussten die Gläubiger lange warten. Nachdem Steinhoff im Dezember 2017 Bilanzprobleme eingestanden hatte, nahmen die Bilanzierungsspezialisten von PwC die Zahlen genau unter die Lupe, wodurch sich die Veröffentlichung verschob.

Vor wenigen Tagen erst wurde der Bericht für 2018 schließlich veröffentlicht. Unter dem Strich schrieb der Konzern rund 1,2 Milliarden Euro Verlust nach einem Minus von fast 4 Milliarden Euro im Jahr zuvor. Der Konzern musste nach eigenen Angaben bei seinen Töchtern allein im Jahr 2018 Vermögenswerte im Wert von 940 Millionen Euro abschreiben. Im Jahr zuvor waren es 2 Milliarden, 2016 waren es einem Zeitungsbericht zufolge 11 Milliarden Euro.

Wie PwC in seinem Untersuchungsbericht feststellte, sollen ehemalige Top-Manager des Konzerns zwischen 2009 und 2017 „fiktive und unregelmäßige Transaktionen“ im Wert von 6,5 Milliarden Euro durchgeführt haben. 

Info

Verfolgen Sie die komplette Krise des angeschlagenen Möbelkonzerns mit der FINANCE-Themenseite zu Steinhoff.

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