Ein Jahr Cooling-off-Zeit musste sich Felix Hufeld nehmen, nachdem er als Bafin-Chef im März 2021 im Zuge des Wirecard-Skandals sein Amt niedergelegt hatte. Nun darf sich Hufeld am Arbeitsmarkt zurückmelden und hat dies auch prompt getan. Er ist neuer Industriepartner für Dienstleistungen, Finanzdienstleistungen und Fintechs beim Frankfurter Private-Debt-Investor Rantum Capital.
Dirk Notheis, Gründer und Geschäftsführer von Rantum Capital bezeichnet Hufeld als „weit über die Landesgrenzen hinaus einer der erfahrensten Finanzdienstleistungsexperten Deutschlands“, wie der Rantum-Gründer in einer Mitteilung betont. Die Finanzindustrie befinde sich aktuell in einem epochalen Umbruch mit neuen Geschäftsmodellen wie etwa denen von Fintechs, erklärt Notheis. Hier sieht er für Rantum die Chance zu attraktiven Investitionschancen – sowohl für die Private-Debt- als auch für die Private-Equity-Fondsfamilie –, die der Mittelstandsfinanzierer künftig „mit der einzigartigen Expertise“ von Hufeld aufspüren will.
In der Tat bringt Hufeld Erfahrungen aus der Finanzinvestorenwelt mit. So arbeitete er früher unter anderem bei Westlake Partners sowie bei Agora Beteiligungen. Zu den früheren Stationen des Juristen zählen auch die Unternehmensberatung BCG, die Dresdner Bank sowie der Versicherer Marsh.
Felix Hufeld beteiligt sich persönlich an Rantum
Der nach dem gleichnamigen Sylter Örtchen benannte Finanzinvestor Rantum investiert das Kapital in Form von Nachrangdarlehen und Unitranche-Finanzierungen, die Eigenkapitalcharakter haben, dem Investor in den finanzierten Unternehmen aber nur begrenzt Mitspracherecht gewähren. Aus dem aktuellen Private-Debt-Fonds, der im Sommer 2021 aufgelegt wurde und 500 Millionen Euro schwer ist, tätigt Rantum Investments zwischen 5 und 50 Millionen Euro pro Unternehmen. Im Bereich Private Equity investieren die Frankfurter aktuell aus dem zweiten Fonds, dessen Größe der Finanzinvestor nicht offenbart.
Notheis, Ex-Deutschlandchef von Morgan Stanley, hat Rantum 2013 gegründet mit dem Ziel, inhaber- und familiengeführte mittelständische Unternehmen Finanzierungen bereitzustellen, die von Banken nicht vollständig unterstützt werden. Den Branchenfokus legt Notheis dabei auf jene Segmente, in denen seine Industriepartner über Jahre leitende Führungsverantwortung getragen haben und dadurch mit ihrem Netzwerk und Branchenwissen Transaktionen an Land ziehen können. Dazu zählen unter anderem die Pharma-, Medien- und Luftfahrtbranche.
Jeder der Industriepartner, die Rantum verpflichtet, ist nicht nur an der Managementgesellschaft von Rantum beteiligt, sondern muss auch mit seinem eigenem Geld in alle von Rantum aufgelegten Fonds investieren. So auch Hufeld, der sich bei Rantum in hochkarätiger Gesellschaft befindet.
Hufeld war über den Wirecard-Skandal gestolpert
Denn Dirk Notheis rekrutiert gerne altgediente Industriegrößen für seine Beteiligungsgesellschaft, die das 17-köpfige feste Investment-Team mit ihrer Führungserfahrung flankieren. 16 solcher Industriepartner hat Rantum aktuell, Hufeld mit eingerechnet – darunter Wirtschaftsgranden wie Ex-Merck-CEO Karl-Ludwig Kley, der aktuell auch in den Aufsichtsräten von BMW, E.on und Lufthansa sitzt, ebenso wie Air-Berlin-Gründer Joachim Hunold, der ehemalige ProSieben.Sat1-Chef Thomas Ebeling und Ex-Rheinmetall-CEO Klaus Eberhardt.
Für Hufeld ist die Station bei Rantum ein Neustart nach der Zeit bei der Bafin. Dort war er seit 2015 Präsident, bevor er 2021 über die Folgen des Wirecard-Skandals stolperte: So wurde seiner Behörde vorgeworfen, wichtige Hinweise zum Bilanzskandal zu lange ignoriert zu haben. Massive Kritik erntete die Finanzaufsicht auch dafür, dass einige ihrer Mitarbeiter mit Wirecard-Aktien gehandelt hatten und die Bafin ein Verbot für Leerverkäufe bei Wirecard-Aktien verhängt hatte. Seit Hufelds Weggang obliegt es seinem Nachfolger Mark Branson, die durch den Bilanzskandal des einstigen Tech-Überfliegers angestoßene Neuausrichtung der Bafin zu orchestrieren.
melanie.ehmann[at]finance-magazin.de
Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.
