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KPMG verliert erneut Steuerexperten an kleineren Konkurrenten

Der Steuerexperte Henrik Meyer hat KPMG verlassen und ist als Partner zu BDO gewechselt.
BDO

KPMG verliert erneut einen Steuerexperten. Der Rechtsanwalt und Steuerberater Henrik Meyer wechselt als Partner zum kleineren Konkurrenten BDO. Der 44-Jährige war seit 2004 bei KPMG tätig, zuletzt als Senior Manager für Steuern, internationale Privatkunden und Family Offices. Meyer berät zu grenzüberschreitenden Strukturierungen sowie in Doppelbesteuerungs- und Außensteuerrechtsfragen. Außerdem begleitet er M&A-Deals und erstellt Tax Due Diligences. Zudem berät Meyer im Bereich des Tax Accountings nach HGB und IFRS.

Meyer ist bereits zum 1. Januar zu BDO gewechselt. Die Frage, ob es bereits einen Nachfolger für ihn gebe, ließ ein KPMG-Sprecher gegenüber FINANCE zunächst offen. „Bei KPMG in Deutschland sind zurzeit 275 Senior Manager im Bereich Tax tätig, darunter mehrere, die ein vergleichbares fachliches Profil haben wie Henrik Meyer“, sagte er lediglich. 

Franz Prinz zu Hohenlohe verließ KPMG für WTS

Für KPMG ist es die zweite Schwächung des Steuerbereichs innerhalb kurzer Zeit. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass KPMG seinen Leiter der Beratungseinheit internationales Steuerrecht, Franz Prinz zu Hohenlohe, an die Konkurrenz verlieren wird. Überraschend war auch in diesem Fall, dass zu Hohenlohe nicht etwa zu einem der Erzrivalen PwC, Ernst & Young oder Deloitte, sondern zum kleineren Wettbewerber WTS wechseln wird. Wann zu Hohenlohe geht und ob es schon einen Nachfolger für den renommierten Steuerrechtler gibt, wollte KPMG auf Nachfrage nicht sagen.

Die Steuerberatung ist für KPMG ein wichtiges Feld: Dort hat die Gesellschaft 2017 mit 437 Millionen Euro mehr als ein Viertel ihres Umsatzes erwirtschaftet. Mit einem Wachstum von 3 Prozent gegenüber 2016 hat sich diese Sparte im vergangenen Jahr aber eher schwach entwickelt.

Für die kleineren Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften wird es immer schwerer, sich gegen die Big Four – KPMG, PwC, Deloitte und EY (Ernst & Young) – durchzusetzen. Da der Wettbewerb um die großen internationalen Konzerne unter den Big Four immer härter wird, haben sie es auf mittelständische und kleine Mandate abgesehen, die traditionell vom Nachfolgerfeld der Big Four – den sogenannten Next Ten – bedient werden.

Auch BDO gehört zu den Next Ten. Die Gesellschaft ist gemessen am Umsatz nach den Big Four das fünftgrößte Wirtschaftsprüfungs- und Beratungshaus in Deutschland, setzte aber mit 216 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2016 wesentlich weniger um als KPMG. Bei KPMG betrug der Umsatz 2016 rund 1,6 Milliarden Euro, 2017 ist er nochmals um 4 Prozent auf rund 1,7 Milliarden Euro gestiegen.

BDO gewinnt auch Partner Lars von Jesche von PwC

BDO will allerdings die Lücke zu den Big Four weiter schließen. Um ihren Umsatz weiter zu steigern, hat die Gesellschaft vor einigen Jahren einen radikalen Strategieschwenk vollzogen und neben der Wirtschaftsprüfung auch die Unternehmensberatung zum zentralen Standbein erklärt. Im Vergleich zur Konkurrenz ist BDO diesen Schritt allerdings erst recht spät gegangen, wie BDO-Chef Holger Otte kürzlich im Interview mit FINANCE einräumte.

Umso erfreulicher dürfte daher die Personalie Meyer für BDO sein. Und es ist nicht der einzige Mitarbeiter, den BDO zum Januar von einem großen Konkurrenten geholt hat: Auch Lars von Jesche, zuletzt als Senior Manager im Bereich Tax Transfer Pricing bei PwC tätig, ist als Partner zu BDO gewechselt.

Der 44-Jährige bringt 16 Jahre Beratungs- und Industrieerfahrung mit. Sein Beratungsschwerpunkt liegt auf dem Gebiet der Verrechnungspreise, des internationalen Steuerrechts sowie der Begleitung von Unternehmen im Rahmen von Schiedsverfahren und Betriebsprüfungen. Von Jesche kam 2011 zu PwC, davor war er bei KPMG tätig.

Der Fachbereich internationales Steuerrecht umfasst bei BDO aktuell zirka 30 Mitarbeiter, darunter fünf Partner. Der Fachbereich ist in den vergangenen Jahren nach Angaben von BDO im Schnitt um etwa 10 Prozent im Jahr gewachsen, dieses Wachstum strebe man auch für die kommenden Jahre an.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

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Noch nie war der Wettbewerb der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungshäuser so hart wie derzeit. Wer schnappt sich die lukrativsten Mandate, wer wächst am stärksten und wer hat die beste Strategie? Bleiben Sie auf dem Laufenden mit unseren Themenseiten zu den Big Four und den Next Ten.

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.