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EY erringt bedeutendes VW-Mandat

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Volkswagen will EY zum neuen Abschlussprüfer machen. KPMG konnte sich im Wettbewerb um das Prüfmandat hingegen nicht durchsetzen.
Volkswagen

Ernst & Young (EY) hat erneut ein Mandat im Dax gewonnen: Das Big-Four-Haus wird aller Voraussicht nach ab 2020 der neue Konzernprüfer von Volkswagen. Diese Information hat VW auf FINANCE-Anfrage bestätigt. Der Vorschlag muss zwar noch von der Hauptversammlung bestätigt werden, das ist in aller Regel aber Formsache.

Bisher wird VW von dem EY-Rivalen PwC geprüft, der das Mandat damit ab 2020 verlieren wird. VW hatte das Mandat vor rund einem Jahr wegen der verpflichtenden Abschlussprüferrotation ausgeschrieben. Wegen dieser müssen kapitalmarktorientierte Unternehmen in Deutschland nach zehn Jahren ihr Prüfmandat neu ausschreiben.

EY prüft immer mehr Dax-Unternehmen

Damit ist VW nun schon das vierte große Prüfmandat, das EY im Zuge der Abschlussprüferrotation erringen konnte. Vor wenigen Wochen erst wurde bekannt, dass EY sich gegen PwC durchgesetzt hat und ab 2020 neuer Prüfer bei der Deutschen Bank wird – dem Unternehmen, das aktuell das höchste Honorar im Dax zahlt.

Zuvor hatte EY schon mit dem überraschenden Erringen des Commerzbank-Mandats von sich Reden gemacht. Erst vor Kurzem wurde außerdem bekannt, dass EY das Mandat bei dem Versicherer Münchener Rück gewonnen hat. Und auch der bisherige Kunde Siemens, der den Auftrag neu ausgeschrieben hat, hat EY erneut zum Konzernprüfer bestellt. Bei der Vorlage der Geschäftszahlen Ende Oktober hat EY-Deutschlandchef Hubert Barth das Ziel bekräftigt, im Zuge der Rotation bis zu sechs Mandate im Dax zu gewinnen.

Mit VW, der Münchener Rück, Deutsche Bank, Siemens, Wirecard und Beiersdorf wird das Big-Four-Haus künftig schon sechs Dax-Unternehmen prüfen. Heidelberg Cement, aktuell noch EY-Kunde, wird ab 2020 einen neuen Prüfer haben. Damit hat EY das selbst gesteckte Ziel schon jetzt erreicht. Beworben hat sich EY laut Hubert Barth auch noch um die seit einiger Zeit ausgeschriebenen Mandate bei der Lufthansa und Fresenius.

KPMG hätte gute Chancen bei VW gehabt

Das Erringen des Prüfauftrags bei VW dürfte für EY aber ein hartes Stück Arbeit gewesen sein: Wie FINANCE aus Marktkreisen erfahren hat, hat auch Konkurrent KPMG erbittert um das Mandat gekämpft. Ob auch Deloitte an der Ausschreibung teilgenommen hat, ist nicht bekannt. In den Kampf um ein Mandat fließt viel Zeit und Geld – KPMG dürfte genau wie EY ein Jahr lang intensiv um den Zuschlag von VW gerungen haben.

Dabei hatte KPMG ein gewichtiges Argument auf seiner Seite: Das Big-Four-Haus prüft schon sehr lange andere Autokonzerne, darunter die Schwergewichte BMW und Daimler. Die Erfahrung in der Automobilbranche war auch das zentrale Argument beim Werben um den Kunden VW.

Wird KPMG jetzt Berater von VW?

Nun verdüstert sich die Lage KPMGs in der Autobranche. Das Mandat bei BMW wird KPMG 2019 an PwC abgeben, und auch Daimler dürfte in den nächsten Jahren den Prüfer wechseln. Damit droht KPMG seine langjährige Vormachtstellung als Automotive-Prüfer über kurz oder lang zu verlieren. Damit könnten personelle Abgänge einhergehen: Viele der aktuellen Automotive-Spezialisten sowie ganze Teams dürften zu den neuen Prüfern der Autokonzerne wechseln, und das sind PwC und EY.

Eine Chance aber eröffnet sich für KPMG durch den verloren gegangenen Prüf-Pitch bei VW: Das Big-Four-Haus kann sich als Unternehmens- oder Steuerberater bewerben. Es gibt keine Unabhängigkeitskonflikte, und im Gegensatz zum Noch-Prüfer PwC muss KPMG keine Cooling-In-Periode abwarten. Damit hat KPMG dort beste Chancen – und die Beratungshonorare sind meistens wesentlich höher als die in der Prüfung.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Info

Wessen Geschäft wächst am stärksten, wer gewinnt die lukrativsten Mandate? Wie sich KPMG, PwC, Deloitte und EY entwickeln, können Sie auf unserer Themenseite zu den Big Four nachlesen.

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.