FINANCE-Studie

Nachhaltigkeit und Green Finance

Krisenfester Trend statt vorübergehender Hype

Green Finance und nachhaltige Unternehmensführung gewinnen weiter an Bedeutung. Was hat sich seit der erstmals 2019/2020 von FINANCE und LBBW veröffentlichten Studie getan? Die aktuelle FINANCE-Studie 2021 gibt Antworten auf diese Fragen: Was motiviert Finanzentscheider, auf nachhaltige Finanzierungsinstrumente zu setzen? Durch welche Maßnahmen stärken Unternehmen ihre Nachhaltigkeit? Und: Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf das Thema?

Die Studie ist in zwei Teile gegliedert. Der Fokus desersten Teils liegt auf der Unternehmensfinanzierung. Dazu wurden Finanzentscheider und Treasurer befragt.

Der zweite Teil befasst sich mit der unternehmerischen Perspektive und präsentiert die Ergebnisse einer Befragung unter Geschäftsführern, Vorständen und Nachhaltigkeitsmanagern.

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© Arthon-stock.adobe.com

Teil 1: Nachhaltige Finanzierungen bleiben im Fokus der Finanzentscheider

Die Corona-Pandemie mit all ihren Folgen steht zwar aktuell in den Finanzabteilungen zahlreicher Unternehmen im Vordergrund, doch man beschäftigt sich dort trotzdem mit Nachhaltigkeitsthemen und nachhaltigen Finanzierungen. Dem Trend kann sich kein Unternehmen mehr entziehen.

Zwar dominiert aktuell die Corona-Pandemie die Agenda von Wirtschaft und Gesellschaft, doch ökologische und soziale Fragen bleiben in der Diskussion. Der Wandel hin zu nachhaltigerem und klimaschonendem Wirtschaften wird in den Finanzabteilungen der Unternehmen durch Corona nicht gebremst, wie eine klare Mehrheit von 62 Prozent der befragten Finanzentscheider bestätigt. Im November und Dezember 2020 hat F.A.Z. Business Media | research im Auftrag von FINANCE und der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zum zweiten Mal eine Online-Befragung unter 170 Finanzentscheidern aus deutschen Konzernen und Unternehmen des gehobenen Mittelstands durchgeführt. Ausgewertet wurden 127 vollständig ausgefüllte Fragebögen. 68 Prozent der befragten Finanzentscheider haben sich nach eigenen Angaben bereits mit nachhaltigen Finanzierungen beschäftigt, ein deutlicher Zuwachs gegenüber der Befragung 2019. Damals gaben 52 Prozent der Befragten an, sich bereits mit nachhaltigen Finanzierungen beschäftigt zu haben. Aktuell hat nur für 10 Prozent der Befragten im Zuge der Corona-Pandemie die Relevanz des Themas Nachhaltigkeit in der Unternehmensfinanzierung abgenommen. 24 Prozent spüren das Gegenteil: einen Relevanzzuwachs.

Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt an Präsenz und Gewicht.

Ein befragter Finanzentscheider

Nachhaltigkeit wird auch in Finanzabteilungen immer wichtiger

Gegenüber 2019 hat sich der Kenntnisstand hinsichtlich nachhaltiger Finanzierungsmöglichkeiten verbessert. 50 Prozent der Finanzentscheider attestieren sich in der aktuellen Befragung einen guten bis sehr guten Kenntnisstand in Sachen Green Finance. 2019 waren es nur 41 Prozent. Mit nur noch 2 Prozent ist der Anteil derer, die über gar keine Kenntnisse verfügen, verschwindend gering (2019: 8 Prozent).

Parallel dazu steigt auch der Anteil der Befragten, die einen Bedeutungszuwachs für nachhaltige Finanzierungen in den Unternehmen sehen, von 57 Prozent (2019) auf 65 Prozent (2020). Die Einschätzung, dass kein Unternehmen mehr an diesem Thema vorbeikommt, findet wachsenden Zuspruch. Kaum ein befragter Finanzverantwortlicher bewertet nachhaltige Finanzierungen noch als einen vorübergehenden Trend (2 Prozent). Nur noch 16 Prozent nehmen das Thema als eine Marketing- und PR-Angelegenheit wahr (2019: 22 Prozent). Die Befragungsergebnisse zeigen: Nachhaltigkeit beschäftigt nicht mehr allein die Unternehmensführung und Fachleute aus dem Bereich Corporate Social Responsibility (CSR), sondern spielt auch in der Unternehmensfinanzierung eine wachsende Rolle.

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Nachhaltige Finanzierungen gewinnen an Bedeutung

Antwort auf die Frage „Wie nehmen Sie das Thema nachhaltige Finanzierungen insgesamt wahr?“; in Prozent der Befragten (nach Unternehmensgröße); n = 127

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Viele gute Gründe sprechen für nachhaltige Finanzierung

Die Senkung von Finanzierungskosten ist für die befragten Finanzentscheider nicht das wichtigste Argument für mehr Nachhaltigkeit in der Finanzierung. Zwar erhofft sich mehr als die Hälfte der Befragten aus Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 100 Millionen und 1 Milliarde Euro auch einen derartigen Effekt. Klar im Vordergrund steht bei allen Befragten allerdings die Außenwirkung: Insgesamt 82 Prozent der Befragten erwarten eine Steigerung der Reputation, 74 Prozent positive Effekte für PR und Marketing.

Die Verbreiterung der Investorenbasis ist insbesondere für große und damit häufig kapitalmarktorientierte Unternehmen ein weiteres Ziel, das mit der Nutzung von nachhaltigen Finanzierungen zusammenhängt. Knapp drei Viertel der Befragten aus Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 1 Milliarde Euro oder mehr sehen hier einen positiven Einfluss. Bei den mittleren Unternehmen mit einem Umsatz unter 1 Milliarde Euro trifft das immer noch auf knapp die Hälfte der Befragten zu.

Das verdeutlicht auch das erhöhte Bedürfnis verschiedener Stakeholder nach Nachhaltigkeitsinformationen. In den vergangenen drei Jahren beobachteten die Befragten insgesamt ein gestiegenes oder stark gestiegenes Bedürfnis bei 47 Prozent der Anteilseigner, 43 Prozent der Banken und 29 Prozent anderer Fremdkapitalgeber. Unter Finanzentscheidern aus großen Unternehmen mit einem Umsatz von 1 Milliarde Euro oder mehr sehen sogar noch deutlich mehr eine entsprechend steigende Tendenz.

Für 39 Prozent der Befragten sind nachhaltige Finanzierungen attraktiv, da sie eine breitere Kundenbasis ermöglichen können. Laut 53 Prozent der befragten Finanzentscheider ist das Interesse der Kunden an Nachhaltigkeitsinformationen in den vergangenen drei Jahren besonders stark gestiegen.

Nachhaltige Finanzierungen tragen zudem zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität bei. Dieser positive Einfluss ist für 59 Prozent der befragten Finanzentscheider wichtig. Auch die erhöhte interne Wahrnehmung der Finanzabteilung spielt eine Rolle. 62 Prozent der Befragten sehen die Steigerung der internen Awareness als attraktiven Effekt von nachhaltigen Finanzierungen an.

62 Prozent der Finanzentscheider widersprechen der Aussage, dass die Corona-Pandemie das Thema Nachhaltigkeit erst einmal in den Hintergrund rückt.

Das Bedürfnis der Stakeholder nach Nachhaltigkeitsinformationen ist in den vergangenen drei Jahren deutlich gestiegen.

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ESG-Ratings sind im Kommen

Bislang gibt es für Nachhaltigkeit weder eine einheitliche Definition noch fixe Kennzahlen. Damit ist keine direkte Messbarkeit gegeben. ESG-Ratings füllen diese Lücke. Sie werden von speziellen Nachhaltigkeitsratingagenturen angeboten, die damit die Faktoren Environment, Social und Governance in Unternehmen (ESG) bewerten. Diese Agenturen überprüfen unterschiedliche Kriterien und beurteilen dadurch, wie nachhaltig ein Unternehmen ist. Die Auswahl der Kriterien unterscheidet sich dabei von Agentur zu Agentur.

Unternehmen, die wichtigen Indizes angehören, werden heute bereits oft von Nachhaltigkeitsratingagenturen bewertet, ohne dass sie dafür einen Auftrag erteilt haben. Hingegen müssen kleinere Unternehmen die Agenturen selbst beauftragen und bezahlen. Das bietet sich zum einen an, wenn sie an ESG-Kriterien geknüpfte Finanzierungen nutzen wollen, bei denen die Finanzierungskosten an ein entsprechendes Rating gebunden sind. Zum anderen können aber auch Auftraggeber aufgrund ihrer eigenen Nachhaltigkeitsziele und -reportings ein ESG-Rating von ihren Zulieferern verlangen, das der Aufrechterhaltung der Geschäftsbeziehung dient.

Nachhaltigkeitsratingagenturen werden in der Finanz-Community immer bekannter – allen voran MSCI, Sustainalytics, ISS ESG und Ecovadis. Mehr als ein Viertel der befragten Finanzentscheider kennt jedoch (noch) keine einzige ESG-Ratingagentur.

Ob ein Unternehmen über ein ESG-Rating verfügt, ist sehr stark von der Unternehmensgröße abhängig. 46 Prozent der befragten Finanzentscheider aus Unternehmen mit einem Umsatz von 1 Milliarde Euro und mehr geben an, dass das eigene Unternehmen über ein ESG-Rating verfügt. Betrachtet man hier ausschließlich die umsatzstärksten Unternehmen (Umsatz 5 Milliarden Euro und mehr; n = 24), sind es sogar 71 Prozent. Dabei werden 42 Prozent der befragten umsatzstärksten Unternehmen mit einem Umsatz von 5 Milliarden Euro und mehr geratet, ohne dass sie dazu einen Auftrag erteilen. Ein Drittel dieser Unternehmen verfügt zusätzlich über ein eigens beauftragtes Rating. Hierbei ist zu beachten, dass ein Unternehmen gleichzeitig ein eigens beauftragtes und ein ohne Auftrag erteiltes Rating haben kann.

Die bekanntesten ESG-Ratingagenturen¹

1. MSCI (47 Prozent)

2. Sustainalytics (42 Prozent)

3. ISS ESG (37 Prozent)

4. Ecovadis (35 Prozent)

¹ Mehrfachnennungen möglich
Quellen: LBBW, FINANCE/F.A.Z. Business Media | research

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Finanzentscheider werden offener für nachhaltige Finanzierungen

Praktische Erfahrungen mit nachhaltigen Finanzierungsinstrumenten sind auch heute noch selten. Zwar ist gegenüber den Ergebnissen der Studie aus 2019/2020 festzustellen, dass einzelne Finanzierungsinstrumenten etwas mehr genutzt werden. Außer bei den Förderkrediten für Umweltaspekte liegt die Nutzungshäufigkeit für alle übrigen Finanzierungsinstrumente aber im einstelligen Bereich.

Trotzdem sind die befragten Finanzentscheider gegenüber nachhaltigen Finanzierungsinstrumenten sehr aufgeschlossen und haben Green oder Sustainable Finance auf der Agenda. Mehr als die Hälfte ist sich einig: Nachhaltige Finanzierungen werden künftig zum Standard. Unter den Entscheidern aus den umsatzstärksten Unternehmen stimmen dieser Prognose sogar 83 Prozent zu. Knapp 70 Prozent aller befragten Finanzentscheider können sich derzeit vorstellen, Green Loans zu nutzen. Gegenüber den Ergebnissen der Vorgängerstudie bedeutet das eine Steigerung von gut 10 Prozentpunkten. Allerdings können sich nur wenige Befragte den Einsatz von Social Bonds, deren Erlöse für ein spezifisches Sozialprojekt genutzt werden, vorstellen.

„Hinsichtlich anstehender Investitionen beziehungsweise Finanzierungen hat das Thema Aussagefähigkeit zur Nachhaltigkeit, insbesondere die Klimaneutralität an Bedeutung gewonnen.“

Ein befragter Finanzentscheider

Viele der befragten Unternehmen wünschen sich im Bereich nachhaltiger Finanzierungsvorhaben Unterstützung von ihren Banken. Die Finanzentscheider erwarten von diesen neben der grundsätzlichen Beratung zum Thema einen strategiebezogenen Dialog: Banken sollen ihre Erfahrungen teilen, die Transaktion begleiten und über die jeweiligen Vorteile aufklären.

70 Prozent der Finanzentscheider aus Unternehmen mit einem Umsatz von 1 Milliarde Euro und mehr wünschen sich auch Unterstützung beim Verfassen eines Green beziehungsweise Sustainability Frameworks.

83 Prozent der befragten Finanzentscheider aus Unternehmen mit einem Umsatz von 1 Milliarde Euro oder mehr stimmen der Aussage zu: Nachhaltige Finanzierungen werden in Zukunft zum Standard werden.

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Teil 2: Nachhaltige Unternehmensführung
Auch in der Krise ist klimafreundliches Wirtschaften gefragt

Angesichts der Corona-Pandemie befanden und befinden sich nach wie vor viele Unternehmen im Krisenmodus. Doch auch in der Rezession nehmen sie weiterhin ihre Verantwortung im Bereich Nachhaltigkeit wahr. Die ökologische Dimension ihrer Nachhaltigkeitsaktivitäten steht dabei im Vordergrund. Soziale und regulatorische Themen spielen aber auch eine Rolle.

Corona hat das Thema Nachhaltigkeit nicht von der Agenda der Unternehmen verdrängt. Ganz im Gegenteil: Nachhaltigkeit ist auch in der Krise unverändert relevant. Das ist ein zentrales Ergebnis einer Online-Umfrage, die F.A.Z. Business Media | research im Auftrag von FINANCE und der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) unter 224 Geschäftsführern, Vorständen und Nachhaltigkeitsmanagern im November und Dezember 2020 durchgeführt hat. Ausgewertet wurden 173 vollständig ausgefüllte Fragebögen.

„Während des ersten Lockdowns drohte das Thema Nachhaltigkeit gänzlich weggeschoben zu werden. Durch den unveränderten regulatorischen und politischen Druck wurde aber schnell klar, dass Nachhaltigkeit eher an Bedeutung gewonnen hat.“

Ein befragter Nachhaltigkeitsmanager

Corona-Pandemie verdrängt das Thema Nachhaltigkeit nicht

Was einst als Nischenthema begann, ist nunmehr im unternehmerischen Alltag angekommen. 42 Prozent der befragten Nachhaltigkeitsmanager und Unternehmenslenker halten eine nachhaltige Unternehmensführung, die freiwillig soziale und umweltbezogene Belange in die Unternehmenstätigkeit und in die Beziehungen mit Stakeholdern integriert (Definition der EU-Kommission), für wichtig. Für mehr als die Hälfte ist sie sogar sehr wichtig (54 Prozent). 88 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich der Stellenwert von Nachhaltigkeit in den Unternehmen bis 2025 sogar weiter erhöhen wird.

Daran ändert auch die Corona-Krise nichts. Zwar bestimmen die unmittelbaren Herausforderungen der Pandemie das Tagesgeschäft in den meisten Betrieben. Es gilt, das eigene Unternehmen zu stabilisieren, die Liquidität zu sichern und sich nicht zuletzt mit adäquaten Transformationsmaßnahmen und innovativen Geschäftsmodellen auf ein neues „Normal“ vorzubereiten. Für sechs von zehn befragten Unternehmensentscheidern ist Nachhaltigkeit aber auch in Zeiten von Corona unverändert relevant. Mehr als ein Viertel der befragten Unternehmenslenker und Nachhaltigkeitsmanager sagt, dass die Bedeutung von Nachhaltigkeit im eigenen Unternehmen im Zuge der Pandemie sogar (stark) gestiegen ist. Insbesondere die befragten Entscheider aus großen Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mindestens 500 Millionen Euro berichten von einer gestiegenen Relevanz des Themas (42 Prozent).

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Ökologisches Wirtschaften steht im Fokus der Unternehmen

Unternehmen haben vielfältige Möglichkeiten, durch ihr Handeln die eigene Nachhaltigkeit zu stärken. Ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten lassen sich hinsichtlich Zweck und Wirkung in drei Dimensionen einteilen: Ökologie, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung. Im Alltag der befragten Unternehmen haben diese drei Verantwortungsdimensionen jedoch einen unterschiedlichen Stellenwert. Für die Mehrheit steht derzeit vor allem die ökologische Dimension im Vordergrund (84 Prozent). Auch soziale Aspekte sind für drei Viertel der Befragten relevant. Immer noch knapp die Hälfte richtet ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten auch auf Governance-Aspekte aus. Das Thema Nachhaltigkeit kann damit nicht allein auf den ökologischen Aspekt beschränkt werden.

Auffällig ist, dass über alle Unternehmensgruppen hinweg die drei Nachhaltigkeitsdimensionen unter großen Unternehmen mit einem Jahresumsatz ab 500 Millionen Euro die jeweils größte Bedeutung genießen. Diese Unternehmen verfügen für gewöhnlich über mehr personelle und finanzielle Ressourcen, um ein breiteres Spektrum an Nachhaltigkeitszielen in Angriff zu nehmen, verspüren aber sicherlich auch einen höheren Druck durch Regulatorik und Stakeholder. Wie so häufig sind große Unternehmen „first mover“ bei solchen Entwicklungen, die mit etwas zeitlicher Verzögerung auch auf kleinere Unternehmen mit einer ähnlichen Intensität wirken werden.

Im Folgenden werden konkrete Nachhaltigkeitsmaßnahmen betrachtet, die die befragten Unternehmen in der jeweiligen Dimension beschäftigen.

„Die Pandemie zeigt uns, dass wir in ungeahnter Art und Weise in unseren Prozessen, Produkten und Leistungen auf die Gesellschaft, das soziale Leben und die Gesundheit der Bevölkerung angewiesen sind. Damit treten ESG-Faktoren stark in den Vordergrund.“

Ein befragter Geschäftsführer

Durch klassische Nachhaltigkeitsmaßnahmen klimafreundlicher handeln

In jüngster Vergangenheit haben insbesondere die mediale Berichterstattung rund um das Pariser Klimaschutzabkommen und die „Fridays for Future“-Bewegung das gesellschaftliche Bewusstsein für die Notwendigkeit des Klimaschutzes geprägt. Um die Klimaziele der EU zu erreichen, ist ein ökologisch nachhaltiges Wirtschaften nötig.

In diesem Zusammenhang setzen die befragten Unternehmen vor allem auf eine effiziente, klimafreundliche Energienutzung. Zwei Drittel wollen ihre CO₂ -Emissionen reduzieren. Für die befragten großen Unternehmen mit einem Jahresumsatz ab 500 Millionen Euro und die kleinen Betriebe mit weniger als 25 Millionen Euro Umsatz ist ein verringerter Treibhausgasausstoß derzeit das Top-Thema. 61 Prozent aller Befragten sagen zudem, dass ihr Unternehmen den gesamten Energieverbrauch senken will. Insgesamt 36 Prozent der Befragten wollen auch stärker auf erneuerbare Energien setzen. Recycling und Mehrweglösungen spielen ebenfalls eine Rolle. Knapp ein Drittel fokussiert sich auf Kreislaufwirtschaft, jedes fünfte Unternehmen setzt auch auf den Ausbau eines nachhaltigen Abfallmanagements.

Über den betriebsinternen Fokus dieser klassischen ökologischen Nachhaltigkeitsmaßnahmen hinaus befassen sich die Unternehmen auch mit externen Nachhaltigkeitsfaktoren ihres Geschäfts. 23 Prozent der befragten Entscheider erklären, dass ihr Unternehmen die ökologischen Auswirkungen der eigenen Lieferkette untersucht. Große Unternehmen mit einem Jahresumsatz ab 500 Millionen Euro sind hierbei mit Abstand die Vorreiter (46 Prozent).

40 Prozent der befragten Unternehmensentscheider haben durch die Pandemie erkannt, dass Nachhaltigkeit ihnen hilft, gut über Krisenzeiten hinwegzukommen.

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Das Wohlergehen der eigenen Mitarbeiter steigern

Die befragten Unternehmen widmen sich vorrangig sozialen Themen, die der Steigerung des Mitarbeiterwohls dienen. Die Befragungsergebnisse zeigen, dass Unternehmen entsprechend ihrer Größe hier allerdings unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Während in kleinen Betrieben mit einem Jahresumsatz von weniger als 25 Millionen Euro die Vereinbarkeit von Familie und Beruf (73 Prozent) das wichtigste Thema ist, konzentrieren sich mittlere Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 25 Millionen bis unter 500 Millionen Euro primär auf den Gesundheitsschutz (82 Prozent). Große Unternehmen mit einem Jahresumsatz ab 500 Millionen Euro wollen hingegen mit Abstand am häufigsten die personelle Vielfalt in ihrer Organisation fördern (64 Prozent).

Besonders in Phasen des Lockdowns und im Zusammenhang mit der vielerorts eingeführten Kurzarbeit bieten die Unternehmen ihren Mitarbeitern ein Fortbildungsprogramm an – in vielen Fällen ist dieses digital zugänglich. Im Gegensatz zu den befragten kleinen und mittleren Organisationen hat dieses Thema einen verhältnismäßig geringeren Stellenwert in großen Unternehmen.

Darüber hinaus übernehmen die befragten Unternehmen auch soziale Verantwortung in Bezug auf ihre Lieferketten. Für 27 Prozent ist es wichtig, dass auch ihre Lieferanten keine Menschenrechte verletzen. Dies trifft überdurchschnittlich oft auf die befragten großen Unternehmen mit einem Jahresumsatz ab 500 Millionen Euro zu (45 Prozent). Ein gutes Viertel der befragten Unternehmen möchte sich zudem Transparenz hinsichtlich der eigenen Lieferketten verschaffen. Kleine Unternehmen mit einem Jahresumsatz unter 25 Millionen Euro legen hierauf am häufigsten Wert (31 Prozent). Unter ihnen haben 26 Prozent bereits in weiten Teilen, 23 Prozent sogar nahezu vollständig Transparenz über ihre Lieferkette hergestellt.

40 Prozent der befragten Unternehmensentscheider haben durch die Pandemie erkannt, dass Nachhaltigkeit ihnen hilft, gut über Krisenzeiten hinwegzukommen.

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Keine leichte Aufgabe: Nachhaltigkeitskennzahlen gesucht

Unternehmen, die Nachhaltigkeit auf strategischer und organisatorischer Ebene verankern, schaffen ein solides Fundament für eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie. Dadurch kann ein neues Mindset geschaffen werden, das über alle Hierarchiestufen und Abteilungen hinweg zu gelebter Nachhaltigkeit führt.

Sieben von zehn befragten Unternehmensentscheidern berichten, dass ihr Unternehmen derzeit eine Nachhaltigkeitsstrategie erarbeitet beziehungsweise weiterentwickelt. Unter den kleinen Unternehmen mit einem Jahresumsatz von weniger als 25 Millionen Euro trifft das immerhin auf jede zweite Organisation zu. Zwei Drittel der befragten Unternehmen berücksichtigen Nachhaltigkeit auch auf der organisatorischen Ebene. Das kann sich unter anderem darin äußern, dass eine spezielle Abteilung oder eine Position geschaffen wird, die das Nachhaltigkeitsmanagement verantwortet.

55 Prozent ermitteln oder definieren derzeit messbare Nachhaltigkeitskennzahlen. Kein leichtes Unterfangen, denn 64 Prozent der befragten Unternehmensentscheider weisen auch auf den Mangel an standardisierten Kenngrößen für Nachhaltigkeit hin. Eine einheitliche Definition, die festlegt, welche Wirtschaftsaktivitäten als nachhaltig gelten, könnte hier Abhilfe schaffen. In diesem Zusammenhang fordern 41 Prozent der befragten Unternehmenslenker und Nachhaltigkeitsmanager einen klaren regulatorischen Rahmen für Nachhaltigkeit in Unternehmen.

Für ein knappes Viertel spielen Nachhaltigkeitsberichte als Steuerungs- und Regelungsthema eine Rolle. Die Vorgängerstudie aus 2020 zeigte bereits, dass kleine und mittlere Unternehmen bislang selten, große Unternehmen hingegen am häufigsten einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen. Die CSR-Berichtspflicht gilt derzeit nur für börsennotierte Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern.

Für 64 Prozent der befragten Unternehmensentscheider fehlt es an standardisierten Kenngrößen für Nachhaltigkeit.

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Regulierungen mit Nachhaltigkeitsbezug beschäftigen bislang vor allem große Unternehmen

Eine zunehmende Anzahl nationaler und EU-weiter Regulierungsmaßnahmen soll für einen klar definierten Rahmen für Nachhaltigkeitsaktivitäten und -pflichten von Unternehmen sorgen. Durch die Gesetzgebung kann ein Anreiz für Unternehmen geschaffen werden, sich verstärkt mit sozialen und ökologischen Belangen, Menschenrechten und der Korruptionsbekämpfung auseinanderzusetzen. Insgesamt fällt auf, dass sich unter den befragten Unternehmen vor allem die Organisationen mit einem Jahresumsatz ab 500 Millionen Euro mit diesen Aspekten und ihrer Regulierung beschäftigen. Dieser Umstand ist darauf zurückzuführen, dass die derzeitige Gesetzgebung vorrangig kapitalmarktorientierte Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten adressiert.

Das geplante Lieferkettengesetz der Bundesregierung, durch das die Ausbeutung von Menschen und der Natur unterbunden werden soll, ist derzeit für jedes dritte befragte Unternehmen ein Thema. Bereits jedes zweite große Unternehmen mit einem Jahresumsatz ab 500 Millionen Euro beschäftigt sich damit. 36 Prozent der befragten Unternehmensentscheider haben sich bislang zumindest ein wenig, immerhin 11 Prozent sogar intensiv mit dem geplanten Lieferkettengesetz befasst. Allerdings hat sich ein gutes Drittel der Entscheider noch nicht damit auseinandergesetzt.

Die CSR-Richtlinie der EU wurde in Deutschland bereits 2017 in nationales Recht umgesetzt. Das CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz legt insbesondere für große kapitalmarktorientierte Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigen neue Berichtspflichten fest. Wenig verwunderlich, dass sich gerade die befragten Unternehmen mit einem Jahresumsatz ab 500 Millionen Euro überdurchschnittlich oft mit dieser Richtlinie befassen.

Im Rahmen der Berichterstattung ist auch die Wertschöpfungskette ein wichtiger Aspekt. Daher steigen auch die von den berichtspflichtigen Unternehmen ausgehenden Anforderungen an ihre Lieferanten.

Der EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums und die EU-Taxonomie zur Definition nachhaltiger Anlagen sind derzeit für 28 Prozent der befragten Unternehmensentscheider ein Thema. Die Taxonomie dient als Ausgangsbasis, um eine Standardisierung von nachhaltigen Finanzprodukten und nachhaltiger Berichterstattung zu erreichen.

Die EU-Offenlegungsverordnung regelt die Offenlegungspflichten von Finanzdienstleistern bezüglich der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsfaktoren in ihren Strategien, Prozessen und Produkten. Aufgrund ihres branchenspezifischen Fokus ist die Verordnung nicht für alle Unternehmen relevant. Sie steht derzeit auf der Agenda von 16 Prozent der befragten Unternehmen.

47 Prozent der befragten Unternehmensentscheider haben sich bereits mindestens ein wenig mit dem geplanten Lieferkettengesetz auseinandergesetzt.

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Nachhaltigkeit wird zum Standard werden

Die Ergebnisse der Befragungen unter Finanz- und Unternehmensentscheidern zeigen eindeutig, dass das Thema Nachhaltigkeit seine Nische verlassen hat. Viel mehr noch: Nachhaltigkeit wird in Zukunft Standard sein. Viele Unternehmen und ihre Finanzabteilungen setzen bereits auf nachhaltiges Wirtschaften und übernehmen ökologische sowie gesellschaftliche Verantwortung. Künftig gilt es, die unternehmenseigenen Nachhaltigkeitsaktivitäten sowohl für interne als auch für externe Stakeholder noch transparenter nachvollziehbar zu machen.

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