Der Autozulieferer Continental könnte vor einem größeren Umbruch stehen. Wie der Dax-Konzern aus Hannover mitteilte, spiele man mit externen Beratern derzeit Szenarien durch, um das Unternehmen „noch flexibler auf die Herausforderungen in der Automobilindustrie auszurichten“.
Das Ergebnis der Analyse sei völlig offen, schrieb Continental. Es lägen daher derzeit keine „beschlussfähigen Pläne“ vor. Continental wolle im nächsten halben Jahr in der Lage sein, weitere Informationen zu liefern, sagte CFO Wolfgang Schäfer der „Frankfurter Allgemein Zeitung“ zufolge am Dienstagabend.
FINANCE-Köpfe
Plant Continental eine Holding-Struktur?
Mit der Mitteilung bestätigte Continental Medienberichte, die im Verlaufe des gestrigen Dienstags aufgekommen waren. Die Nachrichtenagentur „Bloomberg“ etwa hatte berichtet, der Konzern könne sich in eine Holding umwandeln. So könnte der Börsengang einer Tochter, etwa der Reifensparte, vereinfacht werden. Speziell für solche Teilbörsengänge ist eine Holding-Struktur von Vorteil.
Fachleuten zufolge würde ein solcher Schritt auch für Continental Sinn ergeben. Der Dax-Konzern hat zwei Sparten (Automotive und Rubber), die größtenteils unabhängig voneinander agieren. Die beiden Bereiche könnten an der Börse einzeln mehr wert sein, da viele Investoren spezialisierte Geschäftsmodelle schätzen.
Continentals Aktionäre scheinen einer neuen Konzernstruktur wohlgesonnen. Der Aktienkurs der Hannoveraner legte im Verlauf des gestrigen Dienstag von 238 auf zwischenzeitlich 257 Euro zu – ein neues Rekordhoch für die Wertpapiere. Mittlerweile ist der Kurs wieder auf 245 Euro zurückgegangen.
Continental wollte Antriebssparte verkaufen
Die positive Reaktion der Continental-Eigner kommt nicht überraschend: Insbesondere die unter starkem Wettbewerbsdruck leidende Autobranche prüft, wie sie effizienter werden kann. Denn Megatrends wie Digitalisierung, Automatisierung und E-Mobilität erfordern hohe Investitionen.
So hat der Autobauer Daimler vor kurzem angekündigt, eine Holding-Struktur mit rechtlich eigenständigen Einheiten für die drei wichtigsten Geschäftseinheiten aufbauen zu wollen. Die beiden Autozulieferer Delphi und Autoliv spalten sich in jeweils zwei Teile.
Schon in der Vergangenheit hatte Continental einen tiefergreifenden Umbau nicht ausgeschlossen. So stand unter anderem die Problemsparte Powertrain zum Verkauf. Letztlich entschied sich Continental, die Antriebssparte zu behalten und ein Effizienzprogramm aufzusetzen. Ein kompletter oder teilweiser Verkauf erscheint nun aber wieder möglich.
Generell laufen die Geschäfte des Autozulieferers gut. Auf Basis vorläufiger Zahlen für das Geschäftsjahr 2017 hat der Umsatz um 8 Prozent auf 44 Milliarden Euro zugelegt. Getrieben wurde das Wachstum vor allem durch die Sparte Automotive, die Performance der Industrietochter Conti Tech sowie einer guten Geschäftsentwicklung im Segment Winterreifen.
Die Marge gemessen am Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag mit 10,8 Prozent sogar 0,3 Prozentpunkte über dem ursprünglich vom Vorstand prognostizierten Wert von 10,5. Genauere Zahlen will Continental am 8. März vorlegen.
Jakob Eich ist Chef vom Dienst des Printmagazins FINANCE und arbeitet parallel für das Schwestermedium DerTreasurer. Beide Publikationen gehören zum Fachverlag F.A.Z Business Media, bei dem der gebürtige Schleswig-Holsteiner auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Erste journalistische Erfahrungen sammelte der Journalist in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost.