Bayer plant die Abspaltung der Kunststoffsparte MaterialScience. Wie der Leverkusener Dax-Konzern heute Morgen bestätigte, soll der Teilkonzern als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht werden. Der IPO soll innerhalb der nächsten zwölf bis 18 Monate stattfinden. Bayer möchte sich offiziellen Informationen zufolge in Zukunft auf die verbleibenden Sparten HealthCare und CropScience konzentrieren.
Einen entsprechenden Beschluss habe der Vorstand bereits am 2. September gefasst. Der Aufsichtsrat hat der Abspaltung auf seiner Sitzung am heutigen Donnerstag zugestimmt.
Bayer MaterialScience kämpft mit schwachen Margen
Analysten schätzen den Wert von MaterialScience auf mindestens 8 Milliarden Euro. Die Sparte erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 11,4 Milliarden Euro und blieb damit rund 2,2 Prozent unter dem Wert von 2012. Die anderen beiden Teilbereiche HealthCare (Umsatz 2013: 18,9 Milliarden Euro) und CropScience (8,8 Milliarden Euro) wachsen hingegen seit Jahren dynamisch und haben beste Aussichten, diesen Kurs auch in den nächsten Jahren fortzusetzen.
Auch bei der Profitabilität bildet MaterialScience das Schlusslicht im Konzern: Die Ebitda-Marge vor Sondereinflüssen lag im vergangenen Jahr bei 9,5 Prozent und damit deutlich hinter den Ergebnissen von HealthCare (28,2 Prozent) und CropScience (25,5 Prozent).
Interesse von PE-Investoren
Analysten bemängelten immer wieder, dass MaterialScience dauerhaft das Ziel verfehle, seine Kapitalkosten zu verdienen. Manche Kritiker der bestehenden Konzernstruktur machten den Umgang mit dem Underperformer MaterialScience sogar zum Lackmustest für den wertorientierten Managementkurs der Bayer-Führung um CEO Marijn Dekkers und CFO Werner Baumann.
Im vergangenen Jahr hatte der Konzern der Sparte daher bereits einen Sparkurs verordnet. Die Bayer-Aktie sprang nach der Ankündigung heute Morgen auf ein Rekordhoch von rund 112 Euro. Die Anleger spekulieren auch darauf, dass Bayer bei der Trennung einen Unternehmenswert von bis zu 10 Milliarden Euro realisieren könnte. Der Preis könnte auch dadurch steigen, dass diverse PE-Investoren großes Interesse an MaterialScience haben dürften und Bayer wohl bedrängen werden, auch einen Verkauf ernsthaft in Erwägung zu ziehen.
Schon bei dem 1,2 Milliarden Euro schweren Verkauf der Chemietochter H.C. Starck im Jahr 2006 kamen mit Advent und Carlyle zwei PE-Investoren zum Zug.
Wechsel im Bayer-Finanzressort
Der Spin-off von MaterialScience wird damit das erste Großprojekt des künftigen Bayer-CFOs Johannes Dietsch werden. Dietsch tritt Anfang Oktober die Nachfolge des langjährigen Finanzchefs Baumann an. Baumann übernimmt zu diesem Zeitpunkt im Vorstand die Verantwortung für die Bereiche Strategie und Portfoliomanagement.
Dietsch ist ein Eigengewächs des Leverkusener Konzerns. Er begann seine Laufbahn dort mit einer Ausbildung zum Industriekaufmann und Wirtschaftsassistenten, es folgten verschiedene Stationen bei Bayer im In- und Ausland, darunter CFO-Posten in Japan und China.