Turnaround gescheitert: Der Erotikhändler Beate Uhse, der inzwischen unter dem Namen Be You firmiert, muss abermals in die Insolvenz. Die Muttergesellschaft und die drei Unternehmenstöchter Beate Uhse Einzelhandels GmbH, Beate Uhse Fun Center und Versa Distanzhandel haben vergangene Woche beim Amtsgericht Flensburg den Insolvenzantrag gestellt.
Das Online-Geschäfts des Erotikhändlers wird weiter betrieben. Vergangene Woche war bekannt geworden, dass der niederländische Wettbewerber EDC Retail und der größte besicherte Gläubiger von Beate Uhse das gesamte Online-Geschäft des Unternehmens übernommen haben. Die Niederländer, die die Vertriebsplattform Easy Toys betreiben, erweitern damit ihr Angebot und werden eigenen Angaben zufolge der größte Online-Anbieter für Erotikartikel in Europa.
Als vorläufigen Insolvenzverwalter hat das Gericht Sven-Holger Undritz von der Wirtschaftskanzlei White & Case bestellt. Für ihn ist das Unternehmen alles andere als unbekannt: Undritz hatte bereits das erste Insolvenzverfahren des Unternehmens begleitet.
Aktuell sind er und sein Team dabei „sich einen Überblick zu verschaffen“ und eine Lösung für die Filialen zu finden, sagte Undritz gegenüber der „Wirtschaftswoche“. Zunächst sei die Bezahlung der rund 70 Mitarbeiter über das Insolvenzgeld zu klären. Lohn- und Gehaltszahlungen sollen seit einiger Zeit ausstehen, heißt es in dem Bericht.
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Zweite Pleite für Beate Uhse in zwei Jahren
Für Beate Uhse beginnt damit das zweite Insolvenzverfahren in kurzer Zeit. Im Dezember 2017 war das Unternehmen bereits zum ersten Mal in die Pleite gerutscht. Zuvor hatte das Unternehmen eine Gewinnwarnung abgeben und die Vorlage des Geschäftsberichts mehrfach verschieben müssen. Auslöser der Pleite war damals, dass es nicht gelang, eine 30 Millionen Euro schwere Mittelstandsanleihe zu restrukturieren.
Anfang 2018 hatte dann der Finanzinvestor Robus Capital, der gerade seine Kaufoption für die Modemarke Hallhuber aus dem Gerry-Weber-Konzern gezogen hat, den Erotikhändler mit mehreren Massedarlehen über Wasser gehalten, bevor der auf Distressed-Assets spezialisierte Investor zum Hauptgesellschafter des Unternehmens wurde.
Beate Uhse im Februar noch hoffnungsvoll
Auch personell gab es bei Beate Uhse einen Neustart: Mit Lucas Hülsmann kam im September 2018 ein neuer CFO zu den Flensburgern. Beate-Uhse-Chef Michael Specht hatte bis dahin beide Positionen in Personalunion inne. Specht selbst schied im Februar dieses Jahres aus dem Unternehmen aus und übergab den CEO-Posten an Craig Wheeler, bis dahin Head of E-Commerce.
Der Wechsel an der Spitze des Unternehmens stand damals noch unter anderen Vorzeichen. Die finanzielle Restrukturierung sei abgeschlossen, die strategische Neuausrichtung verlaufe positiv, hieß es. Deshalb sehe Specht seine Aufgabe als erfüllt und sehr gute Chancen für die weitere Entwicklung. Die Gruppe sei bis Ende 2019 durchfinanziert, teilte das Unternehmen damals außerdem mit. Genauere Details über den Geschäftsverlauf liegen nicht vor. Das Unternehmen hat seitdem keine Umsatzzahlen veröffentlicht.
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Im Dezember 2017 musste Beate Uhse aufgrund von Fehlern im Finanzmanagement die erste Insolvenz beantragen. Jetzt wurde klar, dass die Hilfe des Finanzinvestors Robus Capital zu wenig war. Erfahren Sie die Geschichte des Unternehmens auf dessen FINANCE-Themenseite.
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