Auch Daimler wird wegen des Dieselskandals zur Kasse gebeten: Der Stuttgarter Automobilkonzern muss ein Bußgeld in Höhe von 870 Millionen Euro bezahlen. Wie die Staatsanwaltschaft Stuttgart heute mitteilte, verhängt sie die Millionenstrafe gegen den Konzern wegen einer „fahrlässigen Verletzung der Aufsichtspflicht“.
Diese Fahrlässigkeit „in einer mit der Fahrzeugzertifizierung befassten Abteilung“ habe dazu geführt, dass Dieselfahrzeuge behördliche Genehmigungen erteilt bekommen haben, obwohl diese teilweise nicht den regulatorischen Anforderungen mit Blick auf den Stickoxid-Ausstoß entsprachen.
Daimler hat das Bußgeld akzeptiert und verzichtet auf die Einlegung von Rechtsmitteln. Die Zahlung des Betrags muss laut der Staatsanwaltschaft in den nächsten sechs Wochen an das Bundesland Baden-Württemberg erfolgen.
Daimler-Bußgeld besteht aus zwei Komponenten
Das Bußgeld setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: einer Ahndung für die fahrlässige Aufsichtspflichtverletzung und einer Abschöpfung der wirtschaftlichen Vorteile, die Daimler daraus gezogen hat. Der Ahndungsanteil beläuft sich auf 4 Millionen Euro. Der Abschöpfungsanteil macht den Löwenanteil aus und beziffert sich auf 866 Millionen Euro.
Auch die Daimler-Konkurrenten mussten bereits Bußgelder wegen der Verletzung der Aufsichtspflichten bezahlen. Volkswagen musste ein Bußgeld über 1 Milliarde Euro zahlen. Gegen die VW-Tochter Audi wurde eine Strafe in Höhe von 800 Millionen Euro verhängt. Auch Porsche musste rund 500 Millionen Euro zahlen.
Daimler schreibt rote Quartalszahlen
Wie Daimler mitteilte, wird das nun verhängte Bußgeld keine „relevanten zusätzlichen Auswirkungen“ auf das Ergebnis im dritten Quartal haben. Der Konzern hält an seiner Ergebnisprognose fest.
Allerdings mussten die beiden seit Mai amtierenden Vorstandsmitglieder, CEO Ola Källenius und CFO Harald Wilhelm, im Juli für das zweite Quartal des laufenden Geschäftsjahres erstmals seit zehn Jahren ein negatives Konzern-Ebit (Vorsteuerverlust) von 1,6 Milliarden Euro vermelden und die Prognose nach unten korrigieren.
Als Grund für diesen Ergebniseinbruch verweist Daimler unter anderem auch auf eine „Neueinschätzung im Zusammenhang mit laufenden behördlichen und gerichtlichen Verfahren und Maßnahmen betreffend Mercedes-Benz Dieselfahrzeuge in verschiedenen Regionen“, die zu einem Anstieg der erwarteten Aufwendungen um rund 1,6 Milliarden Euro führte.
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Die wichtigsten Karriereinformationen zu Daimlers CFO finden Sie auf dem FINANCE-Köpfe-Profil von Harald Wilhelm.
Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE sowie Chefin vom Dienst bei FINANCE-Online und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.