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Cheplapharm sammelt halbe Milliarde Euro ein

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Cheplapharm sichert sich 550 Millionen Euro frisches Kapital
Cheplapharm sichert sich 550 Millionen Euro frisches Kapital Foto: Cheplapharm

Neue Finanzspritze für Cheplapharm: Das Greifswalder Pharmaunternehmen sammelt 550 Millionen Euro von den beiden Investmentfirmen Atlantic Park und GIC ein. Cheplapharm gibt dazu ein nachrangiges Wandelinstrument aus, die obligatorisch in Stammaktien umgewandelt werden.

Atlantic Park ist ein Joint-Venture zwischen General Atlantic, einer vor mehr als 40 Jahren gegründeten globalen Beteiligungsgesellschaft, und Iron Park Capital Partners, einem Vermögensverwalter mit Schwerpunkt auf Krediten. GIC ist eine Investmentgesellschaft aus Singapur, die 1981 gegründet worden ist, um die Devisen des südostasiatischen Stadtstaats zu verwalten.

Credit Suisse, Deutsche Bank und J.P. Morgan agierten bei der Transaktion als Joint Placement Agents für Cheplapharm, rechtlich wurde das Unternehmen von Latham & Watkins beraten.

Cheplapharm legte Börsengang auf Eis

Dass Cheplapharm früher oder später frisches Geld braucht, war abzusehen. Noch Anfang des Jahres hatte das Unternehmen den Gang an die Börse geplant, um auf diesem Weg Medienberichten zufolge 750 Millionen Euro einzusammeln. Das Pharmaunternehmen wollte mit den Erlösen Schulden abbauen und Produkt- und Portfoliozukäufe finanzieren. Doch kurz darauf wurde der IPO aufgrund der „derzeit ungünstigen Marktbedingungen“ und der „weltweit stark gestiegenen Volatilität der Aktienmärkte“ vorerst abgeblasen.

Ob ein Börsengang damit endgültig obsolet ist, ist noch nicht ausgemacht, zumindest sind die nun eingesammelten 550 Millionen Euro weniger als die durch den IPO kolportierte Summe. „Durch die Transaktion verfügt Cheplapharm zunächst einmal über ausreichend Kapital, um seine dynamische Wachstumsstrategie kurz- bis mittelfristig fortsetzen zu können“, teilt das Unternehmen auf FINANCE-Anfrage mit.

„Wir evaluieren auch weiterhin die Möglichkeit eines Börsengangs, der allerdings von den entsprechenden Marktbedingungen abhängig ist, die aktuell nicht gegeben sind. Vor diesem Hintergrund werden wir den IPO-Markt auch zukünftig genau beobachten, sind aber nicht von einem potentiellen Börsengang abhängig“, heißt es weiter.

Cheplapharm nutzt Anleihen zur Finanzierung

Mit der Wandelanleihe bleibt Cheplapharm seiner bisherigen Finanzierungsstrategie somit größtenteils treu. Diese hatte der ehemalige CFO Jens Rothstein gestaltet. Rothstein hatte das Familienunternehmen während seiner rund zehnjährigen Amtszeit an den Kapitalmarkt geführt und erfolgreich die Finanzierungsstruktur transformiert. Im Jahr 2020 hatte er Cheplapharm insgesamt drei High Yield Bonds in Höhe von mehr als 1,5 Milliarden Euro gesichert, die mit Kupons zwischen 3,5 und 5,5 Prozent verzinst und jeweils bis Anfang 2027 und 2028 laufen.

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Außerdem begleitete er noch Anfang Februar eine Neuauflage des Term Loan B mit einem Volumen von 1,48 Milliarden Euro, der 2029 fällig wird. Kurz darauf verließ er das Unternehmen allerdings überraschend. Rothstein galt als treibende Kraft hinter dem geplanten Börsengang. Mittlerweile ist er CFO des Photovoltaikunternehmens Jes Group. Rothsteins Nachfolger als CFO ist Kia Parssanedjad, der zuvor CIO des Unternehmens war. Die jüngste Finanzierung ordnet der CFO so ein: „Trotz der aktuellen widrigen Marktumstände liegt der implizierte Unternehmenswert von Cheplapharm im hohen einstelligen Milliardenbereich.“

Cheplapharm entwickelt sich positiv

Als erfolgreich gilt auch die M&A-Strategie, die Chaplapharm seit einigen Jahren fährt. So hatte das Greifswalder Unternehmen unter Rothsteins Ägide mehr als 3,3 Milliarden Euro in Zukäufe investiert, darunter Produktportfolios von Astellas und Sanofi. Cheplapharm ist auf den Vertrieb patentfreier Arzneien spezialisiert und erwirbt dafür etablierte Markenprodukte und Vermarktungszulassungen von Branchenkollegen wie AstraZeneca, Bristol Myers Squibb, Roche oder Sanofi.

Im vergangenen Jahr konnte Cheplapharm mit einem Umsatz von rund 1,1 Milliarden Euro erstmals in seiner Firmengeschichte einen zehnstelligen Umsatz verzeichnen. Um satte 69 Prozent stieg der Umsatz damals. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) verdoppelte sich fast von 335,1 Millionen Euro auf 623,9 Millionen Euro, die Ebitda-Marge betrug 58 Prozent. Als Grund für die guten Zahlen gab das Unternehmen die Rekordanzahl an Akquisitionen im zweiten Halbjahr 2020 an, die im ersten Halbjahr 2021 integriert worden seien.

Das Wachstum setzte sich auch im 1. Halbjahr 2022 fort. Der Umsatz stieg im Vergleich zum 1. Halbjahr 2021 um 20 Prozent auf 594 Millionen Euro, während das Ebitda mit 343 Millionen Euro um 4 Prozent zulegte. Cheplapharm wird aktuell mit B+ bei Fitch, B2 bei Moody‘s und B bei Standard & Poor’s geratet. Der Ausblick ist stabil bis positiv.

Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.