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Continental prüft Aufspaltung

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Der Autozulieferer Continental denkt über einen Umbau nach. Speziell von einer Holding-Struktur könnten die Hannoveraner profitieren.
Continental

Der Autozulieferer Continental könnte vor einem größeren Umbruch stehen. Wie der Dax-Konzern aus Hannover mitteilte, spiele man mit externen Beratern derzeit Szenarien durch, um das Unternehmen „noch flexibler auf die Herausforderungen in der Automobilindustrie auszurichten“.

Das Ergebnis der Analyse sei völlig offen, schrieb Continental. Es lägen daher derzeit keine „beschlussfähigen Pläne“ vor. Continental wolle im nächsten halben Jahr in der Lage sein, weitere Informationen zu liefern, sagte CFO Wolfgang Schäfer der „Frankfurter Allgemein Zeitung“ zufolge am Dienstagabend.

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Wolfgang Schäfer, Continental AG

Von 1984 bis 1986 absolviert Schäfer ein internationales Trainee-Programm bei der Robert Bosch GmbH und arbeitet anschließend als Assistent der Geschäftsführung im Bereich Power Tools. Zwischen 1988 und 1989 ist Schäfer als Berater und Teamleiter bei Bain & Co. in München tätig. Anschließend kehrt er in die Unternehmenswelt zurück und leitet zwischen 1990 und 1995 die Finanzen und das Controlling der Westig GmbH.

Die folgenden sechs Jahre ist Schäfer Mitglied des Vorstands und CFO der Vorwerk Elektrowerke Stiftung. 2001 geht Schäfer zurück in die Automobilbranche und wird CFO des Autozulieferers Behr, wo er bis 2009 die Geschäftsbereiche Finanzen, Controlling, IT, Personal, Einkauf, Recht, Logistik und M&A verantwortet. Zeitgleich leitet er ab 2005 sämtliche Deutschlandaktivitäten als CEO von Behr.

Im Januar 2010 beruft Continental Schäfer zum CFO. Der Autozulieferer leidet unter einer hohen Verschuldung, weil das vorherige Management kurz vor Ausbruch der Wirtschafts- und Finanzkrise für mehr als 10 Milliarden Euro den Konkurrenten Siemens VDO übernommen hat. Gemeinsam mit CEO  Elmar Degenhart gelingt es Schäfer, Continental langfristig zu refinanzieren und den Großkonzern zunächst in ruhiges Fahrwasser und anschließend wieder in Dax zu führen.

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Plant Continental eine Holding-Struktur?

Mit der Mitteilung bestätigte Continental Medienberichte, die im Verlaufe des gestrigen Dienstags aufgekommen waren. Die Nachrichtenagentur „Bloomberg“ etwa hatte berichtet, der Konzern könne sich in eine Holding umwandeln. So könnte der Börsengang einer Tochter, etwa der Reifensparte, vereinfacht werden. Speziell für solche Teilbörsengänge ist eine Holding-Struktur von Vorteil. 

Continental-Aktienkurs der vergangenen drei Monate

Fachleuten zufolge würde ein solcher Schritt auch für Continental Sinn ergeben. Der Dax-Konzern hat zwei Sparten (Automotive und Rubber), die größtenteils unabhängig voneinander agieren. Die beiden Bereiche könnten an der Börse einzeln mehr wert sein, da viele Investoren spezialisierte Geschäftsmodelle schätzen.

Continentals Aktionäre  scheinen einer neuen Konzernstruktur wohlgesonnen. Der Aktienkurs der Hannoveraner legte im Verlauf des gestrigen Dienstag von 238 auf zwischenzeitlich 257 Euro zu – ein neues Rekordhoch für die Wertpapiere. Mittlerweile ist der Kurs wieder auf 245 Euro zurückgegangen.

Continental wollte Antriebssparte verkaufen

Die positive Reaktion der Continental-Eigner kommt nicht überraschend: Insbesondere die unter starkem Wettbewerbsdruck leidende Autobranche prüft, wie sie effizienter werden kann. Denn Megatrends wie Digitalisierung, Automatisierung und E-Mobilität erfordern hohe Investitionen.

So hat der Autobauer Daimler vor kurzem angekündigt, eine Holding-Struktur mit rechtlich eigenständigen Einheiten für die drei wichtigsten Geschäftseinheiten aufbauen zu wollen. Die beiden Autozulieferer Delphi und Autoliv spalten sich in jeweils zwei Teile.

Schon in der Vergangenheit hatte Continental einen tiefergreifenden Umbau nicht ausgeschlossen. So stand unter anderem die Problemsparte Powertrain zum Verkauf. Letztlich entschied sich Continental, die Antriebssparte zu behalten und ein Effizienzprogramm aufzusetzen. Ein kompletter oder teilweiser Verkauf erscheint nun aber wieder möglich.

Generell laufen die Geschäfte des Autozulieferers gut. Auf Basis vorläufiger Zahlen für das Geschäftsjahr 2017 hat der Umsatz um 8 Prozent auf 44 Milliarden Euro zugelegt. Getrieben wurde das Wachstum vor allem durch die Sparte Automotive, die Performance der Industrietochter Conti Tech sowie einer guten Geschäftsentwicklung im Segment Winterreifen.

Die Marge gemessen am Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag mit 10,8 Prozent sogar 0,3 Prozentpunkte über dem ursprünglich vom Vorstand prognostizierten Wert von 10,5. Genauere Zahlen will Continental am 8. März vorlegen.

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Jakob Eich ist Chef vom Dienst des Printmagazins FINANCE und arbeitet parallel für das Schwestermedium DerTreasurer. Beide Publikationen gehören zum Fachverlag F.A.Z Business Media, bei dem der gebürtige Schleswig-Holsteiner auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Erste journalistische Erfahrungen sammelte der Journalist in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost.