Überraschender Jahresauftakt bei dem insolventen Windparkprojektierer Windreich: Unternehmensgründer Willi Balz ist auf der Bildfläche zurück. Der Alleineigentümer geht hart mit dem Unternehmensberater und Interimsgeschäftsführer von Windreich, Werner Herr, ins Gericht: Den am 22. November verkündeten Rückzug des Antrags auf Insolvenz in Eigenverwaltung bezeichnet Balz in einem Brief an die Anleihegläubiger als „unnötig früh“: Heers Schritt sei einer Einigung mit dem PE-Investor Macquarie über den Kauf des Nordseewindparks MEG 1 um 24 Stunden zuvor gekommen. Der Deal, der Windreich früheren Angaben zufolge über 200 Millionen Euro Cash in die Kassen gespült hätte, hätte die Regelinsolvenz verhindert, glaubt Balz.
Volker Grub vertritt Willi Balz
Balz hat sich nun mit dem bekannten Insolvenzspezialisten Volker Grub zusammengetan. Damit werden die Karten im Insolvenzverfahren völlig neu gemischt. Grub und Balz sind der Meinung, dass „eine volle Befriedigung aller Insolvenzgläubiger, auch der Anleihegläubiger, möglich ist“. Dies könne aber nur dann realisiert werden, wenn die Entwicklung der Nordsee-Windparks ordnungsgemäß weitergeführt würde: „Auch die Investorengespräche müssen sorgfältig und ohne Zeitdruck geführt werden“, fordert Grub.
Grub vertritt nicht nur Willi Balz, sondern bietet auch allen Inhabern der beiden Mittelstandsanleihen von Windreich an, ihre Interessen auf der Gläubigerversammlung am kommenden Montag, den 13. Januar, zu vertreten. Mit Forderungen über 120 Millionen Euro sind die Anleiheinhaber die größte Gläubigergruppe, gefolgt von der Bank Sarasin, die im September den Insolvenzantrag gegen Windreich gestellt hatte.
Mittelstandsanleihen steigen um 50 Prozent
Grubs und Balz‘ Einschätzung, dass die Ansprüche der Gläubiger voll befriedigt werden könnten, dürfte das Insolvenzverfahren stark durcheinander wirbeln und vor allem die Bank Sarasin unter Druck setzen, auf die Balz nicht gut zu sprechen ist. Denn bislang standen die Vorzeichen klar auf einer Abwicklung Windreichs ohne nennenswerte Verkaufserlöse – am Freitag gingen die Mittelstandsanleihen von Windreich bei Kursen um 10 Prozent des Nennwerts aus dem Handel. Heute schießen die Bonds um 50 Prozent auf Kurse um 15 in die Höhe.
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Auf unserer Themenseite zu Windreich können Sie den turbulenten Weg von Windreich in die Insolvenz und alles Wissenswerte über die Rolle von Willi Balz en detail nachlesen.