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WTS verliert CFO Johannes Krabichler

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WTS-CFO Johannes Krabichler verlängert seinen Vertrag nicht. Foto WTS.
WTS-CFO Johannes Krabichler verlängert seinen Vertrag nicht. Foto WTS.

Der WTS-CFO Johannes Krabichler verlässt die Steuerberatungsgesellschaft laut FINANCE-Informationen aus „persönlichen Gründen“. Er wird seinen Vertrag, der noch bis Februar 2023 läuft, nicht verlängern. Krabichler wechselte im März 2020 von der Bosch-Tochter BSH Haushaltsgeräte zu WTS.

Auf Nachfrage bestätigt WTS gegenüber FINANCE den Weggang und betont: Krabichler habe die Weiterentwicklung der WTS-Gruppe auf zahlreichen Projekten und Themengebieten vorangetrieben. „Für dieses großartige Engagement möchten sich der Aufsichtsrat und Vorstand ganz herzlich bei ihm bedanken“, heißt es weiter. WTS bedauere die Entscheidung des Finanzchefs sehr, habe dafür aber Verständnis.

CEO Fritz Esterer wird Interims-CFO

Eine Übergangsregel für den scheidenden Finanzchef steht schon fest: Die Position des CFO übernimmt interimistisch CEO Fritz Esterer. Unterstützung kommt von dem ehemaligen Head of Finance, Michael Ruth. Ruth selbst gab 2020 an, seine Präsenz im Unternehmen deutlich reduzieren zu wollen, ebenfalls aus persönlichen Gründen. Für ihn war damals Krabichler gekommen.

Die Übergabe der Aufgaben soll sukzessive bis Ende Februar stattfinden. Die Zuständigkeit für den Geschäftsbereich WTS Digital wird Vorstandsmitglied Jürgen Scholz übernehmen.

WTS glänzte mit guten Zahlen

Die Nachricht über den Abgang von CFO Krabichler kommt kurz nachdem WTS die Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr vorgelegt hat – diese konnten sich sehen lassen. Im Geschäftsjahr 2021/22 kam das Münchener Unternehmen auf einen Rekordumsatz von 203 Millionen Euro und damit auf stattliche 11 Prozent Wachstum im Vergleich zum Vorjahr. Die beiden Unternehmensbereiche, Steuerberatung und Financial Advisory, legten um 12 Prozent auf 167 Millionen Euro, beziehungsweise und um 11 Prozent auf 36 Millionen Euro zu. Der operative Rückenwind sorgt für ehrgeizige Ziele bei den Münchenern: In vier Jahren will WTS den Umsatz auf 400 Millionen Euro verdoppelt und bis dahin die Big Four eingeholt haben.

WTS ist die größte Steuerberatungsgesellschaft mit Advisory-Arm nach KPMG, PwC, Deloitte und EY in Deutschland. Ursprünglich war WTS ein reiner Steuerberater, kaufte aber im Jahr 2017 den deutlich kleinen Corporate-Finance-Berater FAS. Mit der Kombination aus Steuer- und Unternehmensberatung wolle man die Big Four angreifen, erklärt WTS.

Zugute kam WTS in Folge des Wirecard-Skandals und der damit einhergehenden Gesetzgebung, dass das Unternehmen im Gegensatz zu der Big-Four-Konkurrenz keine Wirtschaftsprüfung anbietet. „Dass wir keine Unabhängigkeitskonflikte haben, ist wirklich ein ganz starker Vorteil für uns, dadurch sind wir an viele Mandate gekommen“, erläuterte CEO Esterer im Interview mit FINANCE.

Viele Abgänge bei ehemaligen FAS-Team

Gleichzeitig musste das Unternehmen zuletzt einige Abgänge verkraften: Der ehemalige FAS-Chef Ingo Weber verließ WTS, um den Konkurrenten PAS Financial Advisory zu gründen. Ihm folgten dann einige hochrangige Mitarbeiter von WTS – darunter ein 20-köpfiges Team rund um die Partner Jürgen Diehm und Sebastian Braun.

Aber auch andere Berater verließen das Unternehmen – laut einer FINANCE-Recherche im Sommer dürften in diesem Jahr über 40 Berater WTS verlassen haben. Allerdings konnte WTS auch Mitarbeiter von der Konkurrenz abwerben. Im Juli wechselte ein sechsköpfiges Team rund um die Partnerin Nina Blume vom Big-Four-Haus EY. Im September kam die Finanzberatungsexpertin Michèle Färber von PwC zu WTS Advisory.

Die große Aufgabe für WTS lautet jetzt: Es muss eine dauerhafte Nachfolgelösung für den scheidenden CFO Krabichler her.

Eva Brendel ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Sie hat Kommunikationswissenschaft, VWL und Politik in Bamberg und Jena studiert. Neben dem Studium arbeitete Eva Brendel als freie Nachrichtenmoderatorin bei einem Lokalsender und moderierte eine eigene Podcast-Reihe.