Neuaufstellung im Vorstand der Software AG: Daniela Bünger wird zum Jahreswechsel Matthias Heiden als CFO ablösen. Die Finanzexpertin kommt vom Cybersecurity-Spezialisten Atos, wo sie zurzeit Senior Vice President of Finance and Head of Finance Integration ist. Wohin es Heiden ziehen wird, wollte die Software AG auf FINANCE-Nachfrage nicht mitteilen.
Bünger begann ihre Karriere laut ihrem „Linkedin“-Profil als Consultant bei KPMG und war dann neun Jahre lang für Accenture als Managerin tätig. Nach einem zweijährigen Abstecher in die Musikindustrie, wo sie für EMI Music die Position des Director Financial Control innehatte, ist sie seit 2012 für Atos tätig, unter anderem als CFO of Global Financial Services and Insurance und CFO der Region Benelux und Nordics.
Umstellung des Geschäftsmodells bei Software AG läuft noch
Büngers Hauptaufgabe wird es sein, die Umstellung von einmaligen Einnahmen aus Lizenzgebühren hin zu besser planbaren und wiederkehrenden Erlösen aus Abo-Modellen weiter voranzutreiben. Diese von den Darmstädtern als Helix-Transformation bezeichnete Neuaufstellung des Geschäftsmodells war 2018 von CEO Sanjay Brahmawar initiiert worden. Dessen Vertrag wurde zudem bis 2026 verlängert, wie das Unternehmen heute ebenfalls mitteilte.
Der scheidende Finanzvorstand Heiden ist seit Juli 2020 CFO der Software AG. Zuvor war er mehr als drei Jahre lang CFO der SAF Holland Group gewesen. Seine berufliche Laufbahn hatte er 2005 bei SAP begonnen und dann innerhalb des Software-Konzerns verschiedene Positionen im Finanzbereich durchlaufen. Eine seiner Hauptaufgaben bei der Software AG, bei der Ende 2021 der Investor Silver Lake eingestiegen ist, war die Steuerung der bis 2023 laufenden Umstellung des Geschäftsmodells.
Jährlich wiederkehrende Umsätze der Software AG sind gestiegen
Das ist ihm laut der heute veröffentlichten Quartalszahlen bislang gelungen: Demnach lag der organisch jährlich wiederkehrende Umsatz (Annual Recurring Revenue, ARR) am Ende des dritten Quartals bei 663,1 Millionen Euro und damit um rund 10 Prozent höher als im Vorjahr. Der wiederkehrende Umsatz ist in der Finanzabteilung der Software AG eine wichtige Steuerungskennzahl.
Im Segment „Digital Business“, das wichtigste Segment für die Darmstädter, stieg der organische ARR im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozent auf 478,4 Millionen Euro. Der organische wiederkehrende Umsatz erreichte im dritten Quartal mit 165,4 Millionen Euro das Niveau des dritten Quartals 2021, in den ersten neun Monaten stieg er im Vergleich zum Vorjahr nur leicht um 1 Prozent auf 482,6 Millionen Euro. Das entspricht einem Anteil am organischen Gesamtproduktumsatz von 92 Prozent und übertrifft den bis zum Jahr 2023 angestrebten Anteil von 85 Prozent.
Der bereinigte Umsatz betrug im dritten Quartal 212,8 Millionen Euro und lag damit 12 Prozent höher als im Vorjahr. Nach den ersten neun Monaten lag der bereinigte Umsatz mit 638,8 Millionen Euro 9 Prozent über dem Umsatz aus demselben Vorjahreszeitraum.
Software AG: „Talsohle beim Cashflow wird aktuell durchschritten“
Das organische operative Ergebnis (Ebita, Non-IRFS) im dritten Quartal betrug 35,3 Millionen, nach 33,3 Millionen im Vorjahr. Die Ebita-Marge betrug demnach 16,6 Prozent und lag damit leicht unter Vorjahr. In den ersten neun Monaten erwirtschaftete die Software AG ein Ebita von 130,2 Millionen Euro und erreichte eine Ebita-Marge von hohen 20,4 Prozent. Das ist etwas weniger als im selben Vorjahreszeitraum: Damals kam die Software AG auf einen operativen Gewinn von 118,6 Millionen Euro und eine Ebita-Marge von 19,8 Prozent.
Es gibt aber auch noch einige Baustellen für die neue CFO Bünger: Der extreme Rückgang des Free Cashflow setzte sich auch im dritten Quartal fort. Der Cashflow des Konzerns sank um 58 Prozent auf 6,5 Millionen Euro. In den ersten neun Monaten hat sich damit der Cashflow von 73,7 Millionen Euro im Vorjahr um 88 Prozent auf 9,1 Millionen Euro verringert. Grund dafür sei die weiterhin laufende Umstieg auf Subskriptionen, teilt die Software AG mit. Die Darmstädter betonen aber auch, dass die Talsohle beim Free Cashflow derzeit durchschritten wird.
Software AG verdaut noch die Streamsets-Übernahme
Zudem belastet die Streamsets-Übernahme noch die Bilanz der Software AG. Wie die Darmstädter mitteilten, lag das Konzern-Ebit im dritten Quartal mit 6,6 Millionen Euro im Minus. Als Grund führt die Software AG unter anderem Einmalabflüsse im Zusammenhang mit dem M&A-Deal an. Weitere 25,3 Millionen Euro an nicht-zahlungswirksamen Wertminderungen fallen bei der Software AG außerdem an, Grund hierfür sei eine Übertragung des nordamerikanischen Professional Services-Implementierungsgeschäfts an einen Subunternehmer.
Die Software AG bestätigt ihre Prognose für das Gesamtjahr 2022. Bei den Anlegern lösten die Quartalszahlen gedämpfte Reaktionen aus. Der Aktienkurs des Unternehmens sank zum Handelsstart, konnte sich im Lauf des Morgens aber bei 22 Euro stabilisieren. Auf Jahressicht verlor die Aktie allerdings bis heute knapp 40 Prozent an Wert.
Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.
