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BNP Paribas: From Paris with Love

Die französische BNP Paribas sichert sich im FINANCE-Banken-Survey 2021 den Titel der aktivsten Auslandsbank. Foto: BNP Paribas

„Allez les bleus!“ – zu Deutsch „Lauft, ihr Blauen!“ – heißt es nicht nur auf dem Fußballplatz, wenn die französische Nationalmannschaft spielt. Auch im deutschen Firmenkundengeschäft spielt die „Grande Nation“ auf Sieg. Zwar ist im Fall der französischen BNP Paribas eher grün die Farbe der Wahl, dafür konnte sich die Bank im Jahr der Fußball-Europameisterschaft im Gegensatz zum heimischen Nationalteam einen Titel sichern. Im FINANCE-Banken Survey 2021 konnte die BNP die Position der engagiertesten Auslandsbank im Kreditgeschäft mit deutschen Firmenkunden verteidigen. Und in vielen Kategorien, in denen sie schlechter abschneidet, ist ein klarer Aufwärtstrend auszumachen.

Der Wachstumskurs, den die Bank für ihr Segment Corporate Institutional Banking (CIB) in Deutschland nicht erst seit dem Start von Firmenkundenchef Frank Vogel Ende 2019 verfolgt, kommt bei den befragten CFOs und Treasurern also offenbar an. Und die Zeichen stehen weiter auf Wachstum: Nachdem die Franzosen ihr erklärtes Ziel, Deutschland mit einem Umsatz von mindestens 2 Milliarden Euro zum Heimatmarkt zu machen, erreicht haben, will die Bank nun nachlegen.

BNP Paribas gewinnt Hausbankmandate

Dass die Franzosen auch in Deutschland inzwischen aus einer starken Position heraus agieren, zeigt sich im Gesamtranking der führenden Institute im deutschen Firmenkundengeschäft. Dort sichern sich die Franzosen in den Augen der Finanzchefs Platz 6 hinter DZ Bank (5), LBBW (4), Hypovereinsbank, Commerzbank und Deutscher Bank. 16 Prozent der teilnehmenden CFOs zählen sie zu den führenden Banken im deutschen Firmenkundengeschäft. Die nächstbeste Auslandsbank ist die HSBC auf Rang 7.

Jeder fünfte Finanzchef zählt die BNP inzwischen zu seinen Hausbanken – im Vergleich zum Vorjahr verbessert sich die Bank damit um zwei Plätze auf Rang 6, den sie sich mit der Helaba teilt. Verbessert hat sich darüber hinaus der Zuspruch aus dem Mittelstand, obwohl die BNP vor allem die größeren Unternehmen im Blick hat. 3 Prozent der CFOs und Treasurer hält sie hier inzwischen für sehr gut verankert, damit gelingt ihr der Sprung unter die Top 10. Aber dieses Feld dürfte noch lange von deutschen Platzhirschen dominiert werden, die Unterschiede zwischen den Verfolgern sind marginal.

BNP gibt Kredite, aber die CFOs goutieren das nicht

Das bessere Abschneiden der BNP in zentralen Survey-Kategorien als im Vorjahr könnte auch daran liegen, dass die Bank im vergangenen Jahr bei der Kreditvergabe drauf gepackt hat. So haben die Franzosen 2020 das Gaspedal voll durchgetreten und das Volumen bei den ausgereichten Darlehen und Zusagen im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Beteiligt war die Bank im vergangenen Jahr unter anderem an den Kreditfazilitäten von ZF Friedrichshafen und Daimler.

Die BNP nennt traditionell nur sehr wenige Zahlen speziell für ihr Deutschlandgeschäft. Ein Blick in die Zahlen des Datenanbieters Refinitiv gibt jedoch einen Anhaltspunkt: So stieg bei Konsortialkrediten im DACH-Raum, bei denen die BNP als Bookrunner fungierte, das Pro Rata Volume – also der Anteil der Bank – von 8,8 Milliarden US-Dollar im Jahr 2019 auf 16 Milliarden im Jahr 2020 an. Der Marktanteil kletterte von 5,1 auf 11,5 Prozent. Damit katapultierte sich die BNP Paribas in diesem Segment von Rang 6 aus an die Spitze. Als Lead Arranger reichten die Franzosen im vergangenen Jahr SynLoans über 14,6 Milliarden Euro aus. Dort kletterte der Marktanteil auf 7,9 Prozent (2019: 6,6 Prozent).

„Wir verfügen über ausreichend Eigenkapital, um in Deutschland zu wachsen.“

Lutz Diederichs, Deutschlandchef, BNP Paribas

Dass Konkurrenten wie die HSBC und die ING im Zuge der Pandemie bei der Kreditvergabe aktuell selektiver agieren, kommt den Franzosen zu pass. „Das ist für uns eine Opportunität, da wir über ausreichend Eigenkapital verfügen, um in Deutschland zu wachsen“, hatte BNP-Deutschlandchef Lutz Diederichs Anfang des Jahres im Gespräch mit FINANCE betont.

Erstaunlich: Dennoch fällt die BNP aus Sicht der von FINANCE befragten Finanzchefs in der Kategorie Kreditvergabe um zwei Ränge zurück auf Platz 8. Nur jeder zehnte Finanzchef hält die Franzosen in diesem Segment für führend – womöglich, weil deutsche Banken speziell bei der Vermittlung von KfW-Krediten noch aktiver waren?   

Wichtig ist für die Bank letztlich, dass sich die Investition in neue Kundenbeziehungen lohnt und sie daraus später Cross-Selling-Geschäft generieren kann. Die Zeichen dafür stehen nicht schlecht.

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BNP will beim Investmentbanking aufholen

Denn neben der Kreditvergabe rückt bei der BNP Paribas das Thema Green Finance zunehmend in den Vordergrund. Auch die Beratung der Kunden im schnell wachsenden ESG-Segment (Environmental, Social, Governance) baut die Bank aus. So sieht bereits jeder zehnte Finanzchef die BNP als führend in der Beratung bei nachhaltigen Finanzierungen an. Im Ranking sichern sich die Franzosen damit Platz 5, gemeinsam mit der Deutschen Bank.

Punkten kann die BNP Paribas auch beim Cash Management, wo sie 16 Prozent der Befragten als führend ansehen. Damit sichert sich die Bank erneut den vierten Platz hinter den Branchenchampions Deutsche Bank (1), Commerzbank (2) und HypoVereinsbank (3). In Europa belegen die Franzosen nach einer Studie von Greenwich Associates sogar den ersten Rang.

Frank Vogel leitet seit November 2019 das deutsche Firmenkundengeschäft der BNP Paribas. Foto: BNP Paribas

Weniger stark – zumindest in Deutschland – waren die Franzosen jedoch bislang im Investmentbanking. Um das Beratungsangebot in diesem Segment speziell in den Bereichen M&A, Leveraged Finance sowie Equity Capital Markets (ECM) weiter auszubauen, haben die Franzosen Anfang Februar mit Silke Krüger eine Investmentbankerin für den neu gegründeten Bereich „Large & Mid-Cap Corporate Advisory“ an Bord geholt. Sie kam von der Berenberg Bank. Auch Firmenkundenchef Frank Vogel kommt aus dem Investmentbanking: Vor seinem Wechsel zu den Franzosen war er 19 Jahre bei der US-amerikanischen Citigroup tätig und dort einer der Chefs des Investmentbankings in Deutschland.

BNP Paribas: Riesensprung im DCM-Geschäft

Und zu tun gibt es für Beide genug: Während es für die Bank in der M&A-Beratung mit 7 Prozent der Stimmen erneut für Platz 6 hinter der HypoVereinsbank reicht, verliert sie bei der Frage nach den führenden Instituten im Eigenkapitalmarktgeschäft gleich zwei Plätze und teilt sich in der Gunst der CFOs ebenfalls Platz 6 mit der in dieser Disziplin eher schwächelnden Commerzbank.

Freuen darf sich das Firmenkundenteam hingegen über den Fortschritt im Fremdkapitalmarktgeschäft und bei Anleiheplatzierungen (DCM). Nachdem die deutschen Finanzchefs die BNP Paribas im vergangenen Jahr fast gar nicht auf dem Schirm hatten, schießt sie in diesem Jahr an der Konkurrenz vorbei auf Platz 2. Mit 16 Prozent der Stimmen müssen sich die Franzosen in diesem Segment nur noch der Deutschen Bank geschlagen geben.

Mit Letzterer und der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) teilt sich die BNP auch den siebten Platz in der Kategorie Kundenservice. Dieser hat in Coronazeiten aus Sicht der Befragten bei der BNP  etwas nachgelassen. So bringen es die Franzosen in der Bewertung von 1 („sehr schwach“) bis 10 („sehr stark“) durchschnittlich noch auf 6,5 Punkte, 2020 waren es 7 Punkte. Vereinzelt waren Stimmen laut geworden, die Bank sei in der Krisenzeit nicht gut erreichbar gewesen.

Auch bei der Digitalisierung ihres Firmenkundengeschäfts könnte die Bank aus Sicht der Finanzchefs noch eine Schippe drauflegen. Lediglich 6 Prozent der befragten CFOs und Treasurer sieht sie in diesem Bereich als führend an: Platz 7.

Deutsche Konkurrenz muss sich in Acht nehmen

Unterm Strich kann Firmenkundenchef Vogel mit den Ergebnissen des diesjährigen FINANCE-Banken-Surveys dennoch zufrieden sein, zeigen diese doch, dass die Franzosen mit ihrem Wachstumskurs im deutschen Firmenkundengeschäft einiges erreicht haben: eine starke Verankerung in der Zielgruppe gleich in zahlreichen zentralen Geschäftsfeldern. Weil Rivalen wie HSBC und ING vom Gas zu gehen scheinen, neigt sich das Pendel in Sachen stärkster Auslandsbank inzwischen stärker in Richtung BNP als noch in den vergangenen Jahren. Als nächstes könnten die starken deutschen Banken ins Visier der Franzosen geraten, zunächst die Landesbanken, die DZ und die HypoVereinsbank. Und die Abwehrkette der Deutschen wackelt bekanntlich ja des Öfteren.

thomas.holzamer[at]finance-magazin.de

Info

Thomas Holzamer ist Redakteur bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Banken-Sektor, speziell das Firmenkundengeschäft. Er hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Thomas Holzamer mehr als 12 Jahre in den Redaktionen der Mediengruppe Offenbach-Post, zunächst als verantwortlicher Redakteur für Sonderpublikationen, später im Lokalen.