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Das bringt das Jahr 2025 im Firmenkundengeschäft

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Das Jahr 2025 hält für Banken und ihre Firmenkunden zahlreiche Herausforderungen bereit. Foto: Maximusdn - stock.adobe.com
Das Jahr 2025 hält für Banken und ihre Firmenkunden zahlreiche Herausforderungen bereit. Foto: Maximusdn - stock.adobe.com

Ob Einlagen, TLTRO-Gewinne oder gestiegene Zinseinnahmen im Kreditgeschäft: Die Zinswende hat den Banken deutlich genutzt und viele der Geldhäuser von Quartal zu Quartal zu neuen Gewinnrekorden getragen. Viele Banken verdienen so gut wie seit Jahren nicht mehr. Doch das könnte sich im noch jungen Jahr 2025 wieder ändern, denn die globalen Verwerfungen, die weiterhin schwächelnde Wirtschaft und die Zinssenkungen der Notenbanken belasten sowohl das Geschäft der Geldhäuser als auch das ihrer Kunden.

Und so dürfte der abebbende Rückenwind auf der Zinsseite auch zeigen, welche Geldhäuser im Firmenkundengeschäft die Segel auf der Provisionsseite zuletzt richtig gesetzt haben und 2025 an die guten Ergebnisse des Vorjahres anknüpfen können. Fest steht dabei schon, dass die Herausforderungen des vergangenen Jahres für Deutschlands Banken auch jene sind, vor denen sie im neuen Jahr stehen werden: die anhaltende Rezession und die daraus resultierende Rückkehr der Risikovorsorge, die andauernde Unsicherheit an den Märkten, eine schärfere Regulatorik sowie die Herausforderungen der Digitalisierung.    

Unsicherheit bleibt das „New Normal“

Was dies für ihre Corporate-Kunden bedeutet, und worauf sich CFOs in Sachen Finanzierung einstellen sollten, weiß Bernd Liesenkötter, Partner des auf die Bankbranche spezialisierten Beratungshauses ZEB. „Die anhaltende Unsicherheit sorgt dafür, dass wir im Firmenkundegeschäft vorerst noch keine steigende Kreditnachfrage sehen werden“, ist Liesenkötter überzeugt. Dazu mangele es dem Gros der Unternehmen angesichts der anhaltenden Wirtschaftsflaute, der Aussicht auf drohende Handelsbelastungen durch die schon vor seinem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle und der politischen Hängepartie in Deutschland an Vertrauen in Investitions-Cases.

„Dies dürfte sich nur dann ändern, wenn die Zollstreitigkeiten weit weniger schlimm ausfallen, als erwartet und es einer neuen deutschen Regierung schnell gelingen sollte, klare wirtschaftliche Wachstumsimpulse zu setzen, und auch dann frühestens zum Jahresende hin“, so Liesenkötter.

1. Banken schauen bei Kreditvergabe genauer hin

Darüber hinaus müssen CFOs und Treasurer 2025 damit rechnen, dass die Banken bei der Kreditvergabe angesichts der gestiegenen Risiken künftig noch genauer hinschauen. Dafür sorgt schon allein die Rückkehr der Risikovorsorge, die das Gros der Geldhäuser in den vergangenen Jahren hatte herunterfahren können. „Das hat sich gedreht und wir haben im vergangenen Jahr einen deutlichen Anstieg bei der Risikovorsorge gesehen, bei einigen Häusern sogar eine Verdrei- bis Verfünffachung“, berichtet der ZEB-Berater.

Gleichzeitig sorgen die steigenden regulatorischen Anforderungen – etwa durch Basel III und IV – dafür, dass Banken ihre Kreditengagements stärker analysieren, um die Effizienz beim Einsatz ihres Eigenkapitals zu steigern. Beides zusammen sorgt dafür, dass die Geldhäuser bei der Kreditvergabe die Zukunftsfähigkeit der Geschäftsmodelle ihrer Firmenkunden künftig noch gründlicher hinterfragen dürften als bisher schon.

Zwar betonen alle der von FINANCE befragten Firmenkundenchefs, auch 2025 das Volumen im Kreditgeschäft weiter vergrößern zu wollen, in der Realität dürfte die Aufstockung der Volumina jedoch nur bei einem Teil der Unternehmen ankommen. „Das trifft weniger jene Unternehmen, die über ein florierendes Geschäftsmodell und solide Finanzen verfügen, sondern dürfte die Situation für all jene Unternehmen und Branchen noch einmal verschärfen, die in der aktuellen Situation ohnehin bereits mit Problemen zu kämpfen haben“, sagt Liesenkötter.

Während beispielsweise Unternehmen aus Sektoren wie Automotive oder Immobilien sich mit der Finanzierung schwertun, dürften solche aus Wachstumsbranchen wie Pharma, Life Sciences oder Unternehmen mit einem Geschäftsfokus im Bereich Transformation auch weiterhin keine Probleme haben, Kredite zu kommen.   

Das unterstreicht das Ergebnis der am Donnerstag veröffentlichten KfW-Ifo-Kredithürde, wonach im vierten Quartal 2024 immerhin 32 Prozent der mittelständischen Unternehmen ein restriktives Verhalten der Banken bei der Kreditvergabe monierten. Besonders bekamen dies die Unternehmen aus den Bereichen Groß- und Einzelhandel sowie dem verarbeitenden Gewerbe zu spüren. Auch für Großunternehmen bleibe der Kreditzugang schwierig, heißt es in der Mitteilung der KfW weiter.   

2. Unsicherheit dämpft ESG-Bemühungen  

Weiterhin Unsicherheit herrscht derweil beim Thema Nachhaltigkeit. Während mit JP Morgan vergangene Woche nun auch die letzte der großen US-Banken ihren Ausstieg aus der Net-Zero Banking Alliance – der bislang wichtigsten Klimainitiative der Branche – angekündigt hat, herrscht auch hierzulande weiterhin Verunsicherung, wohin die Reise beim Thema ESG gehen wird.

So hat unter anderem die CDU im Falle eines Wahlsiegs bei der kommenden Bundestagswahl eine Überprüfung und Aufweichung von Regelungen wie dem Aus für Verbrennungsmotoren bis 2035 angekündigt. „Das würde letztlich auch wieder für mehr Unsicherheit bei den Unternehmen sorgen“, gibt ZEB-Partner Liesenkötter zu Bedenken.

Gleichzeitig wollen mehr als 90 Prozent der Unternehmen auch in den kommenden Jahren weiter in das Thema Nachhaltigkeit investieren, wie der jüngst veröffentlichte „Energiewende-Kompass 2024“ der NordLB zeigt, für den die Landesbank deutschlandweit 300 Entscheider aus mittelständischen Unternehmen befragt hat. Parallel gab aber mit 46 Prozent rund die Hälfte der Unternehmen an, dazu staatliche Förderung benötigen.

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3. Digitalisierung im Bankensektor erfolgt nur schrittweise

Ein weiteres Feld, in dem die Banken auch 2025 weiterhin mit Herausforderungen zu kämpfen haben, ist die Digitalisierung. Dabei haben vor allem große Geschäftsbanken mit ihrer traditionell komplexen IT-Struktur noch immer zu kämpfen, wie zuletzt auch die Probleme der Deutschen Bank bei der Migration der IT-Systeme der Postbank gezeigt haben.

Bei der Digitalisierung des Firmenkundengeschäfts dürfte daher aus Sicht von Bernd Liesenkötter vor allem kleinere Schritte zu erwarten sein. In diesem Feld geht es für die Finanzinstitute vor allem darum, bestehende Produkte besser und die Prozesse schneller und effizienter zu machen. „Dafür machen die Banken bei der Implementierung digitaler Produktlösungen in vielen Bereichen gute Fortschritte“, so der ZEB-Berater. Als Beispiel nennt er etwa das Cash Management.

Spannend dürfte es dabei auch rund um das Trendthema Künstliche Intelligenz (KI) bleiben, in dem viele Banken derzeit nach Anwendungsmöglichkeiten suchen. Bis die neue Technik jedoch auch im Corporate Banking flächendeckend zum Einsatz kommt, dürfte es noch eine Weile dauern: „Ich denke, die Chancen durch den Einsatz von KI werden kurzfristig überschätzt, langfristig aber unterschätzt“, ist sich Liesenkötter sicher.

Thomas Holzamer ist Redakteur bei FINANCE sowie Chef vom Dienst bei FINANCE-Online und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Banken-Sektor, speziell das Firmenkundengeschäft. Er hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Thomas Holzamer mehr als 12 Jahre in den Redaktionen der Mediengruppe Offenbach-Post, zunächst als verantwortlicher Redakteur für Sonderpublikationen, später im Lokalen.