VW traut sich jetzt doch: Die Lkw-Sparte von VW soll in Frankfurt und Stockholm an die Börse gehen. Noch vor der Sommerpause soll der IPO „vorbehaltlich der Marktbedingungen“ abgeschlossen werden. Eine Kapitalerhöhung wird es bei dem Börsengang nicht geben. VW will ausschließlich Aktien aus dem eigenen Bestand platzieren und auch nach Abschluss des Börsengangs die Mehrheit an Traton halten.
Über das genaue Volumen macht der Konzern keine Angaben. Ursprünglich war mit einem Teilbörsengang über 25 Prozent der Anteile gerechnet worden. Doch laut der Nachrichtenagentur Bloomberg soll der IPO nun offenbar deutlich kleiner ausfallen: Der Autohersteller soll Insidern zufolge nur 10 bis 15 Prozent der Anteile platzieren wollen. Bei einer Bewertung von 15 Milliarden Euro könnte die Emission damit rund 2 Milliarden Euro schwer werden, heißt es. Zu Traton gehört die Lkw-Sparte Man, die Bus-Sparte Scania, die brasilianischen Tochter Volkswagen Caminhões e Ônibus und die Digitalmarke Rioetwa.
FINANCE-Köpfe
„Mit der heutigen Ankündigung schlagen Volkswagen und ihre Tochter Traton ein neues Kapitel auf“, lässt sich VW-Finanzvorstand Frank Witter zitieren. Der Börsengang soll die Grundlage für weiteres Wachstum der Lkw- und Bussparte bilden und könnte damit auch beim Angriff auf die Daimler Lkw-Sparte helfen, die nach wie vor der Branchenprimus ist. Gleichzeitig will VW sich stärker auf sein Kerngeschäft fokussieren.
Traton-Börsengang in schwierigem Marktumfeld
Mit einem geringeren Emissionsvolumen würde VW der unruhigen Stimmung an den Märkten Rechnung tragen. Im März hatte der Konzern die Börsenpläne wegen der hohen Volatilität auf Eis gelegt und mitgeteilt, man werde „im gegenwärtigen Marktumfeld bis auf Weiteres davon Abstand nehmen, einen Börsengang der Traton SE weiter vorzubereiten“.
Das bisherige IPO-Jahr fiel europaweit mau aus. Aufgrund des schlechten Marktumfelds wagte sich bisher nur Frequentis, ein Hersteller von Kommunikationssystemen, auf das Börsenparkett. Ob weitere hinzukommen werden, dürfte auch davon abhängen, wie Traton sich bei dem Schritt schlägt. Es dürfte der größte deutsche IPO dieses Jahres werden und könnte damit ein Eisbrecher für weitere Börsengänge sein.
Neben Traton bereitet sich derzeit die Rocket-Internet-Tochter Global Fashion Group auf den IPO vor. Der dänische Medikamentenhersteller Abacus Medicine musste dagegen erst vor kurzem einen erneuten Rückzieher machen.
Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Sie hat Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln studiert. Sarah Backhaus arbeitete während ihres Studiums unter anderem für Onlinemagazine von Gruner + Jahr und schrieb als freie Journalisten für die Handelszeitung, faz.net und Impulse.