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Osram-CEO Olaf Berlien setzt Bares auf riskanten Kurs

Osram-CEO Olaf Berlien auf der Hauptversammlung 2015: Der Konzern-Chef hat bereits 700.000 Euro auf seine als riskant geltende Strategie gesetzt.
Osram

Olaf Berlien, Chef von Osram, setzt erneut eine beträchtliche Summe auf den viel kritisierten Kurs des Leuchtmittelherstellers. Wie aus den Director Dealings des MDax-Konzerns hervorgeht, hat der Manager am vergangenen Freitag Osram-Aktien im Wert von 302.000 Euro zu einem Stückpreis von 46,44 Euro im Xetra-Handel erworben.

Den Zeitpunkt hat Berlien gut gewählt: In der vergangenen Woche hatten die Münchener den Verkauf des klassischen Lampengeschäfts an ein chinesisches Konsortium verkündet. Der Kaufpreis liegt mit 400 Millionen Euro unter Buchwert. Nach Ankündigung des M&A-Deals war der Aktienkurs von Osram um 10 Prozent von über 50 Euro auf zeitweise unter 46 Euro abgesackt.

Den günstigen Kurs hat Berlien jetzt genutzt, um sich günstig mit Aktien einzudecken. Ein Osram-Sprecher hat gegenüber FINANCE bestätigt, dass Berlien die Aktien aus Eigenmotivation gekauft hat und nicht etwa aus vertraglichen Verpflichtungen.

Olaf Berlien hat für 700.000 Euro Osram-Aktien gekauft

Der CEO setzt darauf, dass seine Unternehmensstrategie aufgeht und der Kurs wieder steigt. Es ist nicht das erste Mal, das Berlien ein solches Manöver fährt. Im vergangenen November hatte Osram bekanntgegeben, dass der Konzern sich künftig verstärkt auf die Massenproduktion von LED-Chips konzentrieren will. Infolge der Mitteilung war der Aktienkurs des MDax-Konzerns um ein Drittel eingebrochen.

Auch damals nutzte Berlien das günstige Kursniveau: Im Dezember kaufte der CEO für 400.000 Euro Osram-Aktien zu einem Preis von 39,61 Euro. Dieses Paket ist jetzt deutlich mehr wert – beim derzeitigen Aktienkurs von 46,20 Euro rund 470.000 Euro. Insgesamt hat Berlien damit inzwischen über 700.000 Euro auf den eingeschlagenen Kurs gewettet.

Ex-CFO Klaus Patzak hat Osram nach Strategiedebatte verlassen

Berliens Plan gilt unter Investoren als riskant: Der Manager will rund 2 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung im Bereich LED-Technik ausgeben. Zudem baut Osram für 1 Milliarde Euro ein Werk in Malaysia.

Osram-Großaktionär Siemens rebellierte auf der Hauptversammlung im Februar offen gegen das Vorhaben: Siemens verweigerte CEO Berlien die Entlastung, sprach dem damaligen CFO Klaus Patzak, einem langjährigen Siemens-Manager, gleichzeitig das Vertrauen aus.

Finanzchef Patzak hat Osram Ende Juni verlassen
. Ungewöhnlich offen kommunizierte Osram, dass er aufgrund einer Strategiedebatte gegangen ist. Derzeit scheint der Plan von Osram-Chef Berlien jedoch aufzugehen: In den ersten sechs Monaten dieses Jahres hat Osram den Umsatz um 3,9 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro gesteigert. Der Vorsteuergewinn lag mit fast 420 Millionen Euro deutlich über dem Vorjahreswert. Auf Ex-CFO Patzak folgt Anfang September Ingo Bank.

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Info

Mehr über den Lichtkonzern lesen Sie auf unserer FINANCE-Themenseite zu Osram.

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.

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