Das Jahr fängt für die Aareal Bank mit bitteren Nachrichten an: Entgegen der letzten Prognose erwartet sie nun für das Jahr 2020 einen Verlust in zweistelliger Millionenhöhe. Grund sind die weltweit verlängerten und verschärften Lockdown-Maßnahmen aufgrund der Coronavirus-Pandemie, wie der Immobilienfinanzierer am Sonntagabend mitteilte. Die Bank ist unter anderem in der Finanzierung von Gewerbeimmobilien wie Büros, Hotels oder Einkaufszentren tätig, die aktuell besonders leiden.
Daher muss die Bank ihre Risikovorsorge für drohende Kreditausfälle für das vergangene Jahr erhöhen. So werden alle Kredite, in denen Liquiditätsmaßnahmen (Zahlungsaufschübe und Liquiditätslinien) gewährt wurden, in Stage 2 klassifiziert, was bedeutet, dass diese mit Blick auf mögliche, aber noch nicht eingetretene Ausfallrisiken mit Risikovorsorge belegt sind. Zudem wurde punktuell auch die Risikovorsorge in Stage 3 erhöht, das beinhaltet die Vorsorge für als ausfallgefährdete klassifizierte Kredite. Mit diesen Maßnahmen würde man der „jüngsten Verschärfung der Pandemie umfassend Rechnung“ tragen, betont die Bank.
Aareal Bank will Dividende ausschütten
Dabei sah die Lage im November 2020 noch rosiger aus. Zwar musste die Aareal Bank schon da ihre Ziele für 2020 anpassen, erwartete aber trotzdem noch ein „deutlich positives Betriebsergebnis im mittleren zweistelligen Millionenbereich“. 2019 hatte die Bank 248 Millionen Euro verdient. Die endgültigen Zahlen des Geschäftsjahres 2020 will die Bank am 24. Februar vorlegen.
Trotz der überraschenden Gewinnwarnung wollen die Wiesbadener an ihre Aktionäre für 2020 eine Dividende von 1,50 Euro ausschütten. „Unsere starke Kapitalbasis ermöglicht es uns, die Dividendenzahlungen wieder aufzunehmen“, kommentiert CFO Marc Heß die Entscheidung. Das geht aber nur, wenn die Aufsichtsbehörden, die wegen der Coronakrise aufgerufen hatten, auf Dividendenausschüttungen zu verzichten, zustimmen. Die Aktionäre jedenfalls reagierten nach anfänglichen Verlusten positiv: Das Papier stieg am Montag um rund 2,3 Prozent auf 20,40 Euro.
Analyst Andreas Pläsier von Warburg Research sah in der Höhe der Dividende eine positive Überraschung. In Zeiten, in denen die EZB dem Bankensektor für Auszahlungen derzeit strenge Auflagen erteile, profitiere die Aareal Bank wohl von ihrer verbesserten Kapitalsituation durch den Verkauf von Anteilen an der IT-Tochter Aareon, glaubt er.
Erhöht Petrus Advisers den Druck auf Aareal Bank?
Die Bereitschaft eine Dividende zu zahlen, ist auch ein wichtiges Signal an den streitfreudigen aktivistischen Investor Petrus Advisers, der den Druck auf die Bank zuletzt noch weiter erhöht hatte. Erst im Dezember machte er seine Unzufriedenheit über den Vorstand und den Aufsichtsrat in einem Brandbrief deutlich.
FINANCE-Köpfe
Er störte sich zum Beispiel an den seiner Meinung nach zu hohen Kosten der Bank, unter anderem wegen Bonuszahlungen für das Management oder der seiner Ansicht nach „dramatisch überdimensionierten“ Geschäftszentrale des Instituts. Die Gewinnwarnung könnte jetzt Wasser auf die Mühlen des Hedgefonds sein.
Doch die Bank verbreitet Optimismus: „Für das laufende Jahr geht das Unternehmen weiterhin von einer deutlichen wirtschaftlichen Erholung aus, sobald die weltweiten Impf-Kampagnen ihre Wirkung entfalten. Auf dieser Basis erwartet die Aareal Bank für 2021 ein deutlich positives Betriebsergebnis“, zeigt sich der Immobilienfinanzierer zuversichtlich.
Aareal Bank setzt auf Wachstumskurs
Neben der Gewinnwarnung gibt das Bankhaus auch ein Update zu dem vor einem Jahr vorgestellten Strategieprogramm „Aareal Next Level“. Ihre Prognose: Bis 2023 sei ohne Berücksichtigung möglicher Akquisitionen ein Konzernbetriebsgewinn von 300 Millionen Euro möglich. Voraussetzung ist allerdings, dass die Pandemie bis dahin „vollständig“ überwunden ist. Zudem stellte die Bank den Investoren eine Eigenkapitalrendite von 8 Prozent nach Steuern in Aussicht.
Diese Ziele will die Bank mit fünf Hebeln erreichen. Zum einen will sie im Segment strukturierte Immobilienfinanzierungen die bereits im vierten Quartal 2020 forcierte risikobewusste sowie organische Ausweitung des Finanzierungsgeschäfts fortsetzen. Zielvolumen des Kreditportfolios: Rund 30 Milliarden Euro per Ende 2022. Zum anderen soll die Profitabilität des Geschäfts selbst weiter gestärkt werden, unter anderem indem die Funding- und Kapitalstruktur optimiert wird.
Weiter will Aareal im Segment Consulting/Dienstleistungen das Produktangebot und weitere Partnerschaften ausbauen. Als vierten Hebel will die Bank gemeinsam mit dem Investor Advent einen „Value Creation Plan“ erarbeiten und umsetzen. Die Wiesbadener verkauften im August 30 Prozent der IT-Tochter Aareon an Advent. Zuletzt soll die Cost-Income-Ratio im Bereich strukturierte Immobilienfinanzierungen auf rund 40 Prozent sinken, unter anderem durch Effizienzsteigerungen in Organisation, Prozessen und Infrastruktur.
CFO Marc Heß mit Doppelbelastung
Ihre Maßnahmen muss die Bank aktuell allerdings mit geschwächter Führungsmannschaft umsetzen. Im November teilten die Wiesbadener mit, dass CEO Hermann Merkens aus gesundheitlichen Gründen eine berufliche Pause einlegen wird. Diese solle drei bis vier Monate gehen. Aufsichtsratsvorsitzende Marija Korsch rechnete Anfang dieses Jahres mit seiner Rückkehr.
Währenddessen übernehmen die anderen Vorstandsmitglieder die CEO-Aufgaben. Auch CFO Marc Heß springt ein – er ist derzeit zusätzlich für die Strategie zuständig und repräsentiert die Bank gegenüber Kapitalmarkt und Öffentlichkeit. Wie es derzeit um das Personalproblem steht, lies die Aareal Bank in ihrer Mitteilung offen.
Info
Aktivisten wie Cevian oder Elliott werden auch in Deutschland immer stärker. Wen sie im Visier haben, erfahren Sie auf der FINANCE-Themenseite aktivistische Investoren.
Erfahren Sie mehr über den Werdegang und die Karriere-Highlights des Aareal-Bank-Chefs und ehemaligen CFOs im FINANCE-Köpfe-Profil von Hermann Josef Merkens.
Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Backhaus ist spezialisiert auf die Themen Restrukturierung, Transformation, Zahlungsverkehr und Cash Management. Sie hat Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln studiert. Sarah Backhaus arbeitete während ihres Studiums unter anderem für Onlinemagazine von Gruner + Jahr und schrieb als freie Journalistin für die Handelszeitung, faz.net und Impulse.

