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Juwi: Wie eng war es im Herbst wirklich?

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Der Einstieg von MVV bei Juwi soll in wenigen Tagen perfekt sein. Im Vorfeld war die Lage bei Juwi FINANCE-Informationen zufolge sehr prekär.
cugiero/iStock/Thinkstock/Getty Images

Der angeschlagene Windkraftprojektierer Juwi steht anscheinend kurz vor dem Abschluss des rettenden mehrheitlichen Einstiegs durch MVV Energie. Das Closing der Transaktion soll für den 15. Dezember geplant sein, hat FINANCE aus Marktkreisen erfahren. Der Mannheimer Energieversorger will im Rahmen einer Kapitalerhöhung die Mehrheit von 50,1 Prozent der Juwi-Anteile übernehmen. Marktinformationen zufolge sollen Juwi im Zuge des Deals rund 100 Millionen Euro frisches Kapital zufließen.

Der Einstieg des Investors war offenbar noch dringender nötig als bislang bekannt. Wie FINANCE aus unternehmensnahen Kreisen erfahren hat, soll der Windparkprojektierer Juwi vor wenigen Monaten noch am Rande einer drohenden Insolvenz gestanden haben.

Schon im Juni wurde offenbar, dass dem Unternehmen harte Einschnitte bevorstehen: Damals war Restrukturierer Stefan Gros als CRO und CFO eingestiegen, auch ein Restrukturierungsteam von Roland Berger kam an Bord. Unter Hochdruck wurde nach Kapitalgebern gesucht.

Juwi-Finanzierer sollen Stillhalteabkommen unterzeichnet haben

Doch die finanzielle Situation war anscheinend prekärer als bislang angenommen: FINANCE-Informationen zufolge mussten die Gründer Fred Jung und Matthias Willenbacher nur wenige Wochen vor der Einigung mit MVV noch frisches Geld in ihr Unternehmen geben, um Juwi vor einer drohenden Insolvenz zu bewahren. Ein Gesellschafterdarlehen über 20 Millionen Euro sollen die Gründer im September eingebracht haben. Dies soll Beobachtern zufolge die Voraussetzung dafür gewesen sein, dass Juwi überhaupt eine positive Fortführungsprognose erhielt.

Die 50 Finanzierer des Windparkbetreibers sollen nach FINANCE-Informationen eine Stillhaltevereinbarung unterzeichnet haben. Juwi selbst äußerte sich auf Anfrage nicht zu diesen Themen und verwies auf den laufenden M&A-Prozess. „Vor dem Closing der MVV-Transaktion muss neben der (bereits vorliegenden) kartellrechtlichen Genehmigung ein neues Finanzierungskonzept für die juwi-Gruppe im Rahmen der Restrukturierung abgeschlossen werden.“ Dieses werde derzeit abschließend verhandelt. „Weitere Details dazu können wir daher zum jetzigen Zeitpunkt nicht kommentieren“, teilte das Unternehmen mit.

Juwi: Banken müssen mitziehen

Die Kooperationsbereitschaft der Juwi-Finanzierer dürfte mitentscheidend sein für den Abschluss des M&A-Deals mit MVV. Auch der Kaufinteressent aus Mannheim nannte bei Ankündigung der Transaktion eine „erfolgreiche Umsetzung des Finanzierungskonzepts unter Mitwirkung der beteiligten Banken und sonstigen Finanzierungsgeber“ als Voraussetzung für den Deal.

Zu den finanziellen Säulen Juwis zählen ein Schuldschein über 74 Millionen Euro mit Laufzeit bis Sommer 2015 sowie ein Konsortialkredit über 252 Millionen Euro, der bis 2016 läuft. Marktkreisen zufolge laufen die Verhandlungen zu den Finanzierungsinstrumenten im Rahmen der Closing-Verhandlungen unter Federführung der MVV-Finanzabteilung. Das Engagement des Mannheimer Energieversorgers dürfte letztlich auch die Banken beruhigen: Gelingt der Deal, dann steht hinter dem zuletzt wackeligen Schuldner Juwi ein deutlich solider aufgestellter Konzern.

Wer wird Juwis nächster CFO?

Geht das Closing wie geplant durch, dürfte sich in Juwis Finanzabteilung künftig einiges ändern. Zurzeit hat dort Juwi-Gründer Fred Jung vorübergehend als CFO die Leitung übernommen, nachdem Stefan Gros das Unternehmen Ende September wieder verlassen hatte. Sein Abgang kam damals überraschend, zumal Juwi diesen nicht kommuniziert hatte. Erst auf Anfrage von FINANCE hin bestätigte das Unternehmen die Personalie.

Inzwischen liegen dieser Redaktion Informationen vor, nach denen Gros‘ Mandat von vornherein auf die Zeit bis September begrenzt gewesen sein soll, wenngleich mit der Option auf Verlängerung. MVV soll Mitte September aber bereits signalisiert haben, den CFO-Posten im Falle eines erfolgreichen M&A-Deals selbst besetzen zu wollen. 

Juwi wird in MVV-Reporting eingebunden

In jedem Fall wird der neue CFO sich gegenüber den Gründern Jung und Willenbacher, die unternehmensnahmen Kreisen zufolge zunächst als Co-CEOs an Bord bleiben, behaupten müssen. Eines der wichtigsten Projekte des neuen Finanzchefs wird es sein, den als Start-up gegründeten Windparkprojektierer in die Strukturen und Reporting-Systeme der börsennotierten MVV einzugliedern.

Juwi, das zuletzt die Vorlage der Bilanz für 2013 mehrfach verschieben musste, könnte davon profitieren. Wie FINANCE aus dem Juwi-Umfeld erfahren hat, könnte auch das Controlling künftig von MVV geprägt werden. Der bisherige Bereichsleiter Controlling soll Juwi Ende November verlassen haben.

Info

Die spannendsten und wichtigsten Ereignisse der jüngeren Unternehmensgeschichte finden Sie gebündelt auf unserer Themenseite zu Juwi

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